Auf die Spielsachen, fertig, los!
31.08.2021 Baselbiet, Gelterkinden, Bildung, GesellschaftLisa Zumbrunn
«Hilf mir, es selbst zu tun.» Nach diesem Ansatz der Pädagogin Maria Montessori leitet Giada Studer ihre Spielgruppe «Barfusskinder», die sie vergangenen Samstag eröffnete. Im ersten Obergeschoss an der Poststrasse 8, mitten in Gelterkindens ...
Lisa Zumbrunn
«Hilf mir, es selbst zu tun.» Nach diesem Ansatz der Pädagogin Maria Montessori leitet Giada Studer ihre Spielgruppe «Barfusskinder», die sie vergangenen Samstag eröffnete. Im ersten Obergeschoss an der Poststrasse 8, mitten in Gelterkindens Dorfkern, können sich ab heute Dienstag Kinder ganz nach ihren Wünschen austoben. Nichts müssen, selbst entscheiden, ist dabei Studers Leitgedanke.
Auf diese Ansätze gekommen ist die 31-Jährige durch eigene Erfahrungen. Gemeinsam mit Ehemann Michi hat sie zwei Töchter, die ebenfalls eine Spielgruppe besuchten. Für Giada Studer ist klar, dass sie in ihrem eigenen Betrieb nichts erzwingen möchte. Sie findet, dass klar strukturierte Aktivitäten und vorgegebene Aufgaben noch früh genug auf die Kinder zukommen. Die Spielgruppe «Barfusskinder» soll deshalb einfach ein Spielparadies sein. Ob herumgetobt oder gebastelt wird – die Kinder dürfen selbst entscheiden.
Nach diesem Konzept hat Giada Studer den «Barfusskinder»-Raum eingerichtet. Alles, was die Kinder benutzen dürfen, ist auf ihrer Höhe versorgt. Somit gelangen sie ohne Hilfe an die gewünschten Utensilien. Die ausgebildete Spielgruppenleiterin möchte unterstützen, dass die Kinder selbst merken, was sie möchten. «Für einige kann dies zu Beginn überfordernd sein, da sie sich dies nicht gewohnt sind», sagt sie.
Mit der Eröffnung am vergangenen Samstag geht für die Gelterkinderin ein Traum in Erfüllung. Ihr Mann Michi bestätigt: «Seit ich dich kenne, möchtest du Alleinunternehmerin sein. Jetzt bist du es!» Auch wenn die Spielgruppe Giada Studers Projekt ist, konnte sie auf die grosse Unterstützung ihres Ehemanns zählen. Für ihn seien die Räumlichkeiten an der Poststrasse während der vergangenen vier Wochen sein zweites Zuhause gewesen, lacht er. Zuvor unterstützte er sie bei der Suche nach einem geeigneten Raum und schmiss den Haushalt während Studers Ausbildung.
2019 begann sie diese, indem sie einmal monatlich in Liestal zur Schule ging. Da sie auch während dieser Zeit für ihre Töchter da sein wollte, entschied sich die zweifache Mutter für die längere, einjährige Ausbildung. Erfahrungen sammelte sie in Praktikumstagen in drei verschiedenen Spielgruppen. «Dabei konnte ich bereits herausfinden, was ich bei ‹Barfusskinder› umsetzen und was ich anders machen will», erzählt sie von ihren Erfahrungen.
Studer lebt mit ihrer Familie in Gelterkinden. Die Nähe zur Spielgruppe und viele Bekanntschaften im Dorf helfen sicherlich zu einem erfolgreichen Einstieg ins Geschäft. Die 31-Jährige scheint fest im Oberbaselbiet verankert, wuchs selbst aber in Bern auf. Vor sieben Jahren zog es sie aufgrund ihres Mannes nach Gelterkinden. Auch heute fallen ihr noch neue Unterschiede zum Leben in der Stadt auf. «Es hat mich überrascht, wie schnell sich meine neue Spielgruppe im Dorf herumgesprochen hat», sagt sie und freut sich über bereits 15 angemeldete Kinder. Dienstag- und Freitagmorgen seien bereits ausgebucht.
Elternabende und Kürbisschnitzen
Von Dienstag bis Freitag können Kinder ab zweieinhalb Jahren ihre Morgen in der Spielgruppe verbringen. Bis auf fünf Wochen im Jahr ist diese geöffnet. Ob sich das Angebot der Öffnungszeiten während der Schulferien lohnt, zeigt sich in den nächsten Monaten. «Mal schauen, wie sich das entwickelt», sagt Studer entspannt. Auf jeden Fall freue sich ihre ältere Tochter, die bereits im Kindergarten sei, während dieser Zeit auch im «Barfusskinder»-Paradies basteln und spielen zu können. Für die ersten Monate hat Studer bereits einige Ideen, die sie in ihrem «Barfusskinder»-Projekt umsetzten möchte. Ihr sei es wichtig, Elternabende durchzuführen, um über die Spielgruppe informieren zu können. «Dies ist leider immer seltener», beobachtet sie. Auch spezielle Aktivitäten wie Kürbisschnitzen oder im Frühling etwas anzusäen, plant sie durchzuführen. Ihre Lehre als Topfpflanzengärtnerin kommt ihr dabei sicherlich zugute.
Die Eröffnung am vergangenen Samstag lässt indes auf einen erfolgreichen Start schliessen. Besonders viele Familien fanden am Vormittag und am späteren Nachmittag ihren Weg in die neue Spielgruppe. «Mit so vielen Besuchen hätte ich nicht gerechnet», sagt Studer und fügt an: «Ein Traum geht für mich in Erfüllung.» Die Vorfreude auf die Halbtage mit den Kindern ist dabei nicht zu überhören.