Auf der Spur der Flugkünstler
05.04.2022 Baselbiet, Serien, NaturSerie zum Vorkommen der Libellen im Baselbiet
Mit ihren farbig schillernden Körpern und ihren akrobatischen Flugleistungen sind Libellen eine Augenweide. In einer Artikelserie gibt die «Koordinationsstelle Libellen und ihre Lebensräume» einen Überblick über die Arten, die Lebensweise ...
Serie zum Vorkommen der Libellen im Baselbiet
Mit ihren farbig schillernden Körpern und ihren akrobatischen Flugleistungen sind Libellen eine Augenweide. In einer Artikelserie gibt die «Koordinationsstelle Libellen und ihre Lebensräume» einen Überblick über die Arten, die Lebensweise und die Lebensräume dieser Insektengruppe.
vs. Mit ihren bunten Farben und ihren wendigen Flugkünsten gehören Libellen zu den Gewässerbewohnern, die Jung und Alt begeistern. Die harmlosen und verspielten Bewohner von Quellen, Bächen, Flüssen und allen Typen von stehenden Gewässern sind aber auch wichtige Zeigerorganismen für die Intaktheit und strukturelle Vielfalt ihres Lebensraums.
Libellen gehören zu den ältesten Insektengruppen und kamen bereits im Karbon vor, also vor mehr als 300 Millionen Jahren. Versteinerungen zeigen, dass sich der Körperbau der Libellen in dieser langen Zeitspanne nur unwesentlich veränderte. Nicht jedoch ihre Grösse, denn damals gab es Arten mit einer Flügelspannweite von über 70 cm. Die heute vorkommenden Libellen unterscheiden sich teilweise stark in ihrer Grösse. Die zierlichen Kleinlibellen sind teilweise nur 2 cm lang, während die grössten Grosslibellen bis zu 8,5 cm erreichen.
Klein- und Grosslibellen bilden auch die beiden Hauptgruppen dieser in der Schweiz mit 76 Arten vertretenen Insektenordnung. In der Region Basel wurden in den vergangenen 30 Jahren 55 Libellenarten nachgewiesen und von diesen kann mehr als die Hälfte als selten oder gar gefährdet betrachtet werden. Gründe für den Rückgang sind einerseits die Verbauungen der Fliessgewässer, die Intensivierung der Landnutzung, aber auch die Nutzungsaufgabe und der Druck durch die wachsenden Siedlungen und Infrastrukturbauten wie Strassen oder Bahnlinien.
Sie alle führen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem massiven Rückgang natürlicher Gewässerlebensräume. In der Schweiz sind denn auch 27 Arten (36 Prozent) gefährdet oder ausgestorben und weitere 6 Arten (8 Prozent) gelten als potenziell gefährdet. Davon kommen im Kanton Baselland sieben gefährdete Arten und drei Arten mit der Einstufung potenziell gefährdet vor.
Libellen besitzen in allen Lebensphasen eine enge Bindung an spezifische Teillebensräume und Lebensraumstrukturen der Fortpflanzungsgewässer. Aufgrund intensiver Forschung und Arbeiten zur Naturschutzbiologie der Arten in den vergangenen 50 Jahren sind die Lebensraumanforderungen praktisch aller Libellenarten gut bekannt. Um aus diesem Wissen praktische Handlungsanweisungen zu entwickeln, hat der Gewässerschutzverband Nordwestschweiz ein Projekt durchgeführt, das konkrete Massnahmen zum Schutz und zur Aufwertung der Libellengewässer vorschlägt. Diese sollen in den nächsten Jahren umgesetzt werden. Seit 2020 ist die «Koordinationsstelle Libellen und ihre Lebensräume» des Kantons tätig, um die verschiedenen Akteure bei konkreten Schutzbemühungen und Aufwertungsmassnahmen zu beraten und zu unterstützen.
«Libellen im Winter – noch nie gesehen», werden sich manche sagen, wenn ihnen mitgeteilt wird, dass selbst von November bis März geflügelte Libellen unterwegs sind. Die Winterlibelle ist ein Tier, das die kalte Jahreszeit meistens unbeweglich an seinem Sitzplatz in der Vegetation verbringt. An sonnigen und etwas wärmeren Wintertagen kann die Winterlibelle jedoch zum Flug ansetzen und auf die Jagd nach anderen Insekten gehen, die ebenfalls von der Wärme «erweckt» wurden. Die Winterlibelle ist daher die erste Libellenart, die am Gewässer auftaucht und mit der Fortpflanzung beginnt. Nicht selten sieht man bereits an den ersten wärmeren Tagen im März Männchen und Weibchen bei der Paarung. Nach der Eiablage im April dauert es bis Ende Juni oder Juli, bis die ersten Tiere ausschlüpfen.
Beobachtungstipps
Bei den Winterlibellen sind sowohl die Männchen als auch die Weibchen beige-braun gefärbt und daher gut getarnt. Erfolg versprechend ist das Absuchen von schräg aus dem Wasser ragenden Halmen, Ästen oder abgestorbenen Sprossen der letztjährigen Wasserpflanzen. Mit etwas Glück gelingt es auch, die Winterlibelle an Land zu erspähen, wo sie sich vor der Rückkehr zum Gewässer in der Gras- oder Staudenvegetation aufhält.
An sonnigen Vorfrühlingstagen kann die Art zum Beispiel an folgenden Gewässern beobachtet werden: Chalchofen (Lausen), Chilpen (Diegten), Unterer Talweiher (Anwil) oder an der Fieleten (Bubendorf).
Ein Feldstecher ist von Vorteil, denn Winterlibellen sind gut getarnt und sitzen meist unbeweglich auf Ästen oder abgestorbenen Blättern, die aus dem Wasser ragen. Bitte respektieren Sie die Schutzgebiete und bleiben Sie auf den vorgesehenen Wegen.
Dieser Artikel erscheint in Zusammenarbeit mit der «Koordinationsstelle Libellen und ihre Lebensräume» des Kantons Basel-Landschaft. Die Serie wird fortgesetzt.