UMFRAGE | SOLL «IMPFGUTSCHEINE» ERHALTEN, WER JEMANDEN VOM IMPFEN ÜBERZEUGT?
08.10.2021 Gesellschaft, Umfragen, Gesundheit, Politik, Schweiz«Eine Belohnung mit Geld ist nicht der richtige Weg»
vs. Die Idee des Bundesrats hat vergangenen Freitag überrascht, als Alain Berset vor die Medien trat: Personen, die andere von einer Impfung überzeugen, sollen eine Belohnung erhalten, sagte der ...
«Eine Belohnung mit Geld ist nicht der richtige Weg»
vs. Die Idee des Bundesrats hat vergangenen Freitag überrascht, als Alain Berset vor die Medien trat: Personen, die andere von einer Impfung überzeugen, sollen eine Belohnung erhalten, sagte der Gesundheitsminister. Wer sich impfen lässt, soll eine Person angeben können, die für den Impfentscheid wichtig war. Diese Person soll 50 Franken in Form eines Gutscheins erhalten, so der Plan.
Berset nannte den Ansatz «unkonventionell», er sei gespannt auf die Rückmeldungen der Kantone. Diese fallen mehrheitlich niederschmetternd aus: Die meisten kritisieren das Vorgehen. Der Kanton Baselland hält etwa fest, dass er die Massnahme für nicht verhältnismässig halte. Bei der «überschaubaren zu erwartenden Summe» sehe er «kein sinnvolles Verhältnis zwischen einem allfälligen Nutzen» und dem Zusatzaufwand für die Abwicklung der Gutscheine.
Eine Umfrage der «Volksstimme» in Sissach zeigt ein ähnliches Bild: Das Vorhaben des Bundesrats stösst mehrheitlich auf Unverständnis. Ebenfalls durchwegs skeptisch sind Oberbaselbieter Landratsmitglieder, die auf die Anfrage der «Volksstimme» reagiert haben.
Umfrage Christian Roth
Peter Riebli, Landrat SVP, Buckten
«Die Impfgutscheine sind ein Hohn, lächerlich und kontraproduktiv. Ein Hohn gegenüber der schon geimpften Bevölkerung, lächerlich, weil der Bundesrat meint, die Bevölkerung sei für 50 Franken käuflich, und kontraproduktiv, weil es die Impfskeptiker in ihrer Meinung bestärkt, dass da etwas faul sein muss, wenn die Bevölkerung für die Impfung bestochen werden muss. Es ist für mich unverständlich, wie man in Bern auf so eine Schnapsidee kommen konnte.»
Sandra Strüby, Landrätin SP, Buckten
«Dieses Vorgehen halte ich weder für sinnvoll noch für zielführend. Der Anreiz für die Impfung soll nicht über Geld geschehen. Ich finde das schon fast ein bisschen beschämend – die reiche Schweiz überlegt sich solche Massnahmen, während ärmere Länder jede verfügbare Impfung mit Handkuss nehmen würden. Natürlich ist es sehr wünschenswert, eine höhere Impfquote zu erreichen, damit die Massnahmen zurückgefahren werden können. Aber ich glaube nicht, dass die Skeptikerinnen und Skeptiker mit Geld überzeugt werden können.»
Matthias Ritter, Landrat SVP, Diegten
«Für mich sind die Pläne des Bundesrats befremdend. So weit haben wir es in der Schweiz gebracht. Mit Geld Personen zu ködern, die nicht dieselbe Meinung haben – das würde zu einer Zweiklassengesellschaft führen. Wo ist da die Demokratie und die Freiheit der Schweizer? Man könnte den Impfgutscheinen auch Kopfgeld sagen …»
Susanne Strub, Landrätin SVP, Häfelfingen
«Von diesen Gutscheinen halte ich nichts. Sie sind der falsche Weg, die Bevölkerung zur Impfung zu bewegen. Jede Person soll frei entscheiden, ob sie sich impfen lassen will oder nicht. Ich bin genesen und werde mich vor Ablauf meines Zertifikats impfen lassen. Was mich sehr bewegt und nachdenklich stimmt, ist, wie sich unsere Gesellschaft in zwei extreme Lager teilt. Das richtet einen grossen Schaden an. Sei es in der Familie oder im Vereinsleben. Diese Anfeindungen unter Geimpften und Ungeimpften gehen zu weit und der Konflikt würde nun noch verschärft.»
Janine Maurer, 34, Sissach
«Ich finde diese Pläne nicht gut. So wird den Menschen quasi aufgezwungen, sich impfen zu lassen. Ich bin zwar selber geimpft, die Idee des Bundesrats mit den Gutscheinen gefällt mir aber nicht.»
Agnes Hunziker, 52, Tenniken
«Ich finde es nicht gut, dass der Bundesrat Menschen mithilfe von Geld dazu bringen will, andere Personen vom Impfen zu überzeugen.»
Luigi Dattilo, 37, Itingen
«Es ist ein heikles Thema. Meiner Meinung nach ist es nicht gut, dafür Geld zu verteilen. Jeder soll frei sein und für sich selber entscheiden können, ob er sich impfen lassen möchte – oder er muss halt Restriktionen in Kauf nehmen.»
Erika Salzmann, 72, Tenniken
«Das Ganze ist ein Witz. Man muss nicht mit Geld jemanden von der Impfung überzeugen. Entweder man ist überzeugt oder eben nicht.»
Brigitte Ramseier, 51, Tenniken
«Ich finde es gut, dass der Bundesrat etwas tut. Man muss die Leute motivieren, damit etwas passiert. Ich weiss aber nicht, ob dies der richtige Weg ist.»