Bürgerliche Kandidatin chancenlos
30.11.2021 Baselbiet, Parteien, Gelterkinden, Gemeinden, Bezirk Sissach
Christian Horisberger
Gerechnet wurde allseits mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen, herausgekommen ist ein klarer Sieg: Rico Tirri gewinnt die Wahl um den frei werdenden Gemeinderatssitz gegen Sonia Gubitoso mit grossem Vorsprung. Der vom linken Lager unterstützte ...
Christian Horisberger
Gerechnet wurde allseits mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen, herausgekommen ist ein klarer Sieg: Rico Tirri gewinnt die Wahl um den frei werdenden Gemeinderatssitz gegen Sonia Gubitoso mit grossem Vorsprung. Der vom linken Lager unterstützte Tirri (53) erhielt von 2267 gültigen Stimmen deren 1508 und übertraf das absolute Mehr von 1134 Stimmen deutlich. Sonia Gubitoso (51), die vom Bürgerlichen Zusammenschluss (BZG) portiert worden war, kam auf 676 Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei hohen 59,2 Prozent.
Das klare Ergebnis überrascht in vielerlei Hinsicht: Die Gelterkinderinnen und Gelterkinder wählten in der Vergangenheit tendenziell bürgerlich, Sonia Gubitoso kann berufliche Erfahrung in Gemeindeverwaltungen vorweisen, zudem gehört mit Manuela Schällibaum zurzeit lediglich eine Frau dem siebenköpfigen Gemeinderat an.
Entsprechend herrscht beim BZG Ratlosigkeit. Sicherlich habe Tirris Verankerung in der Bevölkerung und sein Bekanntheitsgrad als Präsident der Fasnachtsgesellschaft zu dessen Sieg beigetragen, sagt BZG-Präsident Pascal Catin auf Anfrage, «aber wir können uns die Niederlage in dieser Deutlichkeit nicht erklären».
Selbst der Gewinner vom Sonntag hat keine schlüssige Erklärung für seinen Erdrutschsieg: «Ich bin selber verblüfft», sagt Tirri. Gewiss habe er von seinen Aktivitäten im Gelterkinder Vereinsleben profitiert und auch von der Unterstützung von SP, Grünen und EVP, wofür er äusserst dankbar sei.
Die unterlegene Sonia Gubitoso gibt sich wortkarg: «Das Ergebnis muss analysiert werden. Einen Tag nach der Wahl wären sämtliche Aussagen dazu rein spekulativ», erklärt sie auf Anfrage der «Volksstimme».
Tritt Unterlegene erneut an?
Rico Tirri wird sein Amt am 1. Januar 2022 antreten. Da er eher dem linken Lager zuzuordnen ist, wird der BZG nach langer Zeit die Mehrheit im Gemeinderat verlieren: Seinen drei Ratsmitgliedern werden dann vier Vertreter des Mitte-Links-Lagers gegenüberstehen: Roland Laube, Martin Rüegg (beide SP), Gemeindepräsident Peter Gröflin (EVP) sowie Tirri (parteilos). An dieser Konstellation dürfte auch die Ersatzwahl für den Ende März 2022 abtretenden Finanzchef Stefan Degen (BZG) nichts ändern. Denn es ist unwahrscheinlich, dass die SP eine Kandidatin oder einen Kandidaten ins Rennen schicken und den BZG-Sitz angreifen wird. Bereits für die Ersatzwahl für Ruesch hatte die SP aus den eigenen Reihen niemanden für eine Kandidatur gewinnen können. Offen ist, wen die Bürgerlichen als Nachfolger Degens aufstellen werden: Noch einmal Gubitoso? «Darüber haben wir noch keine Überlegungen angestellt, das werden wir im Vorstand diskutieren», erklärt BZG-Chef Catin. Dafür bleibe noch etwas Zeit: Eingabeschluss für die mögliche stille Wahl sei erst am 27. Dezember. Sonia Gubitoso lässt die Frage offen: «Ob ich nochmals kandidiere, kann ich heute noch nicht beantworten.»
Umso auskunftsfreudiger war gestern Rico Tirri. Auf die Frage, was er im Amt als Erstes anpacken werde, versprach er, dass er dafür sorgen wolle, dass auf dem Dorfplatz auch in Zukunft ein Weihnachtsbaum zu stehen komme: «Wie auch immer und falls nötig auch mit privaten Mitteln.»