Da ist noch Luft nach oben
13.03.2025 Bezirk Sissach, Fasnacht, SissachSchnitzelbankabend weniger überzeugend als in den Vorjahren
Die Themen waren vielfältig, die Pointen liessen jedoch häufig zu wünschen übrig. Die Bilanz des Sissacher Schnitzelbankabends ist durchzogen. Trotzdem gab es etwas zu lachen – zum Beispiel wegen ...
Schnitzelbankabend weniger überzeugend als in den Vorjahren
Die Themen waren vielfältig, die Pointen liessen jedoch häufig zu wünschen übrig. Die Bilanz des Sissacher Schnitzelbankabends ist durchzogen. Trotzdem gab es etwas zu lachen – zum Beispiel wegen der Büchelburg.
Abstinenzler
Sehr geehrtes Publikum, wir möchten euch begrüssen
Und die nächsten 10 Minuten euch äs bitz versüssen
Sollte unser Auftritt hier zu wünschen übrig lassen
Die Verse liessen wir das Johr durch KI verfassen.
Der allererste Vers des Abends, den der Bänklischliffer im vollbesetzten Saal des Hotels Sonne vortrug, erwies sich im Nachhinein in gewisser Hinsicht als prophetisch.
Denn: Der diesjährige Schnitzelbankabend, der unter einem Mangel an Gruppen litt, gehörte (diplomatisch ausgedrückt) nicht zu den besten der vergangenen Jahre. Bei vielen Versen wollte die Pointe nicht so recht sitzen (oder es gab gar keine). Mehr als verhaltener Applaus war dem Publikum häufig nicht zu entlocken. Und manchmal machte sich sogar ein gewisses Fremdschamgefühl breit, wenn (unter der Gürtellinie) über Nemos Geschlecht oder Bundesrätinnen hergezogen wurde.
Gewiss, es gab auch Ausnahmen: pfiffige Bänke mit lokalem Bezug und (mehr oder weniger) unerwarteten Wendungen. Dr Gugger:
Suberi Energie us Wasserkraft si mir in Sissach am Plane
Exakt dört, wo hüt Zunzge isch, chunnt denn dr Stausee ane
Liebi Zunzger, es isch halt denn s ganze Dorf
Unter Wasser vo dr Fotura bis zum Rössli
Drfür händer ufem Büchel denn es Wasserschlössli.
D’Öpfl spielten auf einen fleissigen Blitzer an:
Die bim Kanton sy keini Arbeitstier,
d’Schufle unterem Chini, drzue es Bier.
Doch ein füllt d’Kasse zimli gwitzt
Indem er z’Sissech jede blitzt.
Zobe würd er bim Füürobebier gern braschte,
doch leider isch er nur ä Blächchaste.
Oder der Tunnelbouer, der das Wirrwarr um die seit Langem geplante Hinterlassenschaft des Sissacher Jubiläumsjahrs thematisierte:
E Gmäiniroot, e Lööli, e Glünggi und e Sürmel
Häi chürzlig zämme Krach ghaa, es riisegrosses Gstürm, will
Dr Gmäiniroot het zum Lööli gsäit, är syg e blöde Siech
Und dä isch sofort zum Sürmel, was jo au nid jeede miech
Und het ihm daas verzellt und gsäit, dr Gmäiniroot syg nit bache
Und dr Sürmel hets im Glünggi gsäit, zerscht häi alli glache
Denn haut der Lööli doch im Gmäini root äis um d Ohre, dass es blüetet
Dr Glünggi und dr Sürmel häi denn nümme wyter gwüetet
Ganz zum Schluss isch denn zum Glück der ganzi Gmäiniroot wider zwääg.
Liebi Lüüt, so plant meh in Sissech e eigene Themewäg.
Als Sujet diente auch die Zürcher GLP-Politikerin Sanija Ameti, deren «Untat» mit einer Pistole und einem Marienbild bereits etwas in Vergessenheit geraten ist – D’Landstryycher: Dir frooged euch, was isch denn mit dämm Helgä
Mir säge’s euch, mir laufe uf dä Felgä
Wo mir dä Helgä, zum trochnä hän lo hange
Het sich d Ameti mit dr Knarre dra vergange.
Und nochmals die gleiche Gruppe:
D Frau Ameti het dr geistig Wäg verloh
Si schiesst uf Jesus, um nid us dr Üebig z cho
Hätt si z Amerika e zweiti Chance, zägg
Wär bim Trump nid numme s Ohre läppli wägg.
Hoch im Kurs standen traditionsgemäss «Nettigkeiten» gegenüber Zürich, Zunzgen und Gelterkinden – doch auch die Fasnachtshochburg Sissach wurde von «auswärtigen» Schnitzelbank-Gruppen nicht verschont. D’Landstryycher:
800 Joor lang Sissech und si löhns loh krache
Fiire s ganze Joor, si die denn nid ganz bache?
No vill länger fiire würd mä z Zunzge hindä
Wenn Sissech äntlich, vom Globus würd verschwinde.
Für gute Stimmung und einige Lacher sorgte ein weiterer «Auswärtiger»: d’Gwundernase. Zur Melodie des Schlagerlieds «Marmor, Stein und Eisen bricht» präsentierte er Verse mit Gelterkinder Bezug und einige derbe Verse. Zum Beispiel:
Liebe Monsieur De Coulon, mr hei e Root,
falls du nüm weisch, wie s mit der Villa witer goht.
Bewahr du die Ruine vom Ruin, erhalt se,
tue doch vo eus us lieber Sissach z Bode walze!
Buckter Fröschebei, deren Markenzeichen lange Verse sind, kommentierten die Politik in Übersee:
Recycling isch, wenn me us alte Sache
Nach em Sammle wieder neus Züg duet mache.
So git’s zum Bispiel us alte PET-Fläsche,
Nochher denn ganz schiggi nöii Handtäsche.
Mir Schwizer döi eus nid gern lobe
Bim Recycle si mir jo ganz obe
No besser duet s’Recycling-Renne Amerika beende
Dört duet me sogar alti Präsidente wiederverwende.
Aufgewertet wurde der durchzogene Schnitzelbankabend durch die musikalischen Darbietungen der Gugge FGS (Fasnachtsgesellschaft Sissach) und der Nuggi-Clique, ebenfalls aus Sissach. Auch das Essen und das Ambiente im mit 70 Gästen gefüllten «Sonne»-Saal überzeugten.
Taylor Swift soll den Kunstrasen retten
vs. Am Dienstagabend fand im Waldenburgertal der Schnitzelbankabend statt. Die teilnehmenden Gruppen traten in vier Beizen in Oberdorf und Niederdorf auf. Ein Comeback feierten die Dorfgeischter Oberdorf. Die Gruppe war von 1982 bis 2002 aktiv, kehrte aber für den diesjährigen Jubiläumsumzug in Oberdorf vorübergehend zurück. In einem langen Vers spielten sie auf den neuen Kunstrasen in Oberdorf an, den einige Einwohner verhindern wollen. Die Dorfgeischter schlagen ein Konzert vor, um das Geld für den Rasen zusammenzubekommen:
D’Finanze am Arsch – und nit im Griff D’Rettig isch s’Konzärt vo Taylor Swift
Dr Horizont vo Swifties längt um d’Wält Dä vo Oberdörfer – nur bis zum Gäld Frog an Politiker, Einwohner und «Pflutte» Wo sell denn d’Jugend lehre schutte
Ohne Schuttplatz git’s bim FCB In Zukunft keini Däge meh
Wenn me nit an d’Jugend dänkt
Isch’s Dänke halt e chly beschränkt
Jesus sprach … «die Generation 2.0 errichten»
Heisst kiffen, schwimmen, schutten und schwiften
S’Taylor Swift Konzärt garantiert Dass euses Tal nit erodiert