«Das Suchen macht mir Freude»
06.05.2022 Bezirk Liestal, Porträt, BubendorfDaniel Lüdin hat die römischen Münzen bei Wildenstein gefunden
Der ehrenamtliche Mitarbeiter der Archäologie Baselland, Daniel Lüdin, hat in Bubendorf einen Topf mit 1290 römischen Münzen aus dem 4. Jahrhundert entdeckt. Für einen solchen Fund braucht es viel Ausdauer und grosses ...
Daniel Lüdin hat die römischen Münzen bei Wildenstein gefunden
Der ehrenamtliche Mitarbeiter der Archäologie Baselland, Daniel Lüdin, hat in Bubendorf einen Topf mit 1290 römischen Münzen aus dem 4. Jahrhundert entdeckt. Für einen solchen Fund braucht es viel Ausdauer und grosses Glück.
André Frauchiger
Daniel Lüdin ist kein «Indiana-Jones»: In aller Bescheidenheit berichtet der 26-Jährige über seinen sensationellen Fund von Münzen aus der Römerzeit. Er machte ihn am 6. September vergangenen Jahres unterhalb des Schlosses Wildenstein in Bubendorf. Sein Metalldetektor gab ein starkes Signal. Beim Graben entdeckte der ehrenamtliche Mitarbeiter der Archäologie Baselland, ein sogenannter Späher, mehrere römische Münzen sowie Keramikfragmente.
Wie die Archäologie Baselland kürzlich bekannt gab, habe Lüdin sehr gut reagiert und die in einem Topf vergrabenen Münzen wieder zugeschüttet und die Archäologie verständigt (die «Volksstimme» berichtete). Der Topf und die Münzen sind dann von den Spezialisten des Kantons als Ganzes geborgen worden. Der Finder durfte bei der Ausgrabung seines Fundes mit dabei sein.
Die 1290 Münzen weisen die Grösse eines 20-Rappen-Stücks auf. Sie stammen laut der Archäologie Baselland alle aus der Zeit des römischen Kaisers Constantin des Grossen, aus den Jahren 306 bis 337 nach Christus. Weshalb der Topf mit den Münzen an dieser Stelle vergraben worden ist, können die Archäologen nicht mit Bestimmtheit sagen. Tatsache ist, dass der Fundort im Grenzbereich zwischen drei römischen Gutshöfen lag. Ob das Geld als Abgrenzung zwischen den Gutshöfen oder als Opfergabe für die Götter diente, ist offen.
Dass die Münzen wegen eines nur geringeren Silberanteils damals eine eher geringe Kaufkraft hatten, kann Lüdins Freude über seinen Fund in keiner Art und Weise trüben. Es sei einfach ein grossartiges Erlebnis gewesen, das er nie vergessen werde, meint er strahlend.
Nach wie vor ist er von seinem Hobby begeistert und motiviert, mit dem Metalldetektor weitere Flächen nach im Boden schlummernden historischen Kostbarkeiten abzusuchen. Dafür ist – für jede Gemeinde einzeln – eine Bewilligung der Archäologie Baselland erforderlich. Praktisch in jeder Gemeinde verfüge eine Person über die offizielle Erlaubnis, mit einem Metalldetektor Interessantes im Boden aufzuspüren, sagt Lüdin. Will er auf einer bestimmten Fläche auf privatem Grund, insbesondere auf einem Feld, suchen, holt er zuvor auch noch das Einverständnis der Landbesitzenden ein. Das sei sehr wichtig.
Sobald ein «Späher» auf etwas von historischem Wert stösst, muss er die Kantonsarchäologie informieren. Historische Fundstücke sind Eigentum des Kantons – selbst dann, wenn sie im eigenen Garten entdeckt werden. Wer diese Vorschrift missachtet, riskiere eine hohe Busse.
Faszination Archäologie
Seit seiner Jugendzeit fasziniere ihn die Archäologie und die Suche und Sicherung von kostbarem Gut aus alter Zeit, erzählt Daniel Lüdin. Aufgewachsen in Gelterkinden, lebt er seit einiger Zeit in Bubendorf. Deshalb habe er auch vor fünf Jahren die «Schürfbewilligung» für Bubendorf beantragt – und erhalten.
Die Sucharbeit mit dem Metalldetektor verlangt viel Fingerspitzengefühl, Aufmerksamkeit und auch Muskelkraft. Meter für Meter Land wird abgesucht. Das Suchgerät schlägt häufig Alarm. «Es gibt durchaus Orte mit einer so hohen Fund-Dichte, dass ich in einem Durchgang nur wenige Quadratmeter Fläche gründlich absuchen kann», sagt der Späher. Häufig lägen an einem Nachmittag aber auch grössere Flächen drin.
Immer wieder finde er mithilfe des Detektors metallene Gegenstände, wie Nägel, Kronkorken, Abziehschlaufen von Gefässen, Alufolie oder Drahtstücke, die er aufsammelt und entsorgt. Selbst auf ein Mobiltelefon sei er schon gestossen. Dies alles zeigt der Detektor an. Über das Einsammeln solcher Gegenstände seien insbesondere Landwirte froh, wegen der weidenden Tiere.
Viel Zeit und grosse Geduld führen einen Späher zum Erfolg, sagt Lüdin. Was aber treibt ihn an? Er zögert keinen Augenblick mit der Antwort: Die Neugier darauf, was auf den Wiesen und im Wald versteckt ist und nur darauf wartet, entdeckt zu werden. Langeweile kenne er nicht, wenn er sich auf «Schatzsuche» begibt, obwohl er immer alleine loszieht.
Das Suchen bereitet Lüdin Freude – Funde sind die Belohnung. Die Münzen, die er im September entdeckte, waren seine bisher grösste Belohnung, aber nicht die erste: Er fand zuvor bereits einen gut erhaltenen, mittelalterlichen Abschussbolzen aus Eisen mit feiner Pfeilspitze. Dieser zeugt von einer bemerkenswert hohen Handwerksqualität.
«Auf zu neuen Taten», lautet die Devise von Daniel Lüdin. Die ehrenamtliche Archäologie und sein Hund Apollo, eine Amerikanische Bulldogge – das ist sein Lebensmittelpunkt. Über eine solche ehrenamtliche Tätigkeit von Privatpersonen zugunsten des Kulturguts kann die Öffentlichkeit wirklich nur dankbar sein.