Eine Premiere zum Fasnachts-Abschluss
03.03.2023 Baselbiet, Fasnacht, Bezirk Sissach, SissachAbstinenzler
Glücklicherweise war der Wind gestern nicht mehr derart stark wie zu Fasnachtsbeginn am sonntäglichen Umzug. Sonst wäre die traditionelle Chluuri-Verbrennung aus feuerpolizeilichen Gründen wohl auf der Kippe gestanden …
Die erste normale Fasnacht ...
Abstinenzler
Glücklicherweise war der Wind gestern nicht mehr derart stark wie zu Fasnachtsbeginn am sonntäglichen Umzug. Sonst wäre die traditionelle Chluuri-Verbrennung aus feuerpolizeilichen Gründen wohl auf der Kippe gestanden …
Die erste normale Fasnacht nach der Pandemie konnte nun gestern nach Redaktionsschluss gebührend beendet werden. Das aus Holz, Holzwolle und Laken bestehende Chluuri ging nach einem Trauerzug der Cliquen und Guggen auf der Grossen Allmend in Flammen auf – ein Spektakel für alle Zuschauer, Fasnächtler, Cliquen und Guggen, die der Verbrennung beiwohnten. Für einmal wurde die heuer so kalte Fasnacht so richtig heiss.
Zuvor, am Nachmittag, als das Chluuri vor der Gemeindeverwaltung auf seinen Einsatz wartete, ist auf den Strassen gemunkelt worden, wer denn das Chluuri sein könnte. Passantinnen tippten auf Isaac Reber, Regierungsrat aus Sissach, oder auf Tschudy-Villa-Besitzer Laurent de Coulon.
Beide waren es nicht. Die Ausgabe 2023 des Chluuri zeigte den langjährigen Präsidenten der Fasnachtsgesellschaft Sissach (FGS) Fabio Fedriga, der das Amt im Mai an Rebecca Badella übergeben hatte. Die Wahl sei «relativ klar» auf ihn gefallen, sagten die Chluuri-Bouer gestern zur «Volksstimme». Man habe Fedriga für seinen Einsatz ehren wollen. Die «Chluuri-Bouer» – momentan zehn Männer – sind es, die im Spätsommer jeweils die «Chluuri»-Person(en) bestimmen.
«Binneintegration funktioniert»
Fabio Fedriga ist laut dem Chluuri-Redner eine historische Wahl, wie es gestern Abend an der Verbrennung hiess: «In de lange Annaale vo Chluuriverbrennige hets es jo no nie geh, das d Sissacher Fasnächtler e Zunzger in Chluurihimmel leue.»
Zunzgen und Sissach. Fasnächtlerinnen und Fasnächtler aus den beiden Nachbargemeinden frönen es, sich gegenseitig aufs Korn zu nehmen – sei es in Schnitzelbänken, an Umzügen oder sonstigen Fasnachtsanlässen. Exemplarisch dafür die Chluuri-Rede: «Quasi e Premiere, s erscht Mol e Zunzger, erfolgrich integriert in Sissach. Das Bispiel zeigt ganz klar, dass sogar Binneintergration guet cha funktioniere.»
Monatelange Geheimhaltung
Bevor das Chluuri gestern Abend feierlich dem Feuer und Nachthimmel übergeben werden konnte, musste es am Vormittag vorsichtig zusammengesetzt werden. Keine einfache Sache, ist das Chluuri doch mehrere Tonnen schwer und Meter hoch. Alleine das unterste Teilstück wiegt rund 250 Kilogramm – ohne mit Brennholz gefüllt zu sein.
Beim Aufbau am Dorfrand von Sissach konnten die Chluuri-Bouer auf die Mithilfe der örtlichen Stützpunktfeuerwehr zählen. Bei eisigen Temperaturen wurden zuerst der Unterkörper, dann der Oberkörper und schliesslich der Kopf des Chluuri mit dem Kran aufeinander gehievt. Die unteren beiden Teilstücke wurden jeweils mit Holz gefüllt, sodass sie später auch richtig brennen konnten. 5 bis 6 Ster regionales Holz füllten das «Chluuri».
Seine «Bouer» hatten bereits im Frühherbst mit der Arbeit begonnen. Eine Tätigkeit, die jeweils auch viel Geheimhaltung erfordert, weil die «nachgebaute» Person erst am Tag der Verbrennung erfahren soll, dass sie das Chluuri darstellt. Gestern erfuhr es Fabio Fedriga gegen 18 Uhr, knapp zwei Stunden vor der Chluuri-Rede, die mit folgenden Worten abschloss: «Als Quasi-Vollbluetfasnächtler mit Hut und Hoore wirsch du, liebe Fabio, e gueti Falle mache im Chluurihimmel.»