Der Mann bei Hals- und Beinbruch
17.02.2022 Bezirk Sissach, Tenniken, GesundheitFerdinand Bolinger
Traumhafte Schneeverhältnisse, Sonnenschein, 225 wunderbare Pistenkilometer und 43 Skilifte sind die besten Voraussetzungen für unbeschwerten Freizeitsport im Skigebiet Arosa Lenzerheide. Doch wenn etwas passiert, ist schnelle und professionelle Hilfe ...
Ferdinand Bolinger
Traumhafte Schneeverhältnisse, Sonnenschein, 225 wunderbare Pistenkilometer und 43 Skilifte sind die besten Voraussetzungen für unbeschwerten Freizeitsport im Skigebiet Arosa Lenzerheide. Doch wenn etwas passiert, ist schnelle und professionelle Hilfe wichtig. Das Auslösen und die Koordination der richtigen Massnahmen sind dabei entscheidend.
An Spitzentagen verzeichnet das Schneesportgebiet Arosa Lenzerheide bis zu 30 000 Gäste. Das Jahr begann mit einem Paukenschlag: Tage mit mehr als 20 Einsätzen sorgten für viel Arbeit für den Lenzerheider Pisten- und Rettungsdienst. Jeder Unfall fordert die Einsatzkräfte. Schnelle Reaktion, gezielte, einfühlsame Hilfe, eine sorgsame Bergung und sorgsamer Transport sind wichtig.
Sascha Mangold erklärt dazu: «Wir haben eine sehr erfahrene Rettungscrew und einen tollen Teamgeist. Es ist enorm wertvoll, auf die Erfahrungen, das grosse Engagement und die Achtsamkeit aller zählen zu können. Bei rund 500 Unfällen pro Saison und unzähligen Transporten ist ein eingespieltes Team unverzichtbar.»
Die Notrufe treffen auf der Zentrale über die verschiedensten Kanäle ein. Sei es über die bekannten Notfallnummern oder auch über Direktanrufe bei den Bergbahnen. Der Tenniker erklärt: «Wichtig ist es, Ruhe zu bewahren, den Betroffenen Mut zuzusprechen, die Anzahl der Verletzten und – soweit möglich – die Schwere der Verletzung zu erfragen und umgehend die weiteren Schritte auszulösen.» Häufig sei die Beschreibung des Unfallortes vage, diesen gelte es dann möglichst genau zu lokalisieren. Dabei helfen Fragen nach den Pistenmarkierungen vor Ort, nach einer Sesselbahn in der Nähe oder wo genau die Fahrt begonnen hat.
13 Patrouilleure stehen täglich in Lenzerheide für Transport- und Rettungseinsätze zur Verfügung. Hinzu kommen nochmals 8 Patrouilleure in Arosa, welche die Aroser Bergseite eigenständig abdecken. Bei rund zwei Dritteln der Einsätze kommt der Rettungsschlitten zum Einsatz. Entweder um Verletzte aus steilem Gelände zu bergen, oder um die Personen direkt ins Tal zu bringen. Verstauchungen und Brüche sind die häufigsten Verletzungen. Betroffen sind oftmals Knie, Schultern, Schlüsselbein. Häufig wird auch kurzfristige Bewusstlosigkeit festgestellt.
In den Bergen hängengeblieben
Aus Datenschutzgründen erhält der Rettungsdienst keine Rückmeldungen über die endgültige Diagnose. Die Ferienregion Lenzerheide verfügt über vier Ärzte, welche die Verunfallten primär behandeln. Bei Oberschenkel- oder Rückenverletzungen wird in der Regel die Rettungsflugwacht aufgeboten, da in solchen Fällen ein Spitalaufenthalt kaum zu vermeiden ist. Im Lauf einer Saison kommt der Helikopter gegen 60 Mal zum Einsatz.
Auf spezielle Vorfälle angesprochen, erzählt Mangold: «Vor Kurzem meldete sich ein älterer Herr mit der Bitte, ob nicht jemand kurz vorbeischauen könne. Er sei leicht gestürzt und habe sich die Schulter ausgerenkt. Es wäre toll, wenn jemand diese direkt auf der Piste wieder einrenken könnte. Er möchte den Tag und das wunderbare Wetter auf den Skiern noch weiter geniessen. Solche Verletzungen sind jedoch so schwerwiegend, dass die Patrouilleure keine Behandlung vor Ort vornehmen. Letztlich war die Verletzung gravierender und der Patient wurde per Helikopter zur Behandlung ins Kantonsspital Chur geflogen.»
Eigentlich wollte er einst nur für eine Wintersaison an der Kasse jobben und vor allem den Schnee geniessen. Doch Sascha Mangold hat es buchstäblich den «Ärmel reingenommen»: Schon mehr als vier Jahre ist er nun im Bündnerland. Aufgrund seiner guten Ausbildung – er arbeitete unter anderem als Controller bei Roche und studierte anschliessend Betriebswirtschaft an der FHNW – übernahm er bald Aufgaben in der Administration bei der Lenzerheide Bergbahnen AG, wo er seit rund zwei Jahren hauptsächlich für die Buchhaltungsaufgaben verantwortlich ist. Die Tätigkeit in der Rettungszentrale sieht Mangold als ideale Ergänzung neben seinen Finanztätigkeiten: «In der Zentrale erhalte ich viele Einblicke in das Kernbusiness – sei es von der Kommunikation der offenen Anlagen bis zum Vorgehen bei Lawinensprengarbeiten. Die Vielfältigkeit ist sehr bereichernd.»
Unfälle vermeiden
Laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung geniessen in der Schweiz mehr als 3 Millionen Menschen den Winter auf dem Board oder den Skiern. Dabei kommt es in einem Jahr zu 60 000 Unfällen, davon sind 90 Prozent Selbstunfälle. Gerade darum ist Vorbeugung in diesen Sportarten besonders wichtig. Sascha Mangold sagt: «Ein gutes Sommertraining, eine auf das Können abgestimmte Fahrweise und besonders das gezielte Aufwärmen sind tragende Säulen, um Verletzungen zu vermeiden.»
Ein grosser Teil der Unfälle passiert vor dem Mittagessen oder gegen Abend. Hier gelte es besonders, die eigene Ermüdung zu beachten und sich nicht selbst zu überschätzen, sagt Mangold. Lieber einmal mit der Bahn zu Tal als unglücklich zu stürzen.