Als der Eintritt noch 2.50 Franken kostete
19.11.2024 Bezirk Sissach, Kultur, Gesellschaft, Bezirk Sissach, Sissach, BaselbietAm 19. November 1949 brachte der Männerchor Frohsinn mit Unterstützung zahlreicher lokaler Talente die Revue-Operette Grüezi» auf die Bühne. Sechs Mal wurde das dreistündige Stück aufgeführt, begleitet von einem regionalen Orchester und einer ...
Am 19. November 1949 brachte der Männerchor Frohsinn mit Unterstützung zahlreicher lokaler Talente die Revue-Operette Grüezi» auf die Bühne. Sechs Mal wurde das dreistündige Stück aufgeführt, begleitet von einem regionalen Orchester und einer Ballettformation.
Melanie Frei
Heute ist es genau 75 Jahre her, dass der Männerchor Frohsinn Sissach die Revue-Operette «Grüezi» aufgeführt hat – zum ersten von insgesamt sechs Mal. 70 Laienschauspielerinnen und -schauspieler, vorwiegend aus Sissach, wirkten an der dreistündigen Aufführung mit.
Werner Degen (72) lebt seit über 70 Jahren in Sissach und hat der «Volksstimme» exklusives Bildmaterial von der damaligen Aufführung zur Verfügung gestellt. Nicht zuletzt, weil sein Vater, Karl Degen, im Stück mitwirkte. Er spielte Franz Blümli, einen der drei Söhne des Schweizer Hoteliers Gottfried Blümli (mehr zum Inhalt der Operette im Kasten).
Die musikalische Leitung hatte A. Grieder aus Ormalingen, das Ballett stand unter der Leitung von M. Strasser aus Sissach. Obwohl über diese Persönlichkeiten nicht mehr als die Namen bekannt sind, trugen sie wesentlich zum Erfolg des Werkes bei. «Besonders das Ballet war damals als Highlight empfunden worden, da dies damals nicht oft vorkam», so Degen. Die Operette, ein Dreiakter von Georg Burkhard mit der Musik von Robert Stolz und dem Text von Robert Gilbert, begeisterte das Publikum.
Zu wenig Mitglieder
Das Orchester, bestehend aus Musikern aus Sissach und Umgebung, sorgte für die musikalische Begleitung. Die prächtigen Kostüme kamen aus Basel vom «Kostüm Kaiser», und für das, was man heute «Hair and Make-up» oder Maske nennt, war damals der «Coiffeur» zuständig: H. Schwalder-Huber, Theatercoiffeur aus Basel, übernahm diese Aufgabe, wie dem alten Programmheftli zu entnehmen ist, das ebenfalls Werner Degen von seinem Vater übernommen hat. Ein Programmheft konnte damals für 30 Rappen erworben werden. Die Eintrittskarten für die Aufführung kosteten zwischen 2.50 und 5 Franken. Der Reinertrag der Operette «Grüezi» betrug 3600.85 Franken.
Der 1895 gegründete Männerchor bestand fast 100 Jahre. Schon damals war die Mitgliederanwerbung eine Herausforderung, wie Werner Degen sagt. «Der Männerchor konnte 1995 noch sein 100-jähriges Bestehen im ‹Alpbad› Sissach feiern – ein schöner Abschluss, bevor sich der Verein wegen zu wenigen Mitgliedern auflöste», so Degen. Die Sänger – wenn das Interesse bestand – konnten in den Männerchor Liederkranz übertreten, den es heute noch gibt.
Liebe, Chaos und Schweizer Charme
mef. Die Operette «Grüezi» handelt vom Schweizer Hotelier Gottfried Blümli, der im Begriff ist, die Fremden-Saison zu eröffnen. Die Fremden-Saison ist ein historischer Begriff, der sich auf die Zeitspanne bezieht, in der Hotels vermehrt Gäste – häufig aus dem Ausland – empfangen. Seine drei Söhne, jeder in einer anderen Landessprache erzogen, kehren vom Militärdienst zurück, um ihre Posten als Koch, Sportlehrer und Rezeptionist aufzunehmen.
Das von Vater Blümli vor Jahren angenommene Kind Gritli aus Wien ist gross und schön geworden, das ganze Haus fügt sich nach ihren Befehlen. Schlimm steht es um die vier Blümli, denn sie sind alle in Gritli verliebt und jeder möchte sie heiraten. Nun folgt die Saison-Eröffnung unter der Parole «Grüezi» und es kommen Fremde ins Hotel. Marie aus Wien, Marietta aus Mailand und Marianne aus Paris. Sie haben alle in der Lotterie eine Ferienreise in die Schweiz gewonnen. Gleichzeitig erscheint der Filmregisseur Karl Hell, der einen Tonfilm in der Schweiz drehen möchte. Die Hauptdarstellerin und Hauptdarsteller sind die Ungarin Ilonka Vörös und der Österreicher Willi Frost.
Dann beginnt ein buntes Treiben im Hotel «Zum Wilden Mann». Das Stück wurde begleitet von Schweizerliedern, Tänzen und Spielen. Das Ende präsentierte – wie es anders nicht hätte sein sollen – vier glückliche Hochzeitspaare.