Damit Wasser auch in Trockenzeiten sprudelt
01.03.2024 Baselbiet, Rickenbach, Buus, Maisprach, Gemeinden, BauprojekteGrundwasserförderung für 5,2 Millionen Franken
Um Engpässe bei der Wasserversorgung zu vermeiden, wollen Buus, Maisprach und Rickenbach einen Zweckverband gründen. Das letzte Wort haben die Stimmberechtigten an den jeweiligen Gemeindeversammlungen.
Otto ...
Grundwasserförderung für 5,2 Millionen Franken
Um Engpässe bei der Wasserversorgung zu vermeiden, wollen Buus, Maisprach und Rickenbach einen Zweckverband gründen. Das letzte Wort haben die Stimmberechtigten an den jeweiligen Gemeindeversammlungen.
Otto Graf
Die klimatischen Veränderungen und die steigenden Bevölkerungszahlen wirken sich auch auf die Trinkwasserversorgung aus. Regnet es über eine längere Zeitspanne nicht oder nur wenig, reicht die Schüttung der Quellen oft nicht, um den Wasserbedarf abzudecken. Betroffen sind namentlich Gemeinden, die ihr Wasser aus Quellen beziehen und nicht auf ausreichende Grundwasserressourcen zurückgreifen können. Nun wollen die Gemeinden Buus, Maisprach und Rickenbach das Problem von Grund auf lösen.
Nach mehrmonatigen Verhandlungen und Abklärungen gedenken sie einen Zweckverband zu gründen. Der Entwurf der Statuten, die das Amt für Umwelt und weitere kantonale Stellen vorgeprüft haben, liegt bereits vor. Ebenso die Verwaltungs- und Betriebsverordnung. Nun kommen die Gemeindeversammlungen zum Zug: Rickenbach am 4. März, Buus am 14. März und Maisprach am 15. März. Gibt es in allen drei Gemeinden ein Ja, müssen die Beschlüsse noch vom Regierungsrat abgesegnet werden. Der Beschluss wird bis Mitte des laufenden Jahres erwartet.
Nach der Trinkwasserhavarie im Herbst 2020 gab der Gemeinderat Buus in Absprache mit den kantonalen Ämtern bei der Firma Holinger AG eine Machbarkeitsstudie in Auftrag, die die Situation des Grundwasserpumpwerks Tal (Inbetriebnahme 1966) beurteilen und Varianten für eine langfristige Sicherstellung einer einwandfreien Wasserbeschaffung aufzeigen sollte. Drei Varianten wurden dabei vertieft geprüft: Neubau eines zweiten Grundwasserpumpwerks, die Weiternutzung des bestehenden und der Bau eines neuen Betriebsgebäudes mit Weiternutzung der bestehenden Brunnenfassungen. Der Gemeinderat entschied sich aus finanziellen und wirtschaftlichen Gründen für einen Neubau gegenüber dem bestehenden Grundwasserpumpwerk im südöstlichen Teil des Gemeindebanns Buus.
Grundwasserförderung macht's
Die Gemeindeversammlung vom 3. Dezember 2021 bewilligte einen Verpflichtungskredit von 250 000 Franken für das Erarbeiten des Vorprojekts sowie den Einbau einer Ultrafiltrations-Pilotanlage. Auf Basis des daraus resultierenden detaillierten Bauprojekts sprach die Gemeindeversammlung Buus am 23. August vergangenen Jahres einen Bruttokredit über 5,2 Millionen Franken für den Bau eines neuen Grundwasserpumpwerks. Da die Wasserversorgung Buus grosse Wassermengen an landwirtschaftliche Betriebe in der Hügelzone liefert, wurden zusammen mit dem landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain Bundesgelder im Rahmen eines Meliorationsprojektes beantragt – mit Erfolg. Bund und Kanton haben bereits im August 2023 eine finanzielle Unterstützung von rund 1,7 Millionen Franken mittels Vorbescheid in Aussicht gestellt. Folglich reduziert sich der Investitionsaufwand entsprechend: In Buus auf 2,4 Millionen Franken, in Maisprach auf 800 000 Franken, in Rickenbach auf 300 000 Franken.
Am 31. Mai beginnen die Bauarbeiten. Im Frühjahr 2026 soll das neue Pumpwerk ans Netz gehen. Das Betriebsgebäude ersetzt die bestehende Anlage. Die Brunnenfassungen bleiben jedoch bestehen. Das Rohwasser wird mittels einer Ultrafiltrationsanlage sowie einer UV-Anlage aufbereitet.
Alle Gemeinden (Maisprach, Rickenbach, Hemmiken und Hellikon), die Wasser aus Buus beziehen, wurden während der zweijährigen Projektierungsphase durch die Gemeinde Buus laufend informiert. In dieser Zeit wurden auch Gespräche über die Erneuerung der Wasserlieferverträge beziehungsweise der Gründung eines gemeinsamen Zweckverbands geführt. Im September vergangenen Jahres haben die Gemeinderäte von Buus, Maisprach und Rickenbach eine Absichtserklärung für die Gründung eines gemeinsamen Zweckverbands verabschiedet. Danach wurden die Statuten gemeinsam erarbeitet und dem Kanton zur Vorprüfung vorgelegt.
Der Wasserreichtum von Buus ist durch das seit 1966 geförderte Grundwasser «im Tal» begründet. Dieses macht etwa 85 Prozent der gesamten Wasserförderung aus. Grundwasser reagiert weniger empfindlich auf Trockenperioden und garantiert somit eine hohe Versorgungssicherheit auch bei ausbleibendem Niederschlag. In Maisprach und Rickenbach basiert die Wasserbeschaffung auf dem Zufluss von Quellen. Diese versiegen nach längerer Trockenheit relativ schnell. Dank des Grundwassers ist Buus in der Lage, seinen Nachbarn bei Bedarf das köstliche Nass zu liefern. Rickenbach – seit 1991 mit dem Netz aus Buus verbunden – musste in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich 16 Prozent des Wasserbedarfs zukaufen, wie Gemeindepräsident Matthias Huber bestätigt. Maisprach bezieht seit 1966 durch eine eigene Transportleitung Wasser aus dem Pumpwerk in Buus. Die Quote des Fremdwassers lag gemäss Angaben von Gemeinderat Dorian Wernli im Jahr 2023 bei rund 40 Prozent.
Die Bereitschaft, die Zusammenarbeit zu verstärken und anstelle der Wasserlieferverträge einen gemeinsamen Zweckverband zu gründen, war bei allen beteiligten Gemeinden hoch. Die Konditionen wie Wasserbezugspreis sowie die finanzielle Beteiligung an Investitionen in neue Anlagen sind in den Wasserlieferverträgen festgehalten. Mit dem Neubau hätte Buus den Wasserbezugspreis erhöhen sowie finanzielle Beiträge an die Investitionskosten einfordern müssen, ohne Mitspracherecht der Abnehmergemeinden notabene. Der Zweckverband garantiert hingegen allen Vertragspartnern ein demokratisches Mitspracherecht. Es ist eine Win-win-Situation für alle drei Gemeinden.
Mit der neuen Anlage ist die Versorgungssicherheit in der Wasserregion 5 auf einem hohen Niveau. Allerdings gibt es für die Region kein vollständig unabhängiges zweites Standbein. Diese Situation wurde mit dem Kanton diskutiert. Aufgrund der relativ geringen Einwohnerzahl der involvierten Gemeinden, der neuen Anlage sowie der Ergiebigkeit des Grundwasserspiegels ist dieses zweite Standbein für die Wasserregion 5 mittelfristig vom Tisch.
Aarewasser im Baselbiet?
og. In Oltingen soll Wasser aus dem Aaretal durch Kapillarwirkung in die Höhen des Jura gelangen und die Gallislochquelle in einem Ausmass speisen, dass die Schüttung dieser Quelle auch in Trockenzeiten hoch und kaum rückläufig ist. Die «Volksstimme» fragte bei den Verantwortlichen in Buus – Gemeindepräsidentin Nadine Jermann, Wasserchef Christian Kaufmann und Gemeindeverwalter Claudio Maibach – nach, was es mit diesen Aussagen auf sich hat: «Wir sind keine Spezialisten auf diesem Gebiet. Aber ja, auch bei uns erzählt man sich solche Szenarien.»