Neues Design dank Namensstreit
11.06.2021 Baselbiet, Rickenbach, GastronomieSebastian Wirz
Aus einer Auseinandersetzung kann auch Gutes entstehen. «Der Namensstreit hat dazu geführt, dass wir uns zu einem neuen Design durchgerungen haben», sagt Benjamin Hirschi. Gemeinsam mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder David braut der ...
Sebastian Wirz
Aus einer Auseinandersetzung kann auch Gutes entstehen. «Der Namensstreit hat dazu geführt, dass wir uns zu einem neuen Design durchgerungen haben», sagt Benjamin Hirschi. Gemeinsam mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder David braut der 36-Jährige seit 2018 Bier. Als «Deerbeer» stand das Gebräu der beiden in Ormalingen aufgewachsenen Männer bald im Regal der «Bierfabrik» in Gelterkinden. Die englische Bezeichnung verwies auf den Hirsch («deer») im Familiennamen. Die Etiketten zierten unterschiedliche, sehr detaillierte Bilder. Irgendwo stand meist das namengebende Tier, im Schriftzug der Schädel inklusive Geweih.
Das rief eine weit grössere Brauerei aus dem Bernbiet auf den Plan, die sich nur durch einen nicht hörbaren Buchstaben von der Rickenbacher Brauerei unterscheiden liess: Auf ihrem Logo prangte ebenfalls der Hirschkopf. Der Namensstreit, wenn man ihn so nennen will, ging zugunsten der Berner aus. Das schönere und einprägsamere Design hat nun aber zweifelsohne «Hopster und Malzer», wie Hirschis ihr Bier neu benannten.
Das neue Logo, zwei schemenhafte Köpfe mit einem Schnauz aus Getreide respektive einem Bart aus Hopfen, zieht sich durch die verschiedenfarbigen Etiketten der einzelnen Biere. Das Hintergrundbild ist stets dasselbe. Es wirkt durch die Farben jeweils unterschiedlich und doch bilden die Etiketten eine Einheit. Und wer genau hinsieht, findet fein angedeutet weiterhin den Hirsch.
Von 4 zu 50 zu 140 Liter
Das erste Bier braute Benjamin mit einem Brau-Set aus dem Internet und zwei Pfannen. Nach einem zweiten Versuch gemeinsam mit Bruder David schafften die beiden eine gebrauchte, etwas improvisierte Anlage an, mit der sie rund 50 Liter pro Brauvorgang produzieren konnten. Vergangenes Jahr schliesslich reifte der Entschluss, dass eine «anständige Anlage» her soll. Seit mehr als einem Jahr brauen die beiden nun mit einem Kaskadensystem aus drei grossen Pfannen mit Gaskochern und mit automatischem Rührwerk maximal 140 Liter pro Brauvorgang, je nach Biersorte. «Die Anlage ist toll, das Verhältnis von Kosten und Nutzen super», sagt Benjamin Hirschi. Grossen Gewinn macht die Kleinbrauerei nicht, aber das Hobby finanziert sich durch Fronarbeit, die günstige Anlage und einen vernünftigen Preis der fertigen Flaschen.
Benjamin verkauft und montiert Wasserbetten, David ist Primarlehrer. Besonders viel Zeit zum Brauen haben Hirschis nicht. Umso intensiver sind die Brautage: «Hopster und Malzer» wird oft in Dreifachsuden hergestellt, was zwar gut und gerne zwölf Stunden Arbeit bedeutet – dafür sind am späten Abend bis zu 400 Liter in den Edelstahl-Gärtanks. Nach der Hauptgärung wird das Bier in Flaschen abgefüllt. «Hopster und Malzer» gibt es nicht aus dem Zapfhahn, sondern nur in 3-Deziliter-Flaschen. Diese stehen auch unter neuem Namen weiterhin in der Gelterkinder Bierfabrik oder sind direkt bei den Brauern – etwa beim Rampenverkauf vom Samstag in Ormalingen – zu beziehen.
Nicht nur weil ihre Schwester im Kleinbasel ein Café betreibt, kommen auch Städter in den Genuss des Oberbaselbieter Biers. «Ich habe viele Freunde in der Stadt. Für das Bier extra ins Oberbaselbiet fahren wollen sie nicht. Aber wenn ich meine Auslieferfahrten mache, nehmen alle», sagt David Hirschi. So hatten «Hopster und Malzer» trotz massiv vergrösserten Bier-Outputs mitten in der Corona-Zeit bisher keine Probleme, ihr Bier loszuwerden. Wie viel der Namensstreit dazu beigetragen hat, ist nicht zu bemessen. Geschadet hat er der Rickenbacher Kleinbrauerei aber sicher nicht.
www.hopsterundmalzer.ch (noch im Aufbau) Instagram: @hopster_und_malzer
Oberbaselbieter Bier – eine Serie
wis. Mehr als 1200 Einträge sind bei der Eidgenössischen Zollverwaltung im «Verzeichnis der steuerpflichtigen Inlandbrauereien» vermerkt. 400 Liter Bier dürfen pro Kalenderjahr zum unentgeltlichen Eigenkonsum gebraut werden, Vereine dürfen 800 Liter steuerfrei brauen. Wer mehr produziert, muss in diesem Verzeichnis eingetragen sein.
Auch nach dem Konkurs der grössten hiesigen Brauerei, der Brauerei Farnsburg, gibt es im Oberbaselbiet zahlreiche Brauereien, die Bier in grösseren Mengen produzieren und es verkaufen. Die «Volksstimme» stellt in loser Folge Oberbaselbieter Biere und ihre Macher vor. Bisher erschienen: Kraftstoff (Sissach), Engibeer Brauerei Leue (Waldenburg).