Schäden an Reben und Kirschen
13.07.2021 Energie/Umwelt, Tenniken, NaturBrigitt Buser
«Etwa 60 Prozent der Blätter der Reben wurden durch den Hagelschlag am Abend des 23. Juni regelrecht zerhackt und ein Grossteil der Ruten stark geschädigt», berichtet Paul Ruggle auf Anfrage der «Volksstimme». Ruggle kultiviert im Tenniker ...
Brigitt Buser
«Etwa 60 Prozent der Blätter der Reben wurden durch den Hagelschlag am Abend des 23. Juni regelrecht zerhackt und ein Grossteil der Ruten stark geschädigt», berichtet Paul Ruggle auf Anfrage der «Volksstimme». Ruggle kultiviert im Tenniker Gebiet «Räbmätteli» auf jeweils 7,5 Aaren die Rebsorten Riesling x Silvaner und Pinot Noir.
Vor allem die Gescheine (länglicher, rispenartiger Blütenstand) der Rebsorte Riesling x Silvaner wurden stark geschädigt oder schlichtweg weggerissen. Grund dafür ist, dass diese Rebsorte im Gegensatz zum Pinot Noir weichere Triebe und Blätter aufweist und daher bei starkem Regen oder Hagelschlag auch rascher Schaden nimmt. Aber auch das Blattwerk und die Gescheine des Pinot Noir haben stark gelitten.
«Ob die Schäden wieder verwachsen oder ob diese doch noch absterben, wird sich erst im weiteren Verlauf des Sommers erweisen», sagt Ruggle. Wichtig nach dem Unwetter war, dass vor allem die abgerissenen Blätter, die teilweise noch in den Stöcken hingen, raschmöglichst entfernt wurden, da sich bei diesen bald Fäulnispilze bilden.
Auch verlangen die geschädigten Stöcke einen sofortigen Pilzschutz, vor allem gegen Mehltau, der sich bei der jetzigen feucht-warmen Witterung explosionsartig vermehrt. Das grössere Problem ist aber, dass die Rebstöcke durch den Hagelschlag in einen Schockzustand geraten sind. Ist dieser abgeklungen, bilden die Stöcke zuerst wieder neue Triebe und Blätter. Erst danach geht es an die Ausbildung der Früchte. Somit verschiebt sich die Ernte, die schon durch den kalten Frühling in diesem Jahr zwei bis drei Wochen später eintritt, nochmals um eine bis zwei Wochen. Selbst wenn die einjährigen noch grünen Triebe und Gescheine sehr stark gelitten haben – die an die 40 Jahre alten Weinstöcke sind so stark verholzt, dass ihnen der Hagel kaum Schaden zufügen konnte.
Plastik schützt vor Hagel
Das gleiche Schicksal erlitten die Kirschen von Hanspeter Ryf vom Hof Kählen. «An die 2 Tonnen fast reife Früchte gingen während des etwa 20-minütigen Hagelschlags zu Boden. Der Anbau von Kirschen ist für uns seit jeher ein wichtiger Betriebszweig, daher kann auch von einem grossen Schaden gesprochen werden», sagt Ryf. Vor fünf Jahren hatte er seinen Betrieb von konventionellen auf biologischen Landbau umgestellt, daher gehen seine Konservenkirschen an die «Biofarm Genossenschaft». Seine Tafelkirschen verkauft der Landwirt an die Landi Gelterkinden und Tenniken. Für Ryf ist die Ernte in diesem Jahr die schlechteste der vergangenen zwei Jahrzehnte: Erst die Frostnächte im Frühling, danach der viele Regen und vor gut drei Wochen auch noch der verheerende Hagelschlag. Konsumenten können somit nur noch mit kleinen Mengen Tafelkirschen aus Tenniken rechnen, da Ryf bis jetzt auch nur einen kleinen Teil seiner Tafelkirschen mit Plastikdächern abgedeckt hat.
Die Dächer schützen die Kulturen nicht nur vor Hagel und Regen, sie senken auch den Befalldruck durch Pilze und verhindern das Aufspringen der Früchte, was bei Regen und offener Kultur schnell passiert. Die Gefahr von Langzeitschäden besteht nur bei noch jungen Bäumen, da starker Hagel hier die Rinde verletzen kann. Was die Feuchtigkeit betrifft, hat Ryf schnell reagiert und die Bäume präventiv mit einem Pilzschutz behandelt.