Das Wasser und das liebe Geld
05.12.2025 Bezirk Liestal, Gemeinden, Finanzen, SeltisbergGemeindeversammlung schluckt Gebührenerhöhungen
Die Gemeindeversammlung von Seltisberg hat die Gebühren für Wasser und Abwasser deutlich erhöht und das knapp rote Budget nach geringen Korrekturen gutgeheissen. Ausserdem stellte sie die Weichen für die ...
Gemeindeversammlung schluckt Gebührenerhöhungen
Die Gemeindeversammlung von Seltisberg hat die Gebühren für Wasser und Abwasser deutlich erhöht und das knapp rote Budget nach geringen Korrekturen gutgeheissen. Ausserdem stellte sie die Weichen für die mögliche Wiederbelebung der gemeindeeigenen Tugmattquelle.
André Frauchiger
Der Seltisberger Gemeinderat beantragte der Gemeindeversammlung im Zuge der Teilrevision des Wasserund des Abwasserreglements deutliche Gebührenerhöhungen. Die Grundgebühr beim Trinkwasser soll von 20 auf 80 Franken und die Anschlussgebühr von 450 auf 650 Franken angehoben werden. Die Kosten pro Kubikmeter Wasserbezug soll bei 3.50 Franken belassen werden. Bei den Abwassergebühren sah der Gemeinderat eine Erhöhung der Grundgebühr von 30 auf 100 Franken pro Jahr und eine Verdoppelung der Mengengebühr auf 2 Franken pro Kubikmeter vor. Die Anschlussgebühr hingegen würde um 200 Franken günstiger und noch 450 Franken kosten. Die Anpassung der Gebühren ermögliche vorläufig ausgeglichene Rechnungen der Regiekassen, ansonsten gebe es Defizite, begründete Gemeindepräsident Tobias Grieder die Gebührenanpassungen.
Nach einem hauchdünn mit 32 zu 31 Stimmen gescheiterten Rückweisungsantrag der Teilrevision des Wasserreglements – die Regelungen bei Um- und Erweiterungsbauten seien zu überarbeiten – wurde das Reglement letztlich klar gutgeheissen. Auch der Versuch, im Abwasserreglement die Grundgebühr nur auf 50 anstatt 100 Franken zu erhöhen, scheiterte – mit 45 zu 33 Stimmen. Letztlich schluckte die Versammlung auch diese Kröte mit grossem Mehr: 55 Stimmberechtigte sagten Ja, 19 Nein, 14 enthielten sich.
Das Budget für das kommende Jahr weist bei einem Aufwand von rund 6,4 Millionen Franken einen Aufwandüberschuss von rund 37 800 Franken auf. Zwei Kürzungsvorschläge des Gemeinderats stiessen auf erfolgreiche Opposition, weshalb sich das Budget noch leicht verschlechtert: Erstens erreichten drei Vertreterinnen des «Elternforums Seltisberg» mit 66 Ja- gegen 7 Nein-Stimmen, dass das Geld für die notwendige Neuanschaffung eines Sonnensegels auf dem Pausenplatz der Schule nicht gestrichen wird, sondern hierfür 20 000 Franken ins Investitionsbudget 2026 aufgenommen werden. Zweitens soll das Schüler-Schwimmen im bisherigen Umfang von rund 13 300 Franken von der Gemeinde unterstützt werden. Dieser Antrag wurde mit 43 Ja- gegen 33 Nein-Stimmen gutgeheissen.
Der Steuerfuss wird im nächsten Jahr unverändert bei 59 Prozent der Staatssteuer belassen – dagegen wandte sich niemand. Die Hundegebühr soll neu für jeden Hund 120 Franken betragen, ohne Abstufung bei weiteren Hunden eines Halters; dies wurde nach kurzer Diskussion mit 71 zu 5 Stimmen beschlossen. Das Budget wurde schliesslich ohne Gegenstimme gutgeheissen.
Der vom Gemeindepräsidenten vorgelegte Finanzplan 2026–2030 zeigte auf, dass die Verschuldung bis 2030 leicht abnimmt. Der Gemeinderat setze auf «neue Bauten mit neuen Steuerzahlenden», hiess es. Seltisberg müsse attraktiv bleiben – aber auch weiterhin sparsam.
Quelle soll überprüft werden
Zu reden gab die Zukunft der gemeindeeigenen Quellen. Seit Mai 2024 fliesst kein Wasser mehr von den Tugmattquellen auf dem Gemeindegebiet von Nuglar-St. Pantaleon in das Reservoir Galms. Es wird vermutet, dass das plötzliche Versiegen der Quelle im Frühjahr vergangenen Jahres auf eine Verstopfung der Transportleitung zwischen Quelle und Reservoir zurückzuführen ist.
Der Gemeinderat beantragte, die Leitungen und Anlagen zu untersuchen und erst dann Entscheide über das weitere Vorgehen zu treffen. Für die Untersuchungen beantragte er einen Kredit über 40 000 Franken, den die Versammlung mit einer Gegenstimme bewilligte. Einen Antrag, sofort ohne vertiefte Kenntnisse der Situation mit den Reparaturarbeiten mit Kosten von 61 000 Franken zu beginnen, lehnten die Stimmberechtigten mit 50 zu 20 Stimmen ab. Sie folgten damit dem Gemeinderat.
In diesem Zusammenhang steht auch die Zukunft des Pumpwerks Oris zur Diskussion. Das Grundwasserpumpwerk wird bereits seit 2008 wegen Qualitätsproblemen nicht mehr für die öffentliche Trinkwasserversorgung genutzt. Die Konzession für die Grundwasserentnahme lief Ende 2019 aus. Im Vordergrund stehen zwei Möglichkeiten: die Aufgabe des Notbrunnens oder der komplette Rückbau von Brunnen und Pumpwerk. Das wird noch zu entscheiden sein.
Aktuell bezieht Seltisberg sein Trinkwasser von Bubendorf. An der Versammlung wurde spürbar, dass grosses Interesse an eigenem Wasser von der «Tugmatt» besteht. Einzelne Votanten sagten, dessen Qualität sei viel besser als dasjenige aus der Nachbargemeinde Bubendorf und könne die Versorgungssicherheit zusätzlich gewährleisten.

