Die lange Suche nach neuer Trümmerpiste
27.07.2021 Baselbiet, Langenbruck, BubendorfElmar Gächter
Personen und Tiere aus Trümmern zu retten ist eine elementare Aufgabe des Zivilschutzes. Um das Personal zielgerichtet und möglichst realitätsnah auszubilden, betreibt das Amt für Militär- und Bevölkerungsschutz, das für die Ausbildung der ...
Elmar Gächter
Personen und Tiere aus Trümmern zu retten ist eine elementare Aufgabe des Zivilschutzes. Um das Personal zielgerichtet und möglichst realitätsnah auszubilden, betreibt das Amt für Militär- und Bevölkerungsschutz, das für die Ausbildung der Mannschaft und des Kaders des Zivilschutzes im Baselbiet zuständig ist, in Langenbruck eine Tiefen- und Trümmerpiste. Die über 20-jährige Anlage samt einem Gebäude mit fünf Klassenzimmern und der nötigen Infrastruktur wird auch von andern Organisationen wie dem Verein für Such- und Rettungshunde, von Polizei und Feuerwehr genutzt.
Doch sie vermag laut der Baselbieter Sicherheitsdirektion (SID) die Ansprüche an einen zeitgemässen Ausbildungsstandard nicht mehr zu erfüllen. So ist vor allem ein fachgerechtes Üben mit Formationen in Zugsgrösse und organisationsübergreifenden Gruppen nicht möglich. Zudem sei Langenbruck zu wenig zentral gelegen und führe für Kursteilnehmende und Instruktoren zu längeren Anfahrtswegen. «Eine neue Ausbildungsanlage für Tiefen- und Trümmerrettung ist deshalb mittelfristig unumgänglich», heisst es bei der SID.
Schwierige Standortsuche
Einen neuen Standort zu finden, ist allerdings alles andere als einfach. Bereits seit 2014 sucht die für den Bau einer neuen Anlage zuständige Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD) nach einer Alternative für Langenbruck – bisher erfolglos. Der Standort müsse gut erschlossen und zonenkonform sein oder einer entsprechenden Zone zugewiesen werden können. Er müsse neben der nötigen Ausbildungsfläche Platz bieten für wettergeschützte Ausbildungsräume, eine Werkstatt, Lagermöglichkeiten, sanitäre Einrichtungen und eine Verpflegungsmöglichkeit.
Als eine der Optionen bezeichnet die BUD das Areal der heutigen Abwasserreinigungsanlage in Bubendorf. Diese soll im Zuge der Zentralisierung der Kläranlagen aufgehoben werden und das Gelände könnte nach einem Rückbau als neue Trümmerpiste dienen. Als «Plan B» käme auch ein Grundstück neben dem TCS-Center in Füllinsdorf in Frage, wie die landrätliche Geschäftsprüfungskommission zum Jahresbericht 2020 des Regierungsrats festhält. Hingegen fällt laut BUD das vorübergehend zur Diskussion gestandene Areal der ehemaligen Gärtnerei Zulauf beim Altmarkt Liestal, das dem Kanton gehört, ausser Traktanden.
Das Geschäft werde aktuell direktionsintern in der Umwelt- und Energiekommission beraten. Vor einem Entscheid würden keine planerischen Aktivitäten gestartet, heisst es vonseiten der BUD. Angaben zu Kosten und Terminen seien noch nicht möglich, auch sei der Zeitpunkt offen, wann eine entsprechende Vorlage an den Landrat überwiesen werde. «Auch bei einem positiven Entscheid ist eine Verlegung der Trümmerpiste nicht vor 2028 möglich», so die BUD. Entschieden ist, dass die Anlage nicht zusammen mit Basel-Stadt erstellt und betrieben wird. Der Kanton Baselland würde sich laut SID jedoch freuen, wenn die Anlage überregional und organisationsübergreifend genutzt werden könnte.
So werden in Langenbruck mangels Alternativen auch weiterhin Rettungseinsätze geübt. Rund zehn Wochen pro Jahr ist der Zivilschutz für die Grund- und Kaderausbildung auf dem Gelände, zwei weitere Wochen üben dort andere Organisationen. Aufgrund der momentanen Coronalage werde das Ausbildungszentrum mit zusätzlichen fünf bis zehn Kurswochen ausgelastet. Aus Sicht der SID kann auf die Trümmerpiste nicht verzichtet werden. «Die Ausbildung des Zivilschutzes ist ein Bundesauftrag. Um für ein Grossereignis, eine Katastrophe oder eine Notlage gewappnet zu sein, muss der Zivilschutz in seinem Fachbereich optimal ausgebildet sein. Die Ausbildungsanlage ermöglicht es, die erforderlichen Kompetenzen für die Tiefen- und Trümmerrettung zu erwerben.»
Vom Kinderheim zum Zivilschutz-Trainingsgelände
emg. Baujahr der «Mittleren Fraurütti» war im Jahr 1700. 1929 erfolgte ein Umbau in ein Kinderheim. Besitzerinnen waren damals Ruth Preiswerk und Resi Müller. 1944 erwarb der Kanton Baselland die Liegenschaft, die bis Anfang der 1960er-Jahre als «Kinderbeobachtungsstätte» diente. Im Jahr 1962 erfolgte die Übergabe an das damalige Amt für Zivilschutz. Nach Umbauten, für die der Bund fünf Klassenzimmer und die nötigen Infrastrukturen genehmigte, wurde ab Sommer 1997 der Kursbetrieb wieder aufgenommen. (SID)
Das Zivilschutzareal in Langenbruck war in den vergangenen Jahren auch Objekt der Begierde für den Verein «Museum Oskar Bider», der hierher den Oskar-Bider-Hangar vom Flughafen Belpmoos dislozieren wollte. Wie die «Volksstimme» berichtet hat, ist dieses Projekt jedoch gestorben, nicht zuletzt deshalb, weil das Gelände erst in ein paar Jahren anderweitig genutzt werden kann.