Zwei Drittel weniger Unfälle
10.03.2023 Baselbiet, Verkehr, Ziefen, NaturWildwarnanlagen noch mindestens bis Ende Jahr im Testbetrieb
Seit Mitte 2019 sind in einer Testphase im Baselbiet neuartige Wildwarnanlagen in Betrieb. Die Unfälle mit Wild sind seither um zwei Drittel zurückgegangen. Die Testphase ist aber noch nicht abgeschlossen.
André ...
Wildwarnanlagen noch mindestens bis Ende Jahr im Testbetrieb
Seit Mitte 2019 sind in einer Testphase im Baselbiet neuartige Wildwarnanlagen in Betrieb. Die Unfälle mit Wild sind seither um zwei Drittel zurückgegangen. Die Testphase ist aber noch nicht abgeschlossen.
André Frauchiger
Das österreichische Start-up-Unternehmen Animot hatte die Idee: Nicht die Tiere sollen in der Dämmerung und nachts vom Betreten einer Strasse abgehalten werden, sondern die Autofahrenden sollen mit Blinklichtern an Strassenpfosten vor herannahenden Tieren gewarnt werden. Die Autofahrerinnen und Autofahrer sollen als Reaktion darauf sofort abbremsen und bremsbereit sowie mit geringerer Geschwindigkeit und grosser Aufmerksamkeit weiterfahren.
Sobald sich ein Tier – von der Katze über den Dachs und den Fuchs bis zu den Luchsen, Rehen und Hirschen – einer Strasse nähert, wird es von Wärme- und Bewegungssensoren der Wildwarnanlage erfasst und das helle Blinken ausgelöst. Die Anlage funktioniert mit Akkus und kleinen Sonnenkollektoren, sie ist also auch bei wenig Sonne und Nebel voll funktionstüchtig.
Start bereits Mitte 2019
Mitte 2019 wurden die neu entwickelten Wildwarnanlagen der Firma Animot testweise an der Holzenbergstrasse zwischen Ziefen und Seewen/ Bretzwil eingerichtet. Es folgten ein Jahr später die Breitenbachstrasse von Breitenbach nach Laufen und Mitte 2021 noch die Ettingerstrasse in Aesch – alles bisherige Hotspots bezüglich Unfällen mit Wild. Mit den früheren Systemen in den 1990er-Jahren waren die Strassenunfälle mit Wild nicht zurückgegangen.
Die bisherigen Ergebnisse der Tests mit dem neuen System bezeichnen Gabriel Sutter vom Amt für Wald beider Basel und Urs Rippstein vom Tiefbauamt Baselland als Verantwortliche als erfolgreich. Sutter: «Wir sind zuversichtlich, dass künftig die Animots an Hotspots im Kanton fest installiert werden.» Es gebe seit der Installation deutlich weniger Kollisionen mit Tieren. Bei der Teststrecke zwischen Breitenbach und Laufen sei ein Rückgang der Wildtierunfälle um ganze 80 Prozent zu verzeichnen. Auf den beiden anderen Teststrecken konnte ein Rückgang von zwei Dritteln der Strassenunfälle mit Wild registriert werden, wie Sutter festhält. An den drei Hotspots mussten vor der aktuell laufenden Testphase in früheren Jahren jeweils bis zu 25 Unfälle mit angefahrenen Tieren verzeichnet werden.
Bis mindestens Ende Jahr wird der Testbetrieb fortgesetzt. Dann soll zuhanden des Regierungsrats ein Zwischenbericht mit Empfehlungen verfasst werden. Da es sich beim Wildwarnsystem um eine absolute Neuentwicklung handelt, wurden die gemachten Erfahrungen immer wieder der Produktionsfirma gemeldet. Diese nahm dann gegebenenfalls Verbesserungen vor. Produktion und Praxis gingen Hand in Hand. Der Kanton Baselland leistete laut Sutter somit auch eine Art «Entwicklungshilfe».
«Sie überzeugen»
Da die Wildwarnanlage immer noch Verbesserungen erfährt, dauert auch die Testphase länger. Gabriel Sutter und Urs Rippstein wollen sich vor diesem Hintergrund zeitlich noch nicht zu stark festlegen, was das Ende des Testes angeht. Wichtig sei, dass vor Testschluss ein absolut ausgereiftes Wildwarnsystem vorliege.
Zurzeit in Abklärung sei beispielsweise die Frage, wie und wo die Wildwarnanlagen unbedingt platziert sein müssen. Zu lange Strecken mit Wildwarnanlagen seien der Aufmerksamkeit der Autofahrenden abträglich. Beachtet werden müsse auch der Radius einer Anlage von 50 Metern. Die Anlagen müssen genau aufeinander abgestimmt werden, um gut zu funktionieren. Bei einer kurvenreichen Strasse wie auf dem Holzenberg eine nicht ganz einfache Sache. Hält sich ein Tier über längere Zeit im Bereich einer Anlage auf, blinkt diese unaufhörlich, was die Aufmerksamkeit der Autofahrenden verringern kann. Dies lässt sich jedoch kaum ändern – denn das Tier könnte von seinem Standort am Strassenrand aus ja jederzeit sehr schnell auf die Strasse gelangen.
Heute sind auf den drei Teststrecken rund 160 Wildwarnanlagen im Einsatz. «Sie überzeugen», erklären beide Verantwortlichen. Zu den Kosten will sich Urs Rippstein vom zuständigen Tiefbauamt noch nicht äussern. Der Aufwand für Technik und Unterhalt sei aber nicht zu unterschätzen.