«Aus betriebswirtschaftlichen Gründen falsch»
08.02.2024 Baselbiet, Abstimmungen, Basel, Baselbiet, RegionSP-Landrat Urs Roth zum neuen Anlauf für eine Spitalfusion
2019 ist das Vorhaben am Nein in Basel gescheitert – jetzt soll die Idee einer Fusion der Kantonsspitäler in Basel-Stadt und Baselland neu belebt werden. Die SP hat dazu Vorstösse in beiden ...
SP-Landrat Urs Roth zum neuen Anlauf für eine Spitalfusion
2019 ist das Vorhaben am Nein in Basel gescheitert – jetzt soll die Idee einer Fusion der Kantonsspitäler in Basel-Stadt und Baselland neu belebt werden. Die SP hat dazu Vorstösse in beiden Kantonsparlamenten eingereicht. SP-Landrat und Gesundheitsexperte Urs Roth (Niederdorf) wehrt sich.
David Thommen
Herr Roth, Ihre Partei, die SP, nimmt in beiden Basel einen neuen Anlauf, um die Kantonsspitäler von Baselland und Basel-Stadt zu fusionieren. Weshalb werden Sie heute im Landrat als SP-Gesundheitsexperte gegen das Anliegen votieren?
Urs Roth: Ich möchte vorausschicken: Ich bin nicht gegen eine Zusammenarbeit im gemeinsamen Gesundheitsraum der beiden Basel – ganz im Gegenteil. Ich bin auch nicht gegen eine enge Zusammenarbeit der beiden grossen öffentlich getragenen Spitäler USB und KSBL. Es gibt bereits heute zahlreiche Kooperationsfelder zwischen diesen beiden Spitälern, an einzelnen habe ich selbst mitgewirkt. Aber ich bin entschieden gegen eine betriebliche Fusion dieser beiden Häuser. Unter anderem auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen wäre dieser Schritt falsch. Denn das wird nicht günstiger, sondern teurer. Aufgrund meiner beruflichen Vergangenheit habe ich in den letzten 30 Jahren zahlreiche Zusammenarbeits- und Fusionsprojekte sehr eng begleitet. Darunter waren bessere, schlechtere und gescheiterte. Meine Beurteilung basiert auf diesem reichen Erfahrungsschatz.
Waren Sie seinerzeit 2019 froh, dass Basel-Stadt die Fusion an der Urne verworfen hat? Das Baselbieter Volk stimmte ja zu …
Ich habe bereits das Fusionsprojekt, das ich bis zu meinem Ausscheiden aus dem KSBL im Jahr 2018 eng begleitet habe und über das wir im Jahr 2019 dann abgestimmt haben, aus den gleichen Gründen abgelehnt.
Die Region Basel ist klein. Ist es nicht zu teuer, zwei Organisationen zu haben, die letztlich das Gleiche tun und sich erst noch konkurrenzieren?
Erstens machen diese beiden Institutionen nicht genau das Gleiche. Das USB ist ein universitäres Zentrum mit den diversesten Bereichen der hoch spezialisierten Medizin; das KSBL ist ein Zentrumsspital mit einer breiten erweiterten Grundversorgung. Beide Institutionen sind systemrelevant für die Versorgung. Für mich geht es hier somit nicht um eine gegenseitige Konkurrenzierung. Zweitens bin auch ich für schlanke Strukturen, gegen unnötige Investitionen und so weiter. Beispielsweise trat ich bereits zehn Jahre früher für die Schliessung des stationären Spitalstandorts Laufen ein; zu einem Zeitpunkt, als vor lauter Fusionsbestrebungen diese Meinung noch kaum einer hatte und schon gar nicht öffentlich zur Diskussion stellte.
Basel-Stadt und Baselland haben sehr hohe Gesundheitskosten. Was ist Ihr Rezept dagegen?
Ambulant vor stationär, mehr Effizienz in den Betrieben, schlanke Prozesse, Vermeidung unnötiger Investitionen, Abbau von Überregulierungen. Das Spitalmanagement ist gefordert. Aber wer glaubt, diese Punkte werden durch eine neue Spital-Megafusion gelöst, irrt gewaltig.
Fährt der Kanton Baselland weiterhin seine eigene Strategie, muss das Bruderholzspital neu gebaut werden. Was halten Sie vom Vorschlag, die Standorte Bruderholz und Liestal zu schliessen und irgendwo im Unterbaselbiet ein ganz neues Kantonsspital zu bauen?
Von Letzterem halte ich gar nichts. Diese Option wurde wiederholt – zuletzt im Vorfeld der Strategiediskussion, die im KSBL zur Strategie «Fokus» geführt hat – eingehend geprüft und klar verworfen.