Eine Vorliebe für Pro-Specie-Rara-Tierrassen
24.09.2021 Baselbiet, Zunzgen, NaturAuf dem «Horen» leben Wollschweine und Appenzeller Barthühner
Michèle Bauen, Kurt Mohler und Joël Faletti halten auf dem Hof Horen in Zunzgen die Pro-Specie-Rara-Tierrassen Wollschwein und Appenzeller Barthuhn. Zudem vermehrt Bauen leidenschaftlich gerne Tomatensorten zur ...
Auf dem «Horen» leben Wollschweine und Appenzeller Barthühner
Michèle Bauen, Kurt Mohler und Joël Faletti halten auf dem Hof Horen in Zunzgen die Pro-Specie-Rara-Tierrassen Wollschwein und Appenzeller Barthuhn. Zudem vermehrt Bauen leidenschaftlich gerne Tomatensorten zur Samengewinnung.
Brigitt Buser
Auf die Idee, Pro-Specie-Rara-Nutztiere zu halten, kamen Michèle Bauen und Joël Faletti, beide aus Böckten, im Jahr 2015. Um sich den Traum eines Archehofs zu verwirklichen, das heisst unterschiedliche Pro-Specie-Rara-Tierrassen zu halten, setzten die beiden Jungunternehmer mit Erfolg auf ein spendenbasiertes Crowdfunding der BLKB. Mit dem Startkapital konnten sie sich ideale Voraussetzungen für eine artgerechte Tierhaltung, ebenfalls auf dem «Horen» schaffen. Und so zogen bald darauf die ersten Pro-Specie-Rara-Tierrassen wie Appenzellergeiss, Spiegelschaf, Schweizer Fuchskaninchen und Diepholzer Gans ein.
«Wichtig zu wissen ist, dass es sich dabei um Nutztiere handelt. Diese werden also nicht nur gemolken, oder deren Eier verwertet, sondern sie werden schliesslich zur Fleischgewinnung auch geschlachtet», erklärt Bauen. Momentan versorgen sie und Kurt Mohler, Bauens Schwiegervater, auf dem «Horen» Wollschweine und Appenzeller Barthühner. Joël Faletti unterstützt die beiden, wann immer nötig. Die Wollschweine hat sich Mohler zugelegt, der eine grosse Freude an den Tieren hat. Wollschweine sollten es sein, weil sie sehr menschenbezogen sind und ein sehr schmackhaftes Fleisch liefern.
«Qualität ist uns wichtiger als Quantität», so Faletti, der Angestellter in einem Grünabfuhrunternehmen war, das Mohler gehörte. Aus verschiedenen Schweinen der Balkanregion gezüchtet, gehörte das Wollschwein Mitte des 19. Jahrhunderts zu den beliebtesten Schweinerassen der Schweiz.
Samenvermehrung schwierig
Was man sich bei Pro-Specie-Rara-Rassen bewusst sein muss, ist, dass diese extensiv gehalten werden. Das heisst, sie eignen sich nicht dazu, um rasch viel Fleisch zu produzieren. Ein grosser Vorteil jedoch sei, dass ihr Fleisch geschmacklich viel aromatischer sei als das von schneller wachsenden Mastleistungsrassen. Davon leben kann man allerdings nicht. Dasselbe gilt auch für die Appenzeller Barthühner. Diese legen den Winter über keine Eier. Damit beginnen sie in Jahren mit einem frühen Frühlingsstart bereits im März. Ist der Frühling kalt, so kann man erst im April mit den ersten Eiern rechnen. Anfangs nur jeden dritten Tag eines, später täglich, wobei ein Huhn im Wechsel garantiert keines legt.
Bauen kümmert sich nicht nur um die Tiere, sie vermehrt auch Gemüsesamen der Pro Specie Rara. Schon seit einigen Jahren vermehrt sie die Tomatensorte «Wladiwostok». Diesen Frühling kam noch die Aubergine «White Egg» dazu. «Das heisst jetzt aber nicht, dass ich einfach Jungpflanzen von der Pro Specie Rara erhalte», so Bauen. «Es sind nur die Samen, und ich muss mich daher im Januar an die Aussaat machen.» Der grosse Vorteil bei der Samenvermehrung bei Tomaten sei, dass man sie reif ernten und für die Samenerhaltung entkernt, trotzdem das Fruchtfleisch essen kann. Man hat also sehr viel davon.
Bei Salat hingegen lasse man die schönsten Exemplare schiessen, blühen und Samen ansetzen. Bauen hatte in diesem Jahr bei der Samenvermehrung jedoch wegen des kalten Frühlings und nassen Sommers nicht so viel Glück. Nicht nur ein Teil der Tomaten litten – bis die Auberginen reif sind, wird es wohl schneien. Daher wird Bauen im Januar wieder nur Tomaten anziehen.