Beide Basel starten Offensive
24.09.2024 Region, Gesundheit, Gesellschaft, BaselbietDie Gesundheitsdirektoren der beiden Basel, Lukas Engelberger und Thomi Jourdan, haben in Münchenstein die erste Etappe der Umsetzung der Pflegeinitiative vorgestellt. Die Ausbildungszahlen für Fachpersonen Gesundheit sollen um 20 Prozent erhöht werden.
Tobias ...
Die Gesundheitsdirektoren der beiden Basel, Lukas Engelberger und Thomi Jourdan, haben in Münchenstein die erste Etappe der Umsetzung der Pflegeinitiative vorgestellt. Die Ausbildungszahlen für Fachpersonen Gesundheit sollen um 20 Prozent erhöht werden.
Tobias Gfeller
Im November 2021 nahm die Schweizer Stimmbevölkerung die Initiative «Für eine starke Pflege» an der Urne deutlich an. Nachdem Bundesrat sowie National- und Ständerat lange um eine Umsetzung gerungen hatten, entstand der sogenannte Pflegeartikel. Dieser besagt, dass in einem ersten Schritt die Ausbildung für die Pflegeberufe gestärkt werden soll. Anschliessend sollen die Berufe selber attraktiver werden. In der ersten Etappe stehen vor allem die Kantone in der Verantwortung, in der zweiten Etappe die Betriebe selber. Dazu gehören vorwiegend Spitäler, Alters- und Pflegeheime sowie Spitex-Organisationen.
Die Nachbarkantone Baselland und Basel-Stadt gehen die Umsetzung gemeinsam an. Seit dem 1. Juli 2024 wird die partnerschaftlich erarbeitete Lösung in der Praxis umgesetzt. Am vergangenen Donnerstag präsentierten Thomi Jourdan (EVP) und Lukas Engelberger («Mitte»), die Gesundheitsdirektoren von Baselland und Basel-Stadt, in Münchenstein im Altersund Pflegeheim Hofmatt den anwesenden Medienschaffenden die beschlossenen Massnahmen.
Beide Kantone wollen künftig einen stärkeren Beitrag leisten, damit in der Pflege mehr ausgebildet wird. Der Bedarf werde aufgrund der demografischen Entwicklung weiter zunehmen, mahnte Jourdan. Der Baselbieter Gesundheitsdirektor zitierte eine Studie des Beratungsunternehmens PWC, wonach Baselland unter allen Kantonen schon bald die älteste Bevölkerung der Schweiz haben wird.
36 Millionen in acht Jahren
Baselland und Basel-Stadt gehen weiter als die Bundesvorgaben im Rahmen der Umsetzung der Pflegeinitiative, betonten beide Regierungsräte. «Wir wollen nicht nur die tertiäre Ausbildung stärken, wie es die Initiative eigentlich gefordert hat, sondern grundsätzlich die Ausbildung in der Pflege», erklärte Jourdan. Gerade die Lehre zur Fachperson Gesundheit sei ein wichtiger Bestandteil in der Pflegeausbildung. Ohne Fachpersonen Gesundheit (Fage) gebe es keine potenziell Studierenden im tertiären Sektor, erinnerte Jourdan.
Beide Kantone leisten für die Fage-Lehre Förderbeiträge. Zudem werden Betriebe unterstützt, die praktische Lehrstellen und Arbeitsplätze für Fachhochschülerinnen und -schüler anbieten. Zusätzlich werden Studierende individuell finanziell unterstützt und Beiträge an die Höhere Fachschule für Projekte und Massnahmen geleistet.
Die Phase «Ausbildung» in der Umsetzung der Pflegeinitiative dauert acht Jahre. Im Baselbiet geben Kanton und Bund in diesem Zeitraum zusammen 36 Millionen Franken aus. Der Bund beteiligt sich mit maximal 50 Prozent an den Massnahmen im tertiären Bereich. Der genaue Kostenschlüssel ist noch nicht bekannt. Die Investitionen in die Fage-Lehre stemmt der Kanton Baselland selber.
Schichteinsätze entschädigen
Damit der Bund Beiträge leistet, müssen die Kantone detaillierte Vorgaben umsetzen. Für Lukas Engelberger geht es daher auch um Wertschätzung, die beide Basel mit der Unterstützung ausdrücken wollen. Der Basler Gesundheitsdirektor stellte aber auch klar, dass beide Kantone schon in den Jahrzehnten vor der Pflegeinitiative Einrichtungen finanziell unterstützt haben. Marc Boutellier, Heimleiter der Stiftung Hofmatt, würdigte das Engagement von Baselland und Basel-Stadt und sprach von einer «finanziellen Entlastung» in der Ausbildung.
Ein Paradebeispiel für eine gelungene Ausbildung im Pflegebereich ist Vanessa Schär. Die 20-Jährige befindet sich im zweiten Lehrjahr zur Fachfrau Gesundheit in der Stiftung Hofmatt. Nach Abschluss der Sekundarstufe Niveau A absolvierte sie zuerst die Ausbildung zur Assistenz für Gesundheit und Soziales, die frühere Pflegeassistenz. Ihr Ziel sei es, nach der Lehre eine tertiäre Ausbildung zu beginnen, so Schär.
Thomi Jourdan lobte ihre Begeisterung und ihr Engagement für den Beruf und würdigte die Durchlässigkeit in den Pflegeberufen. «Es ist spannend. Man lernt immer Neues dazu – im Beruf und in der Schule», schwärmte wiederum Vanessa Schär nach dem Messen von Blutdruck, Puls und Zucker bei einer 88-jährigen Bewohnerin.
Berufsaustritten entgegenwirken
Nach der ersten Etappe mit Fokus auf die Ausbildung geht es bei der Umsetzung der Pflegeinitiative um die Attraktivität der Berufe selber, damit es im Vergleich zu heute zu weniger Austritten aus dem Beruf kommt. Das sei aktuell eine grosse Herausforderung, gab Heimleiter Marc Boutellier zu bedenken. Gerade auch die für den Pflegeberuf nötige Flexibilität fordere dem Personal viel ab. Die nötige Flexibilität müsse aufgefangen werden, meinte der Baselbieter Gesundheitsdirektor Thomi Jourdan. Am Ende gehe es in den meisten Punkten um die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel, sagte Boutellier.
Die beiden Basel verfolgen mit der Umsetzung der Pflegeinitiative ehrgeizige Ziele. Die Ausbildungszahlen für Fachpersonen Gesundheit sollen um rund 20 Prozent, diejenigen für die Höhere Fachschule um 10 Prozent erhöht werden. Mit dem vor einem Jahr eröffneten Campus Bildung Gesundheit in Münchenstein konnte das gemeinsame Angebot der Pflegeausbildungen bereits verbessert werden.
Den drohenden Pflegenotstand erkannte man aber schon Jahre vorher und handelte. Durch das gemeinsame Vorgehen im Baselbiet und in Basel-Stadt konnte die Zahl der Lehrstellen für den damals neuen Beruf «Fage» zwischen 2014 und 2022 um 33 Prozent gesteigert werden. Die Studienplätze für die Pflege Höhere Fachschule stiegen im gleichen Zeitraum sogar um 56 Prozent.