Fabio im Chluurihimmel
07.03.2023 Bezirk Sissach, Fasnacht, SissachFeuerheisser Abschluss der Fasnacht 2023
Mit der Chluuri-Verbrennung ist am Donnerstagabend die erste normale Sissacher Fasnacht nach Corona zu Ende gegangen. Mit den traditionellen Worten «Aadie Chluuri, Aadie Fasnecht» wurde das stattliche Chluuri in Gestalt von alt FGS-Chef Fabio ...
Feuerheisser Abschluss der Fasnacht 2023
Mit der Chluuri-Verbrennung ist am Donnerstagabend die erste normale Sissacher Fasnacht nach Corona zu Ende gegangen. Mit den traditionellen Worten «Aadie Chluuri, Aadie Fasnecht» wurde das stattliche Chluuri in Gestalt von alt FGS-Chef Fabio Fedriga dem Feuer übergeben.
Robert Bösiger
Selten so bitterlich haben die in weisse Laken gehüllten Chluuri geheult und selten so heftig mit ihren Kässeli geschüttelt wie am Donnerstagabend. Und das Publikum, das – wie die Aktiven selber – eine punkto Stimmung, Ambiance und Wetter selten so kühle, aber prächtige Fasnacht erlebt hat, zeigte sich entsprechend grosszügig.
Punkt halb acht Uhr am Donnerstagabend setzte sich der Trauerzug am östlichen Eingang zur Begegnungszone in Bewegung. Gemessenen Schrittes zog die trauernde Fasnachtsgemeinde hinter den Laternen und den ebenfalls in Weiss gewandeten vereinigten Cliquen und Guggen durch die Begegnungszone her. Beim Dorfbrunnen vor dem Gemeindehaus wurde das gut sieben Meter hohe und etwa 6,5 Tonnen schwere Chluuri in Empfang genommen und die Rheinfelderstrasse hinab zum Richtplatz auf der Grossen Allmend geleitet.
Gleichentags haben die Chluuribouer die drei Chluuri-Teile zu dieser Respekt erheischenden Figur zusammengebaut und zum Abholort vor dem Gemeindehaus verfrachtet. Wir wissen nicht, ob unser Regierungsrat Isi Reber (dieser wurde übrigens 2012 als Chluuri verbrannt) seinem Gast, dem Zürcher Amtskollegen Mario Fehr, das Chluuri schon da gezeigt hat. Wir haben aber Grund zur Annahme, Fehr habe sich spätestens bei dem im Vollbrand stehenden Chluuri endlich zu dem bedeutungsschwangeren Satz hinreissen lassen, wonach die Zürcher Chluuri-Kopie – der «Böögg» – im Grunde nichts sei als ein laues «Fürzchen» angesichts der Pracht des Sissacher Exemplars.
Erstmals ein «Zunzger»
Wobei: Heuer wurde ein gebürtiger Zunzger in den Chluurihimmel gehoben: Vollblutfasnächtler Fabio Fedriga, einst «Güggeler» bei den Zunzger Büchelgrüblern, hat die Fasnachtsgesellschaft Sissach (FGS) als Präsident ganz prima durch die letzten zehn Jahre geführt (siehe auch «Volksstimme» vom Freitag). Er, Fabio, sei «ein gelungenes Beispiel an funktionierender Binnenintegration», wie der Chluuri-Redner kurz vor Inbrandsetzung des Chluuris sagte. Selbstverständlich wies dieser auch auf die Premiere hin, dass zum ersten Mal in der mehr als 90 Jahre dauernden Geschichte des Chluuri (übrigens, Herr Fehr: bis 1948 ebenfalls «Böögg» genannt) einem Zunzger diese Ehre zuteilwerde. Einem aber, der «im Chluurihimmel e gueti Falle mache wird». Fabio Fedriga wohnt übrigens längst in Sissach.
Der Chluuri-Redner ging wie jedes Jahr auch auf einige Vorkommnisse und Feststellungen fasnachtstechnischer Natur ein. Mit Lob und Kritik. So wand er den Sissacher Wegmachern ein Kränzchen und rügte handkehrum jene Beizer, die a) am Schnitzelbankabend überrissene Menüpreise verlangen, und b) jene, die danach am Dienstag und Mittwoch geschlossen haben. Und den «Sonne»-Beizern überreichte er in Gedanken eine Packung Baldriantee und einen Crash-Kurs bei Gastro Baselland, um sich zu entspannen und um in Stresssituationen die Nerven zu behalten.
Im Weiteren lobte der traditionell anonyme Redner das Guggenkonzert vom Dienstag, das sagenhafte 22 Guggen «us allne Löcher vo obenabe, hindefüre und zletscht emänd vo undenuufe» nach Sissach in die Begegnungszone gelockt habe. Zwischen den Zeilen liess der Redner auch seine Aversion durchblicken vor Tendenzen wie grösser (Traktoren), höher (Wagen) und lauter. Er setzte sich für die «richtigi Richtig» ein und spielte damit noch einmal auf das diesjährige Fasnachtsmotto an – aber nicht nur …
Wie auch immer. Mit den üblichen Worten «Aadie Chluuri, Aadie Fasnecht!» verabschiedete der Chluuri-Redner die Fasnacht 2023 – und das Chluuri in den Chluurihimmel.