Der Wald besteht nicht nur aus Bäumen
01.11.2022 Bezirk Sissach, Rothenfluh, NaturEine Exkursion mit eindrücklichen Demonstrationen
Der vom Zweckverband Forstrevier Ergolzquelle organisierte Waldgang befasste sich neben dem Durchforsten von Waldbeständen mit verschiedenen technischen Mitteln auch mit waldbaulichen Fragen.
Otto Graf
Während ...
Eine Exkursion mit eindrücklichen Demonstrationen
Der vom Zweckverband Forstrevier Ergolzquelle organisierte Waldgang befasste sich neben dem Durchforsten von Waldbeständen mit verschiedenen technischen Mitteln auch mit waldbaulichen Fragen.
Otto Graf
Während vieler Jahre war es die Bürgergemeinde Rothenfluh, die jeweils im Herbst zu einem Waldgang einlud. 2020 legte sich das Forstrevier Ergolzquelle, das bisher als Kopfbetrieb geführt wurde, die Organisationsform eines Zweckverbands (ZV) zu. Nach coronabedingter Zwangspause nahm der ZV die Tradition der Waldgänge heuer wieder auf. Bei sommerlichen Temperaturen konnte Stefan Eschbach, Präsident der Revierkommission, im Namen der Kommission bei der Waldhütte von Rothenfluh zahlreiche Gäste begrüssen, darunter Holzkäufer, Delegierte der Bürgerund Einwohnergemeinden von Anwil, Hemmiken, Oltingen, Ormalingen, Rothenfluh und Wenslingen sowie Vertretungen benachbarter Reviere, des Amts für Wald beider Basel und von Forstunternehmungen. Die Exkursion selber leitete Revierförster und Geschäftsführer Markus Lüdin.
Zu den spektakulärsten Ereignissen gehörte das Verarbeiten von Schwachholz zu Hackschnitzeln, vorgeführt von Urs und Roger Imobersteg von der PLV Energieholz AG, Wittinsburg. Die Gäste waren beeindruckt, wie der Hacker auf dem Lastwagen dicke Stämme innerhalb kürzester Zeit in gebrauchsfertige Schnitzel zermalmte und diese in einen Container blies. Um unnötige Fahrten zu vermeiden, sagte Urs Imobersteg, seien die Zu- und Wegfahrten sowie die Wendepunkte der Fahrzeuge genau zu koordinieren, was je nach Topografie des Geländes und Breite der Strassen recht aufwendig sein könne. «Hier, wo alles eben ist, ist das kein Problem», erklärte Imobersteg weiter.
Ernten innerhalb von Sekunden
Eindrücklich war auch das Durchforsten eines Nadelholzbestandes mit einer Vollerntemaschine, Fachjargon «Harvester», durch Vater Hanspeter und Sohn Mischa Ehrenbolger, Inhaber der auf maschinelle Holzernte spezialisierten Ehrenbolger und Suter AG aus dem solothurnischen Fulenbach. Der Maschinist sägte dabei mit dem an einem Teleskoparm befestigten Kopf den Stamm ab, entastete diesen und längte ihn auf die gewünschte Dimension ab. Das alles dauerte nur wenige Sekunden. Dann lag der Stamm auf einem sortimentsgerechten Zwischendepot, von wo er später mit dem Forwarder, einem Ladewagen für Stammholz, auf einen Lagerplatz an eine lastwagengängige Strasse gerückt wurde.
Damit die tonnenschweren Maschinen den Waldboden nicht unnötig verdichten, sind sie mit extrem breiten Reifen ausgerüstet und operieren ausschliesslich auf den vorgegebenen Rückegassen. Zudem werden diese Fahrpisten mit Nadelholzästen ausgepolstert, die den Druck auf den Boden weiter reduzieren. Für grosse Stammdurchmesser sowie für Laubholzeinschläge ist der Harvester wegen der dicken Äste weniger geeignet. Mächtige Stämme fällt das Personal deshalb nach wie vor auf konventionelle Art. Forstwartlehrling Elias Böhm hatte die Ehre, dem Publikum zu zeigen, wie man eine Buche, Alter schätzungsweise 120 Jahre, fachmännisch mit Kettensäge und Keil zu Boden bringt. Der Baum fiel genau in die richtige Richtung. Dennoch war der angehende Forstwart mit seiner Arbeit nicht ganz zufrieden: «Die Bruchleiste verläuft nicht ganz in einer geraden Linie», kommentierte er seine Arbeit und verwies auf das «Scharnier» auf dem Stock, das dem Stamm die Fällrichtung vorgab. Für die anwesenden Laien war es jedoch eine perfekte Demonstration.
Waldameisen fühlen sich wohl
Zu Beginn der Führung durch den Forst lüftete Forstwart und Ameisengötti Martin Küng einige Geheimnisse der in Haufen lebenden Waldbewohner. Vor Jahren noch stark bedroht, habe sich die Situation der Waldameise dank gezielter Massnahmen enorm verbessert, führte Küng aus. Um die Haufen, in denen bis 500 000 Individuen und bis 100 Königinnen leben, vor Fressfeinden und anderen Störenfrieden zu schützen, deckt das Personal die Ameisenhaufen in der kalten Jahreszeit mit Tannästen ab.
Schliesslich zeigte Revierförster Markus Lüdin, wie eine Fläche, die im vergangenen Jahr geräumt werden musste, heute, nach dem Einbringen von 300 Eichen sowie von Linden und Kirschen, aussieht. «Die Pflanzen haben sich dank des Mikroklimas in den Schutzhüllen ausserordentlich gut entwickelt», freute sich Lüdin über den Zustand der wiederhergestellten Waldfläche.