Ja, sie ist wieder offen
22.04.2022 Baselbiet, Gastronomie, Bezirk Sissach, SissachJürg Gohl
«Ist hier schon offen?», fragen die fünf Frauen unter dem Türbogen. Gemeindepräsident Peter Buser, der es sich am Dienstagabend nicht nehmen lässt, dem wieder eröffneten Restaurant Sonne auf ein Glas seine Aufwartung zu machen, winkt sie wie einst der ...
Jürg Gohl
«Ist hier schon offen?», fragen die fünf Frauen unter dem Türbogen. Gemeindepräsident Peter Buser, der es sich am Dienstagabend nicht nehmen lässt, dem wieder eröffneten Restaurant Sonne auf ein Glas seine Aufwartung zu machen, winkt sie wie einst der Polizist auf der Sonnen-Kreuzung einfach herein. Die eingetroffenen Gäste kommen eben vom Line Dance, um ihren Durst zu löschen und ihre Neugierde zu stillen. Sie blicken sich interessiert um und stellen viel Altvertrautes fest. Das sei doch die alte Decke, und der Raum sei etwas kleiner, dafür habe es neu eine kleine, gegen die Gaststube offene Küche. Waren die Lampen nicht schon …?
Auch der neue Stammtisch ist der alte und um ihn gruppieren sich auch bald ein paar altvertraute Gäste: So sondiert Robert Schneeberger, einst Landratspräsident und Thürner Gemeindepräsident, ob sein Montags-Stammtisch nach drei Jahren im Exil wieder in die «Sonne» zurückkehren könne. Er kann. Und bald wendet man (und frau) sich anderen Tagesthemen wie der Abrissbirne vom Gründonnerstag (siehe «Volksstimme» vom Mittwoch) zu.
«Ein Bijou»
Ein anderes Ehepaar aus Thürnen verabschiedet sich und sagt zu Peter Buser beim Gehen: «Da habt ihr in Sissach ein Juwel.» Gemeint ist damit nicht nur die neu gestaltete Gaststube, sondern auch die Küche. Und als hätten sie sich abgesprochen, gelangt auch das nächste Paar beim Verlassen zum gleichen Fazit, Gewerbepräsidentin Christine Tschan und ihr Ehemann, der Bürgerratspräsident Christoph Tschan. Der einzige Unterschied: Sie wählt den Begriff «Bijou» sowie das entsprechende Handzeichen.
Adriana Linsalata und ihre Tochter Chiara von der Besitzerfamilie erhalten damit die durchwegs positiven Reaktionen bestätigt, die sie bereits zuvor entgegennehmen durften. Zwar steht die neue «Sonne» erst seit Dienstag für alle offen. Doch beginnend mit der Pressekonferenz der Initianten eines neuen Naturparks im Oberbaselbiet Ende Januar und mit dem Höhepunkt an der Fasnacht fanden im Neubau schon einige Bankette, Privatanlässe, Vorträge und Generalversammlungen statt.
Das neue Hotel ist bereits vor einem Monat in Betrieb gegangen, und schon mehrfach seien die neuen und renovierten 19 Zimmer ausgebucht gewesen. Am Ostersonntag und am -montag wurde ein Oster-Viergänger serviert. Rund 85 Gäste konnten dazu begrüsst werden, und tags darauf folgte der vielleicht grösste Schritt, der abendliche Beizenbetrieb mit Essen. «Ein erfolgreiches Wochenende», fassen Mutter und Tochter Linsalata zusammen und wollen das keinesfalls wirtschaftlich verstanden wissen.
Spätestens im Juni soll eine nächste Stufe erklommen werden, wenn zusätzlich auch Mittagessen angeboten werden. Zuletzt folgt schliesslich die Eröffnung des Gourmet-Restaurants im Neubau. «Bei den weiteren Schritten hängt viel von der Personalsituation ab», sagt Adriana Linsalata im Wissen, dass im ganzen Land die Gastronomie mit diesem Problem zu kämpfen hat.
Die junge Frau, die am Dienstag die Gäste bedient, ist erleichtert, als sich gegen 22 Uhr die Tische langsam lichten. Bewusst habe sie sich darauf eingestellt, am Starttag überrannt zu werden, und sei nun glücklich, dass alles glatt verlaufen sei. Doch da hat sie die Rechnung ohne den Gast gemacht. Zwei vom Durst geplagte Männer auf dem Heimweg ins oberste Baselbiet stehen unter der Tür und fragen: «Ist hier noch offen?»