Der Mann in der Laterne
19.01.2023 Bezirk Sissach, Fasnacht, SissachJörg Leipner ist Plaketten- und Laternenkünstler
Seit Jahren entwirft der gebürtige Frankfurter Jörg Leipner Sissacher Fasnachtsplaketten und gestaltet die Laterne der «Wurlitzer». Wurde ihm die Fasnacht auch nicht in die Wiege gelegt, so hat er sich in der Schweiz doch zu einem ...
Jörg Leipner ist Plaketten- und Laternenkünstler
Seit Jahren entwirft der gebürtige Frankfurter Jörg Leipner Sissacher Fasnachtsplaketten und gestaltet die Laterne der «Wurlitzer». Wurde ihm die Fasnacht auch nicht in die Wiege gelegt, so hat er sich in der Schweiz doch zu einem wahren Fasnachtskünstler entwickelt.
Heiner Oberer
Jetzt ist wieder die Zeit, wo sich Jörg Leipner, Doktor der Biologie, in der Fasnachts-Laterne aufhält. Das im Geheimen, weil vor der Fasnacht nicht nach aussen dringen darf, wie die Laterne dereinst aussehen wird.
Seit rund zehn Jahren gestaltet der gebürtige Frankfurter die Laterne der Zunzger Wurlitzer-Clique. Neben der Faszination für Farbe und Pinsel pflegt Leipner noch eine weitere fasnächtliche Leidenschaft – das Entwerfen der Fasnachtsplakette. Seit einigen Jahren beteiligt er sich am Plaketten-Wettbewerb der Fasnachtsgesellschaft Sissach (FGS). Das mit Erfolg, die Plakette 2017 und die diesjährige sind auf dem ersten Platz gelandet.
Jetzt stellt sich die Frage: Wie findet ein Frankfurter zur hiesigen Fasnacht? «In Frankfurt am Main, wo ich aufgewachsen bin, herrscht während der Fastnacht ein reges Treiben auf den Strassen», sagt Leipner. Das Frankfurter Prinzenpaar werde gekrönt und das Rathaus in der Innenstadt gestürmt. «Im Gegensatz zur hiesigen Fasnacht herrscht aber halt mehr Jubel, Trubel, Heiterkeit.»
Im Jahr 2009 kommt der ehemalige Bergläufer, der es bis in die Deutsche Nationalmannschaft geschafft hat, berufshalber nach Sissach. Er zieht ins gleiche Haus wie seine jetzige Ehefrau Lisette Senn, eine hochbegabte Piccolospielerin, die schon seit 36 Jahren bei den «Wurlitzern» pfeift. Wer weiss? Angezogen vom virtuosen Spiel seiner Nachbarin scheint sich langsam, aber sicher das Fasnachtsgen bei Leipner eingenistet zu haben. Man kommt sich näher – mit und ohne Piccolo. Vier Jahre später, im Jahr 2013, wird geheiratet.
Annäherung an die Fasnacht
«Lisette hat mir die Basler und die Baselbieter Fasnacht mit all ihren Facetten immer wieder erklärt», sagt der Plakettenkünstler und Laternenmaler. Nur: Es war nicht so, dass er sofort zum Fasnächtler geworden sei. «Die anfänglich doch schwer verständliche Baselbieter Mundart hat die Sache nicht einfacher gemacht.»
Als die «Wurlitzer» auf der Suche nach einem Laternenmaler waren, habe ihn der Obmann der Zunzger Clique als Laternenmaler vorgeschlagen und somit ins fasnächtliche Glück gelotst. «Bevor ich mich aber an die erste Laterne wagte, habe ich mich beim Basler Laternenmaler Urs ‹Däge› Degen schlaugemacht.» Da er ein gewisses Talent im Zeichnen habe, seien die Laterne in den vergangenen Jahren immer besser geworden.
«Beim Bemalen der Laterne ist ständig Vorsicht geboten», so Leipner. Man müsse immer beachten, dass keine Farbe an der Leinwand herunterläuft: «Jeder Fehler bleibt sichtbar, selbst beim ‹Hintermalen›, bei dem die Laternenkünstlerinnen und -künstler in das enge Laternengerüst steigen müssen und die Rückseite der Leinwand bemalen, um die Leuchtkraft der Farben zu erhöhen.»
Und: Leipners Kunstwerk ist seit vergangenem Jahr jeweils am Fasnachtsdienstag an der Laternenausstellung auf dem Münsterplatz zu bestaunen. Für Leipner ein Höhepunkt, wenn abends gegen 300 leuchtende Laternen die zahlreichen Zuschauer erfreuen.
Weil der Laternenkünstler aber nicht das ganze Jahr in der Fasnachtslaterne stehen kann, widmet er sich während der Sommerferien dem Entwurf der Sissacher Fasnachtsplakette. Eine alte Leidenschaft, das Zeichnen, sei so wieder geweckt worden, sagt Leipner. Heuer ist sein Entwurf auf dem ersten Platz gelandet. Ein Waggis, der die Richtung vorgibt: «In die richtigi Richtig». Einerseits will Leipner mit der Plakette aufzeigen, dass die Sissacher Fasnacht wieder in die richtige Richtung unterwegs ist. Andererseits soll der ausgestreckte Arm des Waggis auf den Richtungsstreit in der Begegnungszone hinweisen.
So. Genug geredet. Jörg Leipner muss zurück zu seiner Laterne, die im Nebenzimmer der Wohnstube steht. Es gibt noch viel zu tun, sagt er. Aber, und das sieht man ihm an, er freut sich, wenn die Laterne fertig ist. Wenn das Kunstwerk am Fasnachtssonntag durch die Strassen gezogen wird. Leipner wird dann, vermutlich zusammen mit seinen zwei jüngeren Kindern im Vortrab der «Wurlitzer» mitlaufen.