AUSGEFRAGT | STEFAN KRAUSE, KAMERAMANN, LIESTAL
07.03.2025 Bezirk Liestal, Kultur, Bezirk Liestal, Fasnacht, Baselbiet«Der ‹Chienbäse› ist ein Riesenspektakel»
Kameramann Stefan Krause dreht einen Dokumentarfilm über den Liestaler «Chienbäse» und löste mit seiner Idee Begeisterung bei den Organisatoren aus. Der Film soll kein ...
«Der ‹Chienbäse› ist ein Riesenspektakel»
Kameramann Stefan Krause dreht einen Dokumentarfilm über den Liestaler «Chienbäse» und löste mit seiner Idee Begeisterung bei den Organisatoren aus. Der Film soll kein Erklärstück, sondern ein emotionales Zeitdokument werden.
Nikolaos Schär
Herr Krause, wie kam es dazu, dass Sie einen Dokumentarfilm über den «Chienbäse» drehen?
Stefan Krause: Der «Chienbäse» ist ein attraktives Motiv und bietet spektakuläre Bilder, die sich gut emotionalisieren lassen. Generell gefällt mir das Element Feuer sehr. Ich habe bereits Hansjörg «Ricki» Rickenbacher aus Läufelfingen bei seinen Feuerspektakeln mit der Kamera begleitet.
Sie arbeiten hauptberuflich als Kameramann für die SRG im Medienzentrum in Bern. Wie stemmen sie eine solche Produktion?
Mit sehr viel Leidenschaft. Bei der SRG habe ich in eine 70-Prozent -Stelle. Projekte wie die «Chienbäse»- Dokumentation realisiere ich mit meiner eigenen Produktionsfirma «Framegate Productions» im Nebenerwerb und in meiner Freizeit.
Also mit viel Freiwilligenarbeit.
Klar. Würde ich jede Stunde aufschreiben, wäre das Vorhaben nicht umsetzbar. Filme generell sind meine Leidenschaft. Bereits als 12-Jähriger hantierte ich mit einer Super-8-Film-Kamera im Zirkus Knie. Mit der Ausbildung zum News-Kameramann konnte ich meine Leidenschaft zum Beruf machen. Die Routine, die ich mir in 20 Jahren Berufserfahrung aneignen konnte, ist für so ein Mammutprojekt hilfreich. Mit der Stadt Liestal, dem Fasnachtskomitee Liestal (FKL), der Bürgergemeinde Liestal, der «IG Chienbäse» und der Feuerwehr konnte ich eine Kooperation vereinbaren, die mich abgesehen vom finanziellen Aspekt auch sonst sehr unterstützt.
Sie sind in Rheinfelden aufgewachsen. Was für einen Bezug haben sie zu Liestal und dem «Chienbäse»?
Schon als Kind in den 1970er-Jahren besuchten wir den Umzug. Ein Riesenspektakel. Seit drei Jahren lebe ich selbst in Liestal und habe das «Stedtli» ins Herz geschlossen.
Rheinfelden ist vom Charakter her ähnlich wie Liestal.
Verkehrstechnisch ist Liestal super erschlossen und für meine Pendelei nach Bern ideal. Wir haben viele Veranstaltungen in Liestal besucht, zum Beispiel das Lichterfest, und mit der Zeit gemerkt, dass in Liestal im Vergleich zu Rheinfelden sehr viel los ist. In die «Stedtli-Kultur» und die offenen Leute haben wir uns verliebt.
Sie haben bereits mehrere Dokumentarfilme mit lokalem Bezug wie die Sanierung der Farnsburg oder das Römerfest in Augusta Raurica gedreht. Was fasziniert sie an diesen Motiven?
Ich bin weniger der intellektuelle Filmer, der Arthouse-Filme dreht. Mir ist es nicht so wichtig, wie aktuell oder relevant ein Thema ist – das habe ich als Kameramann bei der SRG zur Genüge. Ich habe einfach eine Leidenschaft für das Brauchtum in der Region entwickelt. 2023 begleitete ich die Rotte 3 am Liestaler Banntag.
Hatten Sie deshalb leichtes Spiel, alle Verantwortlichen rund um den «Chienbäse» für ihre Idee zu begeistern?
Ich habe offene Türen eingerannt. Die Unterstützung ist von allen Seiten gross. Vor allem Martin Klaus, Präsident des FKL, hat mich mit allen involvierten Stellen bekannt gemacht, und das sind einige: die Stadt Liestal, das Tiefbauamt, die Feuerwehr und natürlich die «IG Chienbäse», die ich zuerst kontaktierte. Werni Fischer und Guido Fuhrer waren ebenfalls sehr hilfsbereit. Ich habe erst mit der Zeit gemerkt, was das für eine Riesenkiste wird. Meine Dokumentation zum Liestaler Banntag hat mir sicher geholfen, dass ich nicht auf Skepsis, sondern Wohlwollen stiess. Vom Moment an, als ich die Idee vorstellte, fingen alle Beteiligten an, mitzudenken.
Der Film soll 2026 fertiggestellt werden. Die Hauptdreharbeiten finden nächstes Jahr statt. Sie sind jedoch bereits dieses Jahr mit der Kamera unterwegs.
Genau. Im «Run-and-Gun-Style» will ich so viele Bilder wie möglich einfangen. Von 6 Uhr morgens bis tief in die Nacht werde ich unterwegs sein. Es wird ein emotionaler und physischer Kraftakt. 2026 werde ich mit fünf Kameraleuten und zwei Drohnenpiloten filmen.
Eine logistische Herausforderung in Anbetracht der Masse an Besuchern.
Auf jeden Fall. Mir wurde jedoch für den Umzug eine Begleitperson zur Verfügung gestellt, die mich durch den Abend manövrieren wird. Aber ja, es wird ein knallharter Drehtag – besonders, über solch eine lange Zeit den Fokus aufrechtzuerhalten, um die idealen Aufnahmen zu bekommen.
Was wollen Sie zeigen? Was gibt es über den «Chienbäse» noch zu erzählen?
Ich will einen emotionalen Film für die Liestalerinnen und Liestaler und keinen Werbefilm drehen. Man soll sehen, wie die Leute ihre Münder aufreissen und sich von der Hitze wegdrehen, wenn ein Feuerwagen an ihnen vorbei zieht. Ich will zeigen, was es alles braucht, damit ein solcher Grossanlass stattfinden kann, die Menschen dahinter zeigen, die mit dieser Tradition tief verbunden sind. Die Protagonisten sollen im besten Fall feuchte Augen bekommen, wenn sie vom «Chienbäse» erzählen. Gleichzeitig wird der Film als historisches Zeitdokument dienen.
Waren Sie überrascht, dass noch niemand einen solchen Versuch unternommen hat?
Es gibt viele kurze Filme und Aufnahmen, die den Umzug zeigen. Warum es nie eine Dokumentation über den «Chienbäse» gab, konnte mir jedoch auch von den Organisatoren niemand sagen.
Das Projekt ist also mit grossen Erwartungen verbunden.
Jetzt muss ich abliefern, was ich bereits allen «verzapft» habe. Ich bin jedoch hoch motiviert. Der Startschuss ist mit dem Holzschlag für den «Chienbäse» 2026 bereits erfolgt. Jetzt gilt es ernst. Bis jetzt hat es sich angefühlt, als würde ich auf einer Welle surfen. Schritt für Schritt fügt sich das Puzzle zusammen, doch vieles befindet sich noch in rollender Planung.
Damit Sie sich über den laufenden Projektstand informieren können, wird ein Newsletter auf www.framegate.changeboten.