Umzug Oberdorf: Aktuell, brisant und originell
28.02.2023 Bezirk Waldenburg, Fasnacht, OberdorfUnter dem Motto «S Tal erstahlt in neuem Glanz» freute sich Oberdorf in diesem Jahr punkto Fasnacht vor allem über «ihre» neue Waldenburgerbahn, machte sich aber auch über die verschiedensten Dinge in der Gemeinde lustig. Dazu gabs im Dorfkern passend zur kalten Jahreszeit noch einen ...
Unter dem Motto «S Tal erstahlt in neuem Glanz» freute sich Oberdorf in diesem Jahr punkto Fasnacht vor allem über «ihre» neue Waldenburgerbahn, machte sich aber auch über die verschiedensten Dinge in der Gemeinde lustig. Dazu gabs im Dorfkern passend zur kalten Jahreszeit noch einen «Warm-up» mit DJ.
dr Luuser
Die Wetterfee im Fernsehen warnt schon am Vorabend vor kalter Bise: Tatsächlich ist es am Sonntagnachmittag in Oberdorf nur gerade ein Grad «warm» und ein schneidender Wind bläst um die Hausecken. Besser, man zieht sich winddicht oder zumindest mit einem warmen Schal und einer Wollmütze an.
Beim Dorfmatt-Schulhaus in der Nähe des Dorfkerns ist man kurz vor 14 Uhr bei den letzten Vorbereitungen: Erste Würste liegen auf dem Grill, Kostüme werden zurechtgerückt und die Larven aufgesetzt. Nun ist man bereit für den Umzug und die Wagen stehen in den Seitengassen schon zur Abfahrt bereit. In früheren Tagen hätte man gesagt: «Man scharrt mit den Hufen …» Dieser Redewendung liegt das Bild von Pferden zugrunde, die vor einem Start vor Aufregung mit ihren Hufen mehrmals schnell hintereinander über den Asphalt «kratzen».
Man jubiliert!
Dieses Jahr gibt es in Oberdorf einige Jubilare: Ihr 20-jähriges Bestehen feiert zum Beispiel d Soubandi aus Oberdorf, die mit einem riesigen Gefährt à la «Mad Max» daherkommt. Ebenfalls 20 Jahre alt sind d Dorfgassschlurbi aus Niederdorf, die heuer mit einer «Uusszyt» aufwarten und gleich Parallelen zur örtlichen Bahn ziehen: «Die neu WB brucht bi ihrem Start, än Usszyt nach dr erschte Fahrt!»
Noch etwas älter, nämlich 25 Jahre alt, sind die Au-Rugger, eine Guggenmusik aus Niederdorf, die in wunderschönen schwarz-gold-blauen Waggis-Kostümen aufspielen und feiern. Und gar 35 Jahre alt sind d Gwaageschränzer aus Hölstein, die im wahrsten Sinne des Begriffs als bunte Vögel jubilieren.
Noch «Dreikäsehochs», nämlich nur gerade einmal fünf Jahre alt, sind da im Vergleich d Chübelstämmer aus Hölstein. Sie können zum Glück in Zukunft noch reifer werden, um an der Originalität ihres Sujets zu feilen. Eine grosse Bierbrauerei aus der Nähe von Rheinfelden als Sujet ist da noch nicht sehr ausgefallen.
«Dir sit wild – mir sie Wilderer» titeln zudem d Schwarzbuebe-Glunggi, und an ihrem mit künstlichen Tierfellen und einem riesigen Büffelhorn verzierten Wagen ist zu lesen: «Ob Elfebai, Tigerchnoche oder Nashornpulver – niemer brucht das Gschmois!»
Wo gibt es einen heissen Tee?
Insgesamt sind es in Oberdorf über ein Dutzend Formationen, darunter einige Schyssdräckzüügli, die am Umzug teilnehmen und das Dorf gleich mehrfach durchqueren. Einige von ihnen haben sich dabei bei ihren Kostümen ganz besonders viel Mühe gegeben. Originell ist zum Beispiel das kleine, aber feine Hexengefährt mit Chrottebrei und Schlangenschlym der Wagenclique Höö und So aus Oberdorf. Aufgefallen ist aber auch die mehrere Meter lange Rohrleitung der Ochsespühler aus Niederdorf zum politisch sehr aktuellen respektive brisanten Thema «Nordstream». Originell sind überdies d Gassespränger aus Waldenburg, die als Räuber Hotzenplotz mit einem Polizisten als Gugge-Major an der Spitze losmarschieren.
Leider ist es an diesem Nachmittag ziemlich stürmisch und bitterkalt in Oberdorf, aber wohl nicht nur dort im Oberbaselbiet. Deshalb ist so manche(r) froh, dass sie/er nach einiger Zeit wieder an die sprichwörtliche Wärme kommt, zum Beispiel im nahen Cliquenkeller der Dachluckespinner. Hier hilft nicht nur ein heisser Tee beim Wiederaufwärmen, sondern auch manch ein Kaffi mit Schnaps! Wohl bekomm’s!