«Akkubrände werden zunehmen»
15.04.2025 Bezirk Sissach, Gesellschaft, Baselbiet, Region, SissachDie Ursache für das Rewag-Feuer ist noch unklar, einen Verdacht gibt es
Was das frühmorgendliche Feuer beim Sissacher Recycling-Unternehmen Rewag ausgelöst hat, wird noch untersucht. Klar ist, dass die Zunahme von Akkus in Werkzeug und Elektronik für solche Betriebe ...
Die Ursache für das Rewag-Feuer ist noch unklar, einen Verdacht gibt es
Was das frühmorgendliche Feuer beim Sissacher Recycling-Unternehmen Rewag ausgelöst hat, wird noch untersucht. Klar ist, dass die Zunahme von Akkus in Werkzeug und Elektronik für solche Betriebe ein steigendes Risiko darstellt.
Peter Sennhauser
«Weil Teile des Gebäudes einsturzgefährdet sind, ist der Zugang für unsere Ermittler derzeit nicht möglich», sagt Polizeisprecher Adrian Gaugler: Bei der Sissacher «Rewag» muss ein Statiker nach dem Grossfeuer vom Freitag die Ruinen freigeben, bevor die Suche nach der Ursache vor Ort erfolgen kann.
Beim Brand vom Freitagmorgen ist Sachschaden entstanden; Personen wurden keine verletzt. Rewag-Geschäftsführer Fabian Mombelli spricht von «Glück im Unglück», und freut sich, dass der Betrieb mit kleinen Einschränkungen nahtlos weiterlaufen könne. Maschinen und Gerätschaften seien, anders als die Halle und das alte Silo, weitgehend unversehrt geblieben. Was die Brandursache angeht, hegt Mombelli einen dringenden Verdacht: «Man kann annehmen, dass die Ursache ein Akku war.» Denn die letzten beiden Brände in Reyclinganlagen in Bubendorf und Kaiseraugst sind auf moderne Hochleistungs-Stromspeicher zurückzuführen, wie der Feuerwehrinspektor der Gebäudeversicherung, Werner Stampfli, bestätigt. «Es ist in der Tat in letzter Zeit eine Häufung solcher Fälle zu verzeichnen», so Stampfli. «Wir gehen davon aus, dass es künftig mehr Akkubrände geben wird.»
Versicherungsprämien steigen
Dabei könne man den Entsorgungsfirmen keinen Vorwurf machen: Das Problem sei die Kundschaft, die Akkus falsch entsorge. Die Recycling-Unternehmen trügen deswegen ein erhöhtes Risiko – «sie nehmen Sperrgut entgegen oder entsorgen Abfallsäcke, ohne zu wissen, was drin ist», sagt Stampfli. Mombelli bestätigt, dass Akkus für seine Branche zusehends zum Problem werden, und zwar schon die kleinen Exemplare in E-Zigaretten: «Bei einem Branchenkollegen in Zürich hat so ein Vape-Akku nachweislich einen Brand ausgelöst.» In Sissach hätten die Feuerwehrleute gestaunt, wieviele dieser Wegwerf-E-Zigaretten sie im Brandschutt gefunden hätten, erzählt Mombelli.
Eine zuverlässige Methode, Akkus im Abfall zu finden und auszuscheiden, gebe es für die Entsorger nicht, so Mombelli. Das steigende Risiko schlage sich auch zusehends in den Versicherungsprämien nieder. Das sei in einer Branche mit sehr überschaubaren Margen schnell existenzbedrohend. Der Verband der Schweizer Recycling-Industrie hat deshalb eine ganze Kampagne («brandgefaehrlich.ch») lanciert, welche die Anwenderinnen und Anwender auf die Gefahr aufmerksam machen soll.
Feuer mit «eigenem» Sauerstoff
Hier kommt ein weiteres Problem des Akkubrands hinzu: «Es handelt sich um waschechte Chemieereignisse – wir reden hier nicht von einem Holzfeuer», sagt Feuerwehrinspektor Stampfli.Wenn sich die Bestandteile der Akkus, wie Cobaltoxid, aufgrund eines Kurzschlusses zersetzen, wird Sauerstoff freigesetzt.
«Das Feuer produziert seinen eigenen Sauerstoff und brennt auch unter Wasser», schildert Stampfli das Problem. Die Akkus sind für Hitze und mechanische Verletzungen anfällig – das macht aus dem Akku im Hausabfall spätestens in der Müllpresse einen veritablen Zünder.
Lieferwagen ausgebrannt
sda. Auf dem Autobahn-Rastplatz Sonnenberg in Sissach ist am Donnerstagnachmittag ein Lieferwagen in Brand geraten. Verletzt wurde niemand. Die Autobahn A2 musste kurzzeitig gesperrt werden, wie die Baselbieter Polizei mitteilt.Der Lenker des Lieferwagens habe gegen 15.30 Uhr auf seiner Fahrt in Richtung Basel Rauchgeruch aus der Lüftung bemerkt und vergeblich versucht, den Brand zu löschen, heisst es. Der Lieferwagen sei kurze Zeit später in Vollbrand gestanden.