Ein untypischer Vertreter seiner Partei?
08.08.2023 Bezirk Sissach, Parteien, RümlingenNeu im Landrat: Matthias Liechti (SVP), Rümlingen
Ende August wird er erstmals in den Reihen der SVP im Landrat sitzen: der 43-jährige Matthias Liechti aus Rümlingen. Während mehrerer Jahre war er Gemeindepräsident seines Wohnorts, nun vertritt er seine Partei im ...
Neu im Landrat: Matthias Liechti (SVP), Rümlingen
Ende August wird er erstmals in den Reihen der SVP im Landrat sitzen: der 43-jährige Matthias Liechti aus Rümlingen. Während mehrerer Jahre war er Gemeindepräsident seines Wohnorts, nun vertritt er seine Partei im Kantonsparlament.
Peter C. Müller
Auf den ersten Blick ist er ein bunter Mix vieler Parteien im Landrat. Als Bankleitungsmitglied hat er die wirtschaftliche Verbundenheit der Freisinnigen, als Theologe den christlichen Glauben der EVP oder als Kleinbauer das ökologische Gewissen der Grünen: Matthias Liechti aus Rümlingen könnte der neue Landrat einiger Parteien sein. Vieles würde passen. Dennoch ist der heute 43-Jährige seit ein paar Jahren überzeugtes Mitglied der SVP Baselland. Ausschlaggebend waren und sind die dezidierte Haltung der SVP in der Frage der Europäischen Union und ihre Politik für eine hohe Selbstbestimmung des Landes. «Eine Stärke der Schweiz ist es, agil, schlagkräftig und eigenständig zu sein», sagt er.
Politisiert worden ist der vielseitige, junge Matthias nach eigenen Angaben vor allem durch sein Elternhaus. Seine Mutter Sylvia war selbst während vieler Jahre für die SVP im Baselbieter Landrat. Sein Vater wirkte in der Schulpflege und Sozialhilfe mit. Beide sind sie heute im aktiven Ruhestand, leben in Rümlingen auf dem «Chuzehof», wo auch Matthias Liechti und seine Familie wohnen.
Dort arbeiten die Eltern auf dem Hof mit und kümmern sich auch einmal um ihre Enkelkinder. Angebaut wird auf dem «Chuzehof» Obst, Gemüse und Getreide. «Zudem haben wir auch Tiere», erklärt Liechti: «Meine Frau kümmert sich um die Hühner und mein Vater um die Schafe. Insgesamt bewirtschaften wir in etwa eine Fläche von gut fünf Hektaren Land.»
Weltoffener SVP-Politiker?
Während zehn Jahren war Matthias Liechti Gemeinderat und auch Gemeindepräsident in Rümlingen. Vor seiner Wahl in den Landrat hat er damit aufgehört. «Die zehn Jahre waren von Beginn weg mein Ziel. Man muss einerseits drei Mal gewählt werden, um zehn Jahre dabei bleiben zu dürfen, und andererseits soll man aufhören, wenn es am schönsten ist», sagt er und schmunzelt. Weitere politische Ambitionen gäbe es vielleicht später wieder: «Warum nicht nochmals parteiintern für den Regierungsrat kandidieren oder gar in Richtung Bern schielen?», sagt er.
Ebenso breit wie seine politische Einstellung und Offenheit für aktuelle Themen ist auch seine berufliche Ausbildung: Matthias Liechti hat nach dem Gymnasium, das er nicht mit der Matur abschloss, beim Kaufmännischen Verein die Berufsmatur gemacht. Danach hat er Theologie studiert und den Fachausweis zum Treuhänder erlangt.
Heute ist er Leitungsmitglied einer regional tätigen Bank im solothurnischen Däniken und bewirtschaftet seinen Biobauernhof. Zudem sah er sich auch schon für ein halbes Jahr in Kanada und den USA um. Ausserdem reiste er zusammen mit seiner Frau und dem Camper in Balkanländer oder in die Türkei.
Weltoffenheit? Eine für ein Mitglied der SVP eher untypische Charaktereigenschaft? Auch wenn diese Einschätzung etwas nach Klischee klingen mag, Matthias Liechti ist eben nicht so leicht in ein bestimmtes Schema zu pressen.
Dazu passt auch, dass er schon immer von der Luftfahrt fasziniert war, noch immer ab und zu mit dem Gleitschirm in die Luft geht, viel sein E-Bike nutzt und in der der lokalen Feuerwehr mitarbeitet.
Keinen Schuldenberg anhäufen
«Meine Schwerpunkte liegen bestimmt in der Bildungs-, Finanz- und Versorgungspolitik», sagt er selbstbewusst. «Unser Bildungsfranken muss dort eingesetzt werden, wo er etwas bringt: im Klassenzimmer. Finanzpolitisch gilt es zu planen, was man braucht, zu sparen, was man kann und auszugeben, was man benötigt. Nur so verhindern wir Schuldenberge für künftige Generationen.» Und zur Politik im Allgemeinen meint der Rümlinger: «Wir sind momentan in einer Phase, wo es überall Probleme gibt, die wir angehen müssen. Sei dies etwa in der Bildungsqualität, der Bewältigung von Mangellagen oder auch den immer diverser werdenden Ansprüchen unserer Gesellschaft.
Die Herausforderung ist es, echte Lösungen zu finden und nicht mal hier, mal dort die Probleme oberflächlich anzugehen!» Er setze sich für «pragmatische und effiziente Lösungen» ein, sei «für Diskussionen offen» und «zu Kompromissen bereit», so Liechti.
Stillstand bedeutet Rückschritt
«Auch wenn es uns grossmehrheitlich sehr gut geht, tun wir gut daran, uns nicht auf den Lorbeeren auszuruhen», sagt Liechti: «Stillstand bedeutet Rückschritt!» Matthias Liechti ist sich durchaus bewusst, dass sich die Arbeit im Landrat nicht primär um das aktuelle Weltgeschehen dreht. Gleichwohl seien uns in den vergangenen Jahren oft auch die Schattenseiten der Globalisierung auf unangenehme Art und Weise bewusst gemacht worden. Bis in den Dorfladen habe man gemerkt, was es bedeute, wenn internationale Lieferketten nicht mehr funktionieren oder wenn irgendwo auf der Welt Krisen ausbrechen würden.
Liechti ist überzeugt: «Wir können in Liestal nicht die Welt retten. Das ist auch nicht unsere Aufgabe und Pflicht. Aber wir können vielleicht für den Kanton gute und passende Lösungen finden.» Dabei gelte es auch, zu prüfen, wo der kantonale Einfluss abgebaut werden kann oder muss. Schliesslich gäbe es im Baselbieterlied sowohl Verweise auf die Gemeinden als auch auf die freien, «schaffigen» Leute im Baselbiet. Von Liestal sei aber nicht gross die Rede. Und hier ist er doch noch: Unser freiheitsliebender und heimatbewusster SVP-Politiker.