Betriebsgewinn reicht nicht als Fundament
11.04.2025 Baselbiet, Region, Baselbiet, FinanzenDas Kantonsspital arbeitete 2024 deutlich effizienter, wird aber vom Investitionsbedarf eingeholt
Das Kantonsspital Baselland hat 2024 einen betrieblichen Gewinn von fast 14 Millionen Franken erwirtschaftet. Dieses Resultat wird aber von den Abschreibungen aufgefressen – und diese ...
Das Kantonsspital arbeitete 2024 deutlich effizienter, wird aber vom Investitionsbedarf eingeholt
Das Kantonsspital Baselland hat 2024 einen betrieblichen Gewinn von fast 14 Millionen Franken erwirtschaftet. Dieses Resultat wird aber von den Abschreibungen aufgefressen – und diese werden weiter steigen. Mit oder ohne Neubau in Pratteln.
Peter Sennhauser
«Die tarifliche Situation ist im stationären Bereich schlecht – und im ambulanten Bereich schlechter.» Das sagte Barbara Staehelin, Verwaltungsratspräsidentin des Kantonsspitals Baselland (KSBL), über die Deckungslage der Gesundheitskosten im Spitalwesen. Sie kann sich allerdings für das Jahr 2024 über eine Steigerung der Zahl stationärer Patienten um rund 1000 auf über 23 000 freuen.
So ist es ihr – zusammen mit dem ganzen Team, wie sie ein ums andere Mal betont – im vergangenen Jahr gelungen, das Steuer des KSBL herumzureissen. Bei einem Gesamtumsatz von 460 Millionen Franken konnte mit höherer Nachfrage und einem Effiziensteigerungsprogramm ein betrieblicher Gewinn von rund 14 Millionen Franken erwirtschaftet werden. Das ist eine Ebitda-Marge von 3,1 Prozent. Bei Abschreibungen von rund 20 Millionen Franken resultiert aber auch 2024 ein Verlust. Und angesichts des Investitionsbedarfs der kommenden Jahre werde dieser ansteigen, sagte Staehelin gestern an der Jahresmedienkonferenz des Kantonsspitals Baselland. Dies unabhängig davon, ob ein neues Spital in Pratteln gebaut wird oder die aktuellen Standorte in Liestal und auf dem Bruderholz saniert werden.
Solch frustrierender Aussichten zum Trotz sei es wichtig, das Betriebsergebnis nicht aus den Augen zu lassen, sagte Staehelin. Bei einem Personalkostenanteil von 68 Prozent mit 3300 Mitarbeitenden (verteilt auf 2500 Vollzeistellen) scheint unvermeidbar, dass Effizienzsteigerungen mit einem Abbau verbunden sind: 250 Stellenäquivalente an Einsparung seien das Ziel, sagte Staehelin, 150 habe das KSBL im Jahr 2024 bereits erreicht.
Und das bei gleichzeitig steigender Mitarbeitenden-Zufriedenheit: In sechs Befragungsthemen von «Teamatmosphäre» über «Vertrauen ins Management» bis zu «Absicht zu bleiben» hat sich durchwegs eine teils deutliche Verbesserung ergeben. Dass «Gehalt und Benefits» es nur von 5,1 auf 5,5 Punkte (von 10) geschafft hat, passt zu den Forderungen des VPOD Region Basel. Die Gewerkschaft verlangt, dass jetzt in Verbesserungen der Anstellungsbedinungen investiert, der Reallohnverlust der vergangenen Jahre ausgeglichen und die Löhne insgesamt erhöht werden. Staehelin versicherte, dass man sich um Verbesserungen bemühe, aber derzeit keine konkreten Zusagen machen könne.
Zu den mutigsten Entscheiden des Verwaltungsrats habe gehört, nach dem Abgang des CEO auf ein internes Interims-Trio zu setzen, das einen hervorragenden Job gemacht und gemeinsam mit der ganzen Belegschaft ein fertiges «Design-Ergebnis-Verbesserungsprogramm» hingelegt habe, auf dem der neue CEO jetzt aufbauen könne.
«Das wid nicht passieren»
Was die finanzielle Zukunft angeht, beschönigte die VR-Präsidentin mit der für sie typischen Mischung aus Transparenz und Direktheit nichts. In Gegenwart des neuen CEO Lukas Rist (siehe Kasten) zeigte sie auf, dass das KSBL nicht nur auf den Kanton als Besitzer für die Finanzierung der anstehenden Sanierungen und Neubauten angewiesen ist. Es brauche auch zwingend die versprochene Liquiditätssicherung von 150 Millionen Franken, um den Betrieb über den Oktober hinaus zu sichern (die «Volksstimme» berichtete). Sie wischte das theoretische Szenario einer Zahlungsunfähigkeit ab November, sollte der Landrat die Millionen nicht bewilligen, vom Tisch: «Das wird nicht passieren.
Wir haben einen Eigentümer, und der hat uns beauftragt, ein Spital zu führen», so Staehelin. Im übrigen sei die Systemrelevanz des Spitals erwiesen: «Wir haben fundamental geprüft, ob es uns braucht. Diese Frage muss man zulassen als Organisation, die der Öffentlichkeit gehört.» Dabei habe sich erwiesen, dass die Region mengenmässig auf das KSBL angewiesen sei.
Auch in der Standortfrage werde sich das KSBL, so Staehelin, neutral verhalten, sich aber mit allen relevanten Kriterien einbringen. Anhand der Investitionen von über 200 Millionen Franken in den vergangenen Jahren zeige sich, dass ein altes Haus nicht unbedingt günstiger käme als ein Neubau.
Dieses öffentliche Spital sei eines, das allen gehöre und für das alle bezahlten, weswegen es auch offen sein müsse. Wie etwa das Ambulante Operationszentrum auf dem Bruderholz, das dieser Tage öffnet: «Der Auftrag ist klar: Auch wenn es für euch unbequem ist, findet eine Lösung, wie andere Leute zu fairen Konditionen die Infrastruktur nutzen können.»
Den Weg von Regierunsrat Thomi Jourdan über die Ambulantisierung sieht Staehelin als zukunftsweisend. Innovationen wie das Projekt «Hospital@home», welches das KSBL anfangs Mai im Laufental als erstes öffentliches Spital der Schweiz lanciert, seien gute Mittel, um das Spital mit den Menschen zu verbinden. Allerdings müsse man dafür eigene Tarife aushandeln – «auf Basis der ambulanten Tarifstruktur rechnet sich das nie und nimmer», so Staehelin.
Lukas Rist: Biologe mit Transitions-Erfahrung
sep. Der neue CEO des KSBL heisst Lukas Rist und ist promovierter Biologe. Er hat jahrzentelange Erfahrung im Schweizer Gesundheitswesen als Wissenschaftler, Finanzchef und als CEO. Als ehemaliger Co-Leiter der Ambulatorien und der Forschungsförderung in der Klinik Arlesheim kennt er auch das hiesige Umfeld. Zwischenzeitlich auch Finanzchef und Geschäftsleitungsmitglied im Zürcher Triemli, hat Rist in seiner letzten Anstellung als CEO des Spitals Affoltern eine mehrjährige Transition umgesetzt: Denn das kleine Regionalspital zwischen Zug und Zürich sei kurz nach seinem Stellenantritt 2021 von der Spitalliste gestrichen worden. Ohne Leistungsauftrag vom Kanton Zürich in eine existenzielle Krise gestürzt, habe man sich voll auf Altersmedizin, Palliativmedizin und Psychiatrie konzentriert und so den «Change» geschafft. Er habe erlebt, was in einem Team mit dem nötigen gegenseitigen Vertrauen möglich sei – deswegen sei ihm im KSBL bei seinen bisherigen Begegnungen auch positiv aufgefallen, wie viele Mitarbeitende das Spital als eine Herzensangelegenheit bezeichnen.