Aller guten Dinge sind drei – oder vier
02.12.2025 Bezirk Waldenburg, Baselbiet, EptingenVerschmähte Eptinger Kandidatin für Gemeinderat gibt nicht auf
Konkurrenz hatte Vivian Kleiber bei der Gemeinderatsersatzwahl in Eptingen keine. Gewählt wurde sie trotzdem nicht, sondern ein Alt-Gemeinderat, der gar nicht mehr will. Der Wahlsonntag hatte es auf kommunaler ...
Verschmähte Eptinger Kandidatin für Gemeinderat gibt nicht auf
Konkurrenz hatte Vivian Kleiber bei der Gemeinderatsersatzwahl in Eptingen keine. Gewählt wurde sie trotzdem nicht, sondern ein Alt-Gemeinderat, der gar nicht mehr will. Der Wahlsonntag hatte es auf kommunaler Ebene in sich.
Christian Horisberger
Die Eptingerinnen und Eptinger wollen mit Vivian Klaiber nicht warm werden. Auch im zweiten Wahlgang verwehrten sie der 49-jährigen praktischen Psychologin und Lebensberaterin den Einzug in den Gemeinderat. Statt ihrer wurde mit 62 Stimmen alt Gemeinderat Thomas Gerber (im Amt von 2004 bis 2020) gewählt, der nicht für das Amt kandidiert hatte und die Wahl auch nicht annehmen wird, wie er bereits am Abend des Wahlsonntags gegenüber der «bzBasel» erklärte. Klaiber, die vor knapp einem Jahr zugezogen ist, erhielt als einzige offiziell Kandidierende 40 Stimmen.
Im ersten Wahlgang hatten sich Vivian Klaiber und Yuyani Noemi Plattner um die beiden vakanten Sitze im Fünfergremium beworben; Plattner wurde klar gewählt, Klaiber verfehlte das absolute Mehr. Im zweiten Wahlgang muss in einer konzertierten Aktion gegen Klaiber mobilisiert worden sein – so macht es zumindest den Anschein. Auch Thomas Gerber geht davon aus, dass die vielen Stimmen für ihn kein Zufall sind, doch sei er nicht in einen Plan eingeweiht gewesen, falls es denn einen gibt. Er könne sich vorstellen, dass das Wahlergebnis nicht gegen die Person Vivian Klaiber gerichtet ist, sondern dass es den Wunsch nach einer in der Gemeinderatsarbeit erfahrenen Person zum Ausdruck bringt. Denn mit den kürzlich zurückgetretenen Markus Vock (Präsident) und Eva Bolliger (Vizepräsidentin) habe Eptingen seine erfahrensten Gemeinderatsmitglieder verloren. Es sei auch denkbar, dass die Wähler ihr Vertrauen jetzt lieber einer alteingesessenen Person aus dem Dorf schenken möchten als einer frisch zugezogenen.
Vivian Klaiber kann sich das Ergebnis der Wahl nicht erklären. Sie liebe Eptingen, nehme aktiv am Dorfleben teil und stehe mit niemandem in Konflikt, erklärt sie auf Anfrage der «Volksstimme». Und sie sei die einzige Kandidatin gewesen. Allenfalls wäre ihr Ergebnis besser ausgefallen, wenn ihre Kandidatur für den zweiten Wahlgang schon bekannt gegeben worden wäre, bevor die Wahlunterlagen verteilt wurden und nicht erst zwei Wochen vor der Wahl, glaubt sie.
Wer nun denkt, die Verschmähte gibt sich geschlagen, irrt: «Aller guten Dinge sind drei», sagt die Mutter von Drillingen unbeirrt. Schlage Gerber die Wahl tatsächlich aus, werde sie einen dritten Versuch wagen – allenfalls sogar einen vierten. Denn offenbar sei sie als Einzige bereit, sich der Herausforderung zu stellen. Und sie versichert: Mit ihr würde Eptingen eine aktive, motivierte und innovative Gemeinderätin bekommen, die sich mit «voller Power» für das Dorf einsetze, in dem es doch einige Baustellen gebe.
Bedenkzeit ausbedungen
Auch in Lampenberg ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Auch hier hat der zweite Wahlgang einer Ersatzwahl stattgefunden, und es wurde eine Person gewählt, die nicht kandidierte: Christian Weber. Er hat 11 von 58 gültigen Stimmen erhalten und gilt damit als gewählt.
Ob Weber das Amt antreten wird, bleibt zunächst offen. Wie Gemeindepräsidentin Charlotte Gaugler auf Anfrage der «Volksstimme» sagt, wolle Weber zwei Nächte darüber schlafen, ehe er sich entscheidet. Er selbst stand der «Volksstimme» für eine Auskunft nicht zur Verfügung. Falls Weber das Amt nicht ausüben will, müsste er seinen Rücktritt erklären. Dann wäre es am Gemeinderat, wiederum eine Ersatzwahl anzusetzen, wobei nicht mehr wie am Sonntag das relative, sondern das absolute Mehr gelten würde. Eine Zufallswahl wäre dann wieder ausgeschlossen.
Die Lampenberger Exekutive regiert zu viert, seit Münir Sarucan nach rund dreieinhalbjähriger Amtszeit Ende Februar zurückgetreten ist. «Seither haben wir mehrere Aufrufe gemacht und jede Person angesprochen, die für das Amt infrage kommen könnte – und lauter Absagen erhalten», sagt Gemeindepräsidentin Charlotte Gaugler. Die Schwierigkeit, Mitglieder für den Gemeinderat zu finden, sei kein spezifisches Lampenberger Problem, sondern ein gesellschaftliches, so die Präsidentin. Manche Absagen würden mit einem bereits grossen familiären und beruflichen Engagement begründet, viele Menschen würden sich aber auch scheuen, an einer Gemeindeversammlung «vorne hinzustehen» und sich mitunter auch Kritik auszusetzen. Um diese Hürde herabzusetzen, habe der Gemeinderat 2023 als «neutralisierende Funktion» das Amt einer Gemeindeversammlungspräsidentin oder eines -präsidenten schaffen wollen, erklärt Gaugler. Die Gemeindeversammlung habe die entsprechende Anpassung der Gemeindeordnung jedoch abgelehnt.
Während in Lampenberg also offen bleibt, ob es einen weiteren Urnengang braucht, um den Gemeinderat zu komplettieren, steht dies für Diepflingen bereits fest. Mangels Kandidierender kam keine Wahl zustande. Hier gilt es, Gemeindepräsidentin Stefanie Orlandi zu ersetzen, die Ende Juni 2026 abtritt. Der zweite Wahlgang wurde auf den 8. März angesetzt.
Die einzige Kampfwahl auf Gemeindeebene fand am Sonntag in Bretzwil statt. Diese entschied Moreno Krattiger (62) klar zu seinen Gunsten. Mit 145 Stimmen übertraf er das absolute Mehr (104) deutlich. Gegenkandidat Roger Alt (42) brachte es auf 59 Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 37 Prozent.
Ganz ohne Überraschung verlief die Wahl des Nachfolgers für den Ende Jahr zurücktretenden Böckter Gemeinderat Stefan Keller. Der 35-jährige Alessio Hertig erhielt als einziger Kandidat des zweiten Wahlgangs 202 Stimmen. 39 Prozent der Wahlberechtigten beteiligten sich am Urnengang.
