Abgang nach nur drei Monaten
03.05.2022 Bezirk Sissach, Gastronomie, Wirtschaft, SissachNeuer Geschäftsführer fürs Hotel zur Sonne gesucht
Das Hotel-Restaurant zur Sonne steht kaum zwei Wochen nach der Eröffnung ohne Geschäftsführer da. Bernhard Raemy hat aus ungenannten Gründen gekündigt. Das Eigentümer-Ehepaar Adriana und Michele Linsalata springt in die Bresche und ...
Neuer Geschäftsführer fürs Hotel zur Sonne gesucht
Das Hotel-Restaurant zur Sonne steht kaum zwei Wochen nach der Eröffnung ohne Geschäftsführer da. Bernhard Raemy hat aus ungenannten Gründen gekündigt. Das Eigentümer-Ehepaar Adriana und Michele Linsalata springt in die Bresche und sucht dringend Ersatz. Am Konzept wird festgehalten.
Christian Horisberger
«Es gibt viel zu tun, aber es geht uns gut.» Adriana und Michele Linsalata scheinen den Schock kurz nach Eröffnung ihres Hotel-Restaurants zur Sonne gut zu verdauen: Ihr Geschäftsführer Bernhard Raemy hat unmittelbar vor Ablauf der Probezeit gekündigt und den Betrieb Ende April verlassen. Mit Raemy ging auch dessen Lebenspartnerin und Stellvertreterin in der «Sonne», Rahel Schaffner. Weitere Abgänge gibt es gemäss Michele Linsalata nicht.
In den vergangenen Tagen brodelte in und um Sissach die Gerüchteküche. Als «unterschiedliche Auffassungen über das Führen eines Gastrobetriebs» zwischen dem Eigentümer-Ehepaar und dem Geschäftsführer lassen sich die Spekulationen um den Abgang Raemys am ehesten zusammenfassen. Die Linsalatas und Raemy äussern sich dazu nicht. Es sei Stillschweigen vereinbart worden, heisst es von beiden Seiten.
«Wir bedauern seinen Abgang», sagt Adriana Linsalata, Verwaltungsratspräsidentin der Betriebs-AG und Wirtepatentgeberin der «Sonne», gegenüber der «Volksstimme». Raemy habe wertvolle Aufbauarbeit geleistet, wofür sie ihm dankbar sei. «Wir hätten ihn gerne behalten.» Sie betont: Man sei nicht im Streit auseinandergegangen. Den nach aussen überstürzt wirkenden Abgang begründet sie mit der Ende April abgelaufenen Probezeit.
Bernhard Raemy hat mit seiner Trennung von der «Sonne» nicht die Lust an der Gastronomie verloren, wie er auf Anfrage sagt. Er freue sich auf eine neue Aufgabe. Aufgrund der bisherigen Medienberichterstattung zu seinem Abgang habe er bereits Jobangebote erhalten. Konkrete Pläne habe er jedoch noch keine.
Gastgeberpersönlichkeit gesucht
Auch in der «Sonne» gilt es, nach vorne zu schauen. Heisst: Möglichst rasch «eine starke Gastgeberpersönlichkeit» zu engagieren und den Betrieb bis dahin so weiterzuführen, dass sich die Gäste der «Sonne» weiterhin wohlfühlen. Dies gewährleiste einerseits das gut funktionierende Team in der Küche und an der Front, andererseits springen die Eigentümer in die Bresche. Michele Linsalata kümmert sich um den technischen Betrieb, Adriana ist als interimistische Geschäftsführerin Ansprechpartnerin für die Teamleiter, die nun stärker gefordert seien, sie kümmert sich um die Finanzen und – das ist ihr ein grosses Anliegen – begrüsst so oft sie kann die Gäste. Die Rekrutierung des neuen Geschäftsführers oder der neuen Geschäftsführerin hat für das Ehepaar hohe Priorität. Gespräche mit zwei Interessenten hätten bereits stattgefunden, entschieden sei noch nichts.
Der ursprüngliche, aber aus Mangel an Interessenten verworfene Plan, den ganzen Betrieb an einen Pächter zu übergeben, stehe zumindest zurzeit nicht zur Debatte, sagt Michele Linsalata. «Die Lösung mit einem Geschäftsführer im Anstellungsverhältnis ist optimal für alle Beteiligten.»
Am aufgegleisten Konzept eines Soft-Openings, der schrittweisen Eröffnung des Lokals bis zum Vollbetrieb, halten die Eigentümer fest. Zunächst bleibe es bei den aktuellen Öffnungszeiten von Dienstag bis Samstag jeweils abends sowie Banketten nach Vereinbarung auch tagsüber. In wenigen Tagen ist der Fonduekeller bezugsbereit, im Weinkeller kann bereits ein Apéro genossen und in der Smokers-Lounge eine Zigarre geschmaucht werden. Ab Mitte Mai sollen auch Mittagsmenüs serviert werden und ab dem Tag der offenen Tür am 11. Juni soll das Restaurant während des ganzen Tages geöffnet sein – inklusive Gourmet-Saal im neuen Anbau zur Hauptstrasse hin. Eine Ausdehnung auf einen 7-Tage-Betrieb sei erst dann ein Thema, wenn weiteres Personal rekrutiert werden konnte. Aktuell beschäftigt die «Sonne» in Küche, Service, Reception und Raumpflege 13 Mitarbeitende. Bald sind es 14: Demnächst wird ein fünfter Koch zum Team von Küchenchef Eduard Jaisler stossen.
Mit dem Start sehr zufrieden
Mit dem bisherigen Betrieb des Hotel-Restaurants sind die Eigentümer, die mehrere Unternehmen in den Bereichen Sanitär, Badezimmer-Design und Immobilien führen, zufrieden. Die Küche werde von den Gästen sehr geschätzt, die Auslastung der 19 Hotelzimmer sei höher als erwartet und von den 12 Altersresidenzen sei die Hälfte belegt. Nach wie vor auf der Suche ist man nach einem Mieter für die Arztpraxis-Räumlichkeiten im Anbau hinter dem Hauptgebäude. Um den Investitionsbedarf für einen potenziellen Mieter zu senken, haben die Linsalatas beschlossen, die Praxisräume auf eigene Rechnung voll einzurichten.
Nachdem sich kurz nach der Wiedereröffnung dunkle Wolken vor die «Sonne» geschoben haben, stellt sich die Frage nach dem Image-Schaden, den der Betrieb davongetragen haben könnte. Darauf angesprochen, reagieren Adriana und Michele Linsalata irritiert. Kein einziger Mensch habe sie direkt auf die Kündigung des Geschäftsführers angesprochen. Die Situation sei unerfreulich und bedeute für sie einen Mehraufwand. Aber es handle sich um einen «normalen Prozess»: Ein Angestellter habe während der Probezeit gekündigt. «Das ist keine Sonnenfinsternis», sagt Michele Linsalata. Davon könne sich jeder überzeugen: «Die Leute sollen kommen, probieren und sich ein Bild machen.»