Gemeinde stellt Abmachung aus den 1960er-Jahren infrage
Seit fast 60 Jahren darf der Landgasthof Hirschen 12 bis 15 Parkplätze auf öffentlichem Grund mitbenutzen. Nun aber will die Gemeinde die Nutzung verbieten. Das hätte Folgen für den Restaurantbetrieb, der womöglich ...
Gemeinde stellt Abmachung aus den 1960er-Jahren infrage
Seit fast 60 Jahren darf der Landgasthof Hirschen 12 bis 15 Parkplätze auf öffentlichem Grund mitbenutzen. Nun aber will die Gemeinde die Nutzung verbieten. Das hätte Folgen für den Restaurantbetrieb, der womöglich heruntergefahren werden müsste.
Paul Aenishänslin
Für ein Restaurant und ein Hotel wie den Landgasthof Hirschen in Diegten ist es unerlässlich, über genügend Parkplätze zu verfügen. Denn nur so ziehen es Gäste, die mit dem Auto anreisen, überhaupt in Betracht, dort zu essen oder zu übernachten. Nun aber kämpft «Hirschen»- Wirt Dino Mengisen mit einem Parkplatzproblem. Laut dem Gastrounternehmer steht eine Abmachung mit der Gemeinde auf der Kippe, wonach der «Hirschen» seinen Gästen neben den eigenen 10 Parkplätzen 12 bis 15 Abstellplätze auf dem Areal der Mehrzweckhalle zur Verfügung stellen darf.
Am 6. September hat Mengisen von der Gemeinde die Verfügung erhalten, dass die Gäste seines Landgasthofs ab Ende Jahr die Parkplätze auf dem Mehrzweckhallenareal nicht mehr benutzen dürfen. Damit stellt die Gemeinde eine Abmachung aus den 1960er-Jahren infrage, die laut Mengisen zuletzt 2011 vom Gemeinderat bestätigt worden ist.
Auf eine Einsprache wurde verzichtet
1964 war es, als die Gemeinde eine neue Turnhalle bauen wollte. Im Zuge dessen ist es zu einem Landabtausch gekommen, ausserdem hat der damalige «Hirschen»-Eigentümer Georg Thommen der Gemeinde ein Näherbaurecht gewährt. Nur dank der Abmachung mit der Gemeinde, öffentliche Parkplätze nutzen zu dürfen, hat Thommen auf eine Einsprache gegen die Errichtung der Turnhalle verzichtet, so Mengisen.
Für ihn, den heutigen Eigentümer des traditionsreichen Landgasthofs, sind die zusätzlichen Parkplätze auf dem Areal der Mehrzweckhalle von vitaler Bedeutung, damit sein Hotel mit 10 Zimmern und sein Restaurant mit 32 Plätzen wie bis anhin betrieben werden können. Er erinnert daran, dass der «Hirschen» in den Coronajahren 2020 und 2021 kein Personal abgebaut, die Löhne weiterbezahlt und sich durch Takeaway- und Catering-Angebote über Wasser gehalten habe. «Nun erwarte ich, dass mir jetzt nicht plötzlich Parkplätze auf Gemeindeboden weggenommen werden», so Mengisen. Diese brauche er. Würden sie wegfallen, müsste er sich überlegen, seinen Betrieb anders auszurichten: «Mehr Catering und weniger Restaurantbetrieb.»
Vertretende der Gemeinde halten sich bedeckt. Auf Anfrage verweist Gemeindepräsident Ruedi Ritter darauf, dass es sich um ein laufendes Verfahren handle, das der Regierungsrat klären müsse. Er sagt, dass man dem «Hirschen» keine Parkplätze wegnehme: «Es handelt sich um öffentliche Parkplätze, bei denen keine Sondernutzung mehr erlaubt werden soll.»
Zur Frage, ob der «Hirschen» das neue Parkhaus unter dem Sportplatz mitbenutzen dürfe, sagt Gemeindeverwalterin Claudia Hilber: «Das Nutzungskonzept für die neue Parkanlage steht noch nicht fest. Aber es ist geplant, die Parkplätze vor allem den Nutzern der Mehrzweckgebäude und der Schule zur Verfügung zu stellen.»