Thomas Faulstich

Verlässt man Böckten in Richtung Gelterkinden, stand bis vor wenigen Tagen auf der linken Strassenseite kurz vor dem Beginn des Gewerbegebiets das ehemalige Restaurant Ergolz. Auch wenn die Chroniken des Dorfes keine Auskunft darüber geben, seit wann genau an dieser Stelle ein Schankbetrieb oder eine Gaststätte bestanden hat, so ist doch offensichtlich, dass dieser schon seit mehreren Generationen existiert hat. In der sogenannten Heimatkunde von Böckten aus dem Jahr 1863 werden im Ort drei «Wirthschaften» gezählt – wobei nur das Restaurant Hirschen namentlich erwähnt ist. Über die Lage der anderen beiden schweigt die Chronik. Ob schon damals am heutigen Ort ein Restaurant oder eine Schänke betrieben wurde, bleibt damit offen.

Historisch belegt ist, dass das Gebäude, dessen Abbruch diese Woche begonnen hat, vor genau 150 Jahren, im Jahr 1872 errichtet wurde. Damit handelte es sich um das älteste noch bestehende Gebäude ausserhalb des alten Dorfkerns von Böckten. Ebenfalls in Erfahrung zu bringen ist, dass das Restaurant Ergolz über viele Jahrzehnte ein Treffpunkt – nicht nur für die Einwohner von Böckten – war. Es wird erzählt, dass das Lokal unter dem ehemaligen Wirt Zimmermann, der ein Freund der FCB-Legende Karli Odermatt war, während vieler Jahre unter anderem von ehemaligen und aktuellen Spielern des FC Basel besucht worden sei.

Wie in manchen anderen Orten hatte aber auch das Restaurant Ergolz in Böckten in den vergangenen Jahren mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Gaststube wurde daher bei Ausbruch der Corona-Pandemie vor rund zwei Jahren geschlossen. Da auch das Restaurant Hirschen seinen Betrieb eingestellt hat, ist damit von den 1863 erwähnten drei Betrieben keiner mehr erhalten. Heute existiert in Böckten mit dem «Bo’s Diner» noch eine Gaststätte neueren Datums.

Der heutige Eigentümer der Liegenschaft, Sasi Sellathurai, hat vom Standort des Restaurants Ergolz aus seit der Schliessung des Gastbetriebs einen Catering-Betrieb mit Party-Service geführt. Dieses Angebot bleibt erhalten und wird vom Restaurant Roseneck in Gelterkinden weitergeführt, das vom gleichen Eigentümer betrieben wird.

Acht Wohnungen entstehen
Nach der Bewilligung des Baugesuchs wurden im Haus und auf der Parzelle bereits etliche Vorarbeiten für den Abbruch der Liegenschaft ausgeführt. Seit vergangener Woche steht auch schweres Baugerät für den Abbruch bereit, der diesen Montag mit einem Spatenstich definitiv in Angriff genommen wurde. Auf der Parzelle an der Hauptstrasse entsteht danach eine Liegenschaft mit acht Wohnungen und einem Gewerberaum auf insgesamt drei Etagen. Das Projekt wurde von Thierry Salathé vom Architekturbüro Peter Völlmin in Gelterkinden entworfen, der ebenfalls die Bauleitung innehat. Zwei der Wohnungen werden als Attikawohnungen ausgestaltet. Alle Wohnungen sollen im Stockwerkeigentum verkauft werden.

Noch unklar ist, was für ein Gewerbebetrieb in den dafür vorgesehenen Räumlichkeiten einziehen wird. Offen ist damit, ob an diesem Ort wieder eine Gaststätte geführt würde. Mehr Klarheit ist zu erwarten, wenn das Gebäude im Frühjahr 2023 fertiggestellt und bezogen wird, wie dies vom Bauherrn und der Bauleitung vorgesehen ist.