Protest gegen SBB-Schalterschliessung
30.06.2022 Bezirk Sissach, Verkehr, SissachLandrätin Sandra Strüby reicht eine Interpellation ein
Die SBB haben angekündigt, per 1. Oktober den Schalter am Bahnhof Sissach zu schliessen. Die Buckter Landrätin Sandra Strüby (SP) spricht von einem Service-public-Abbau und fordert die Kantonsregierung auf, zu ...
Landrätin Sandra Strüby reicht eine Interpellation ein
Die SBB haben angekündigt, per 1. Oktober den Schalter am Bahnhof Sissach zu schliessen. Die Buckter Landrätin Sandra Strüby (SP) spricht von einem Service-public-Abbau und fordert die Kantonsregierung auf, zu intervenieren.
David Thommen
Nur noch in Sissach gibt es im Oberbaselbiet einen bedienten Schalter, an dem die Bahnkundinnen und Bahnkunden ein Billett lösen und sich beraten lassen können. Damit ist es am 1. Oktober aber vorbei, wie die SBB kürzlich mitteilten (siehe «Volksstimme» vom 23. Juni). Nach einem Entscheid im Jahr 2016 wurde der Schalter am Bahnhof in Gelterkinden bereits vor längerer Zeit dichtgemacht.
Protest gegen die Schliessung in Sissach regt sich nicht nur bei einigen Leserbriefschreiberinnen und -schreibern in der «Volksstimme», jetzt wird der SBB-Schliessungsplan auch Thema im Kantonsparlament: Die Buckter SP-Landrätin Sandra Strüby reicht heute Donnerstag eine dringliche Interpellation dazu ein. Ob die Anfrage an der letzten Sitzung vor der Sommerpause auch dringlich behandelt wird, bleibt allerdings abzuwarten: Der Landrat tagt heute nur halbtags und widmet sich dabei vor allem der Wahl der Präsidien von Parlament und Regierung. Zeit ist also ein knappes Gut.
Strüby lehnt die geplante Schalterschliessung rundweg ab: Dies bedeute «zweifellos einen weiteren Abbau des Service public im Oberbaselbiet», schreibt sie. Wer künftig beispielsweise ein Gruppenbillett oder eine einfache Auskunft am Schalter brauche, müsse dafür nach Liestal reisen. Sowohl für Schulen, Vereine als auch für andere Gruppen sei dies «ein nicht akzeptabler Leistungsabbau». Zudem stelle sich die Frage, ob für das Aufgeben von Gepäck künftig ebenfalls nach Liestal gefahren werden müsse. Dieser Service werde gerade während der Skiferien rege genutzt. Da der Schalter in Gelterkinden bereits geschlossen ist und das Gleiche nun in Sissach droht, müssten die Kunden aus dem Oberbaselbiet künftig nach Liestal fahren. Dies sei «sehr ineffizient, mühsam und alles andere als ökologisch».
Sandra Strüby richtet in ihrer Interpellation sechs Fragen zum Thema an den Regierungsrat. Darunter die, ob die Regierung bereit ist, gegen die Schliessung in Sissach zu intervenieren oder ob der Kanton bereit wäre, «eine gewisse finanzielle Beteiligung ins Auge zu fassen», damit der Schalter offen bleiben kann. Strüby behaftet die Regierung auf eine Aussage aus dem Jahr 2016, als diese im Zusammenhang mit der Schliessung in Gelterkinden die Wichtigkeit der SBB-Dienstleistung in Sissach hervorhob.
Immer digitaler
Die SBB begründeten ihren Entscheid kürzlich damit, dass die Nachfrage nach «bedientem Verkauf» an den Bahnhöfen laufend rückläufig sei. Das Schalterpersonal wird auf Oktober nicht nur aus Sissach abgezogen, sondern auch aus Bad Zurzach und Wettingen. Schweizweit würden heute rund 95 Prozent aller Billettes über die «selbstbedienten Kanäle» verkauft, also an Automaten oder via App oder PC. Auch für Fahrplanauskünfte wende sich angesichts der fortgeschrittenen Digitalisierung kaum noch jemand an das Personal. Zudem nehme der Wunsch nach persönlicher Reiseberatung an kleineren und mittleren Bahnhöfen wie Sissach stetig ab. Kundinnen und Kunden, welche diese Dienstleistung in Anspruch nehmen wollen, werden ab Oktober an die SBB-Reisezentren in Liestal oder Olten verwiesen.
Da nicht alle SBB-Kundinnen und -Kunden mit dem Digitalisierungstempo der SBB Schritt halten können, stelle das Bahnunternehmen Schulungsangebote bereit. Am Sissacher Bahnhof sind in der zweiten Septemberhälfte drei Termine fixiert worden, an denen Passagiere vor Ort in die Bedienung des Billettautomaten oder über die Fahrplanauskunft via App eingeführt werden.
Ferner bieten die SBB allen gratis Telefonunterstützung an, die vor dem Automaten stehen und beim Billettkauf scheitern. Die Nummer der «Help-Line» sei auf den Automaten zu finden, wie die SBB in ihrer kürzlichen Medienmitteilung schreiben. Ausserdem könnten Reiseauskünfte telefonisch eingeholt und Billettes bestellt werden, die danach kostenfrei per Post verschickt würden.