Das Alters- und Pflegeheim und die Feier zum 40. Geburtstag
Jubiliert wird im «Mülimatt» das ganze Jahr durch. Am Montag aber wurde mit viel Kunst und wenig Reden offiziell der 40. Geburtstag des Alters- und Pflegeheims gefeiert. Das Motto lautet: «40 Jahre in unseren ...
Das Alters- und Pflegeheim und die Feier zum 40. Geburtstag
Jubiliert wird im «Mülimatt» das ganze Jahr durch. Am Montag aber wurde mit viel Kunst und wenig Reden offiziell der 40. Geburtstag des Alters- und Pflegeheims gefeiert. Das Motto lautet: «40 Jahre in unseren Händen».
Jürg Gohl
«Dusch-Tag: Das wäre ein Grund, im Bett zu bleiben. Doch mit Selina Steiner ist es halb so schlimm.» Im Alter kann Duschen eben zur Last, ja zur Plage werden. Die zwei zitierten Sätze stehen unter der ersten von insgesamt acht Zeichnungen, die den Raum zieren, in welchem gerade die Jubiläumsfeier des 40 Jahre alten Alters- und Pflegeheims Mülimatt in Sissach abgehalten wird. Dort arbeiten die gelobte Pflegefachfrau und rund 220 weitere Personen.
Die dazu gehörende Bleistiftzeichnung über dem Text zeigt den Rücken einer Bewohnerin, der gerade abgetrocknet wird. Die Szene strahlt Geborgenheit aus. Das Werk stammt, wie die anderen sieben auch, von der Sissacher Künstlerin Heinke Torpus, die selber im «Mülimatt» als Pflegerin arbeitet. Alle bilden Situationen aus dem Pflegealltag ab (siehe «Volksstimme» von 28. Juli, Seite 5). Sie weisen eine zweite Gemeinsamkeit auf: Auf jeder Zeichnung ist eine pflegende Hand zu sehen, passend zum Motto des Jubiläumsjahrs: «40 Jahre in unseren Händen».
Augenblicke im Alltag
Der Künstlerin ging es, wie sie in einer kurzen Ansprache erläuterte, darum, den Alltag in der Pflege «von einer anderen, nämlich von unserer Seite» zu zeigen. Tatsächlich zeigen die Bilder Situationen, die nur Pflegende und die von ihnen Gepflegten kennen. Deshalb bringen die Zeichnungen auch eine gewisse Intimität zum Ausdruck. Die Handlungen wurden fotografisch festgehalten und danach abgezeichnet.
Die Vernissage dieser Kunstwerke, die im Teamwork auf der Pflegeabteilung entstanden sind, stand im Zentrum des offiziellen Jubiläumsakts. Und sie verlief auch kommerziell erfolgreich: Als sich die Gäste und Angehörigen sowie die Bewohnerinnen und Bewohner allmählich auf den Rückweg begaben, klebte an sechs der acht Werke der berühmte rote Punkt. Will heissen: Sie haben einen Käufer oder eine Käuferin gefunden.
Bewohner im Mittelpunkt
Die üblichen Reden, wie wir sie von solchen Anlässen kennen, waren in Zahl und Zeit knapp und ausschliesslich von Frauen gehalten. Das könnte auch daran liegen, dass eher wenig Räte unter den Gästen auszumachen waren. Mireille Dimetto, die seit 2019 das «Mülimatt» leitet, nahm in ihren Begrüssungsworten thematisch nochmals die Hand auf. Sie sei in ihrem Beruf zentral und nicht der Computer. «Wir arbeiten mit ihnen», sagt sie, «mit Hand, Herz und Verstand.»
Die Heimleiterin betonte auch, dass weder die Leitung noch die Pflege in diesem speziellen Jahr im Zentrum stehen soll. Die Hauptrolle gebühre immer den Bewohnerinnen und Bewohnern, sagt sie. Tatsächlich führten 20 von ihnen – alle mit Hut, die Herren mit Krawatte – gleich zum Auftakt zu Ländlerklängen einen sogenannten Sitzklatschtanz vor, der in der Aktivierungsgruppe eingeübt worden war. Die Hauptdarsteller sorgten so dafür, dass die ganze Jubiläumsfeier im «Mülimatt» in heiterer Stimmung über die Bühne ging.