Schulleitung streicht die Segel
13.01.2022 Baselbiet, Gelterkinden, Bildung, Bezirk SissachSebastian Schanzer
Mittlerweile habe er sich aus der Schockstarre gelöst, sagt Kai Knöpfli, Schulratspräsident der Primarstufe in Gelterkinden. Innerhalb von zwei Tagen haben vergangene Woche alle drei Mitglieder der Schulleitung ihre Kündigung eingereicht, wie der ...
Sebastian Schanzer
Mittlerweile habe er sich aus der Schockstarre gelöst, sagt Kai Knöpfli, Schulratspräsident der Primarstufe in Gelterkinden. Innerhalb von zwei Tagen haben vergangene Woche alle drei Mitglieder der Schulleitung ihre Kündigung eingereicht, wie der Schulrat am Montag mitteilte. Bis zum Ende des Schuljahres am 31. Juli würden zumindest zwei Mitglieder noch im Amt bleiben, dann muss neues Personal her. Schulleiterin Yolanda Spross war seit 2013 im Amt, Beat Flückiger seit drei Jahren und die im Herbst angestellte Renate Brunner befindet sich noch in der halbjährigen Probezeit. Wann Brunner genau aufhört, wird derzeit noch verhandelt. Gemeinsam teilen sich die drei 250 Stellenprozente. Knöpfli betont auf Anfrage, die Rücktritte seien aus unterschiedlichen Gründen erfolgt, über die er allerdings auf Wunsch der Schulleitungsmitglieder keine Auskunft geben dürfe. «Nachdem eine Schulleiterin gekündigt hat, sind die anderen zwei nachgezogen», sagt Knöpfli. Davon, dass an der Gelterkinder Primarschule, abgesehen von der Pandemie, irgendetwas im Argen liege, oder von einem besonderen Vorfall wisse er nichts.
Gerne wüsste auch Martin Rüegg mehr über die Beweggründe der Schulleitung. Der Gelterkinder Gemeinderat mit dem Ressort Schule hat für kommende Woche eine ausserordentliche Sitzung mit dem Schulrat anberaumt. Dann werde man die nächsten Schritte besprechen. «Vielleicht wissen wir danach mehr über den Grund der drei Kündigungen», sagt Rüegg. Der Gemeinderat sei auf jeden Fall daran interessiert, mehr zu erfahren. «Wenn etwas nicht gut funktioniert hat, sollten wir das wissen, um nicht die gleichen Fehler ein zweites Mal zu machen», so Rüegg. Dessen ungeachtet muss sich der Schulrat nun um die Nachfolge kümmern. Ausgebildete Schulleiter und Schulleiterinnen seien generell schwer zu finden – eine hohe Fluktuation sei in der Branche aber jedes Jahr zu beobachten. «Deshalb sind wir froh, dass wir nun etwas Zeit und einen Vorsprung gegenüber anderen Gemeinden haben, wo sicherlich ebenfalls der eine oder andere Sitz in der Schulleitung zu ersetzen sein wird», so Knöpfli.
Viele Neu-Anstellungen im 2021
Negativ auf die Attraktivität des Berufs dürfte sich freilich die Corona-Pandemie auswirken. Das dynamische Infektionsgeschehen und die sich ändernden Schutzmassnahmen erschweren den Betrieb und die Planung. Aufgabe der Schulleitungen ist es zudem, unangenehme Gespräche mit widerständigen Eltern zu führen, um die Einhaltung der geltenden Regeln zu sichern. Ob dies die übliche Fluktuation bei Schulleitungen zusätzlich verstärken könnte, vermag Knöpfli nicht zu beurteilen. «Alle haben die Nase voll von Corona. Das ist in allen Gemeinden gleich und an den Schulen nicht anders als in der Privatwirtschaft.»
Auch für Marianna Hersche, Co-Präsidentin der Baselbieter Sektion des Schulleiter-Verbands, ist klar: «Die Pandemie stellt eine grosse Herausforderung für die Schulleitungen dar und führt zu einem unangenehmen Mehraufwand.» Dass dies aber zu einer Rücktrittswelle bei Schulleiterinnen und Schulleitern führen würde, könne sie nicht abschätzen. Hersche gibt aber zu bedenken, dass einige derzeit tätige Schulleiterinnen und Schulleiter möglicherweise noch nicht richtig im Job angekommen seien, was nun auch zu vermehrten Rücktritten führen könnte.
Per 1. August 2021 haben die Schulleitungen der Primarstufe von der Baselbieter Regierung mehr zeitliche Ressourcen zugesprochen bekommen. In der Folge kam es zu vielen Anstellungen von neuem, vielleicht auch unerfahrenem Personal.