Bauernhöfe liefern Strom für eine Kleinstadt
09.09.2025 Bezirk Sissach, Gemeinden, Baselbiet, Landwirtschaft, SissachEbenraintag zeigt die Vielfalt der Landwirtschaft – und was sie der Gesellschaft liefert
Neun Gigawattstunden: So viel Strom produzieren 188 Landwirtschaftsbetriebe in 59 Baselbieter Gemeinden mit ihren Solaranlagen. Das ist nur eines der vielen «Produkte» hiesiger ...
Ebenraintag zeigt die Vielfalt der Landwirtschaft – und was sie der Gesellschaft liefert
Neun Gigawattstunden: So viel Strom produzieren 188 Landwirtschaftsbetriebe in 59 Baselbieter Gemeinden mit ihren Solaranlagen. Das ist nur eines der vielen «Produkte» hiesiger Bauern, wie der Ebenraintag zeigte.
André Frauchiger
Andreas Bubendorf, Leiter Ländliche Entwicklung und Ressourcen am Ebenrain-Zentrum in Sissach, hat es ausgerechnet und an einem bescheidenen Stand am Ebenraintag bekannt gegeben: Die Landwirtschaft in Baselland produziert Solarstrom, der für rund 1825 Haushalte reicht. Insgesamt handelt es sich um eine Leistung von 9 Gigawattstunden. 188 Landwirtschaftsbetriebe in 59 Gemeinden liefern diese Strommenge dank ihrer Photovoltaikanlagen auf den grossen Hofdächern.
Auch bei den landwirtschaftlichen Biogas-Anlagen geht es vorwärts, wie Bubendorf verrät: Zurzeit wird eine erste Anlage in Zeglingen gebaut. Mehrere weitere Projekte im Kanton stehen vor der Realisierung. Bubendorf betont, im Unterschied zum Ausland werde für den Betrieb einer Biogas-Anlage ausschliesslich Hofdünger, also Mist und Gülle aus der Nutztierhaltung, verwendet. Mist und Gülle stammen in der Regel aus der Rinder-, Pferde-, Schweine- und Geflügelhaltung. Die Verwendung von Anbaupflanzen für den Biogasbetrieb sei hierzulande ein absolutes «No go» – Lebensmittel würden keinesfalls für die Erzeugung von Biogas verwendet.
Neben der Energieerzeugung mit Solardächern und Biogas-Anlagen arbeiten die Landwirte mit verschiedensten innovativen Methoden, um Lebensmittel herzustellen und gleichzeitig die Umwelt zu schonen. Auch die Tierhaltung ist ein Thema. Beim «Säuli Quiz», wo Kinder Schlange standen, um einen Preis zu gewinnen, lautete eine Frage: «Wer kann die Haltung der Schweine in der Schweiz beeinflussen?» Die richtige Antwort: «Ich, mit meinem Einkauf!» Junge Schweine liegen als Publikumsattraktion fast neben dem Info-Stand – und faulenzen.
Beim Eingang zum Ebenraintag grüsst ein Strohballenturm – und eine Kindergruppe rast auf Plastiktraktoren um die Wette. Die Kühe dahinter nehmen es gelassen, fressen ruhig, ohne sich durch die vielen Besuchenden stören zu lassen.
Ein einheimischer Champion
Dem Raps- und Sonnenblumen-Speiseöl gehört die Zukunft. Beide Pflanzen sind ideal für einen grossflächigen Anbau in unserer Region. Wobei der Raps empfindlicher für Krankheiten ist und es bei schwierigen Witterungsverhältnissen zu Ertragsausfällen kommen kann. Ein gewisses Risiko für die Landwirte besteht also, was vielleicht erklärt, weshalb der Raps-Anbau in jüngster Zeit leicht rückläufig ist. Raps ist aber dennoch die wichtigste Ölpflanze in der Schweiz. Der hohe Anteil an ungesättigten Fettsäuren und das ideale Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Anteilen erklären die gesundheitliche Bedeutung von Raps. Kommt hinzu, dass zwei Löffel Rapsöl rund einen Drittel des Tagesbedarfs an Vitamin E abdecken.
Weiter zum «Gärtli am Ebenrain»: Im April wurde dieses Projekt von «Bioterra», der führenden Organisation für den Bio- und Naturgarten in der Schweiz, in Koordination mit dem Ebenrain-Kursgarten ins Leben gerufen – für Kinder und ihre Begleitpersonen. Das Programm ist gedacht für kleine und grosse Pflanzenfans, Naturforschende und auch Kompostmäuse, wie die Betreiber betonen. Das «Gärtli am Ebenrain» ist jeweils an Samstagnachmittagen geöffnet.
Auf dem Erlebnispfad im Ebenrain-Garten steht die Biodiversität im Mittelpunkt. Besucherinnen und Besucher entdecken den Aufruf, die einheimische Artenvielfalt zu stärken. Dies zum Beispiel mit dem Verzicht auf einen englischen Rasen zugunsten einer Blumenwiese. Auf gebietsfremde Pflanzenarten soll verzichtet werden, weil sie für viele Tiere kaum Nahrung bieten.
Die zu besichtigenden Bauernhoftiere wie Kühe, Pferde, Schweine und Hühner, ein Streichelzoo, Ponyreiten und Kutschenfahrten waren einige der Höhepunkte des diesjährigen Ebenraintags. Die zahlreichen Marktstände der Bäuerinnen und Bauern waren ebenfalls gut besucht.