60 Unternehmen testen bereits
07.04.2021 Bezirk Liestal, Gesundheit, Gelterkinden, GesellschaftAndré Frauchiger
Mit den breit angelegten Corona-Tests in Unternehmen hofft der Kanton Baselland, die Pandemie stark einschränken zu können. Allerdings wird von den Verantwortlichen auch darauf hingewiesen, dass es sich bei den Testresultaten, gestützt auf eine ...
André Frauchiger
Mit den breit angelegten Corona-Tests in Unternehmen hofft der Kanton Baselland, die Pandemie stark einschränken zu können. Allerdings wird von den Verantwortlichen auch darauf hingewiesen, dass es sich bei den Testresultaten, gestützt auf eine morgendliche Speichelprobe auf PCR-Basis, «nur» um eine Momentaufnahme handelt. Dies ohne Garantie dafür, dass die betreffende Person am nächsten Tag das Virus auch wirklich nicht hat, sollte sie in der Zwischenzeit mit angesteckten Menschen in Kontakt gekommen sein.
Apothekerin Katherine Gessler, Präsidentin des Basellandschaftlichen Apothekerverbands und Leiterin der Apotheke Gelterkinden, warnt deshalb davor, sich bei einem Negativbefund in falscher Sicherheit zu wiegen und die Vorsichtsmassnahmen wie Abstandhalten, regelmässiges Händewaschen und Maskentragen zu vernachlässigen.
Beteiligte dürfen eine Stunde vor der morgendlichen Speichelprobe, die in je ein Röhrchen kommt, weder etwas essen und trinken noch die Zähne putzen oder einen Kaugummi kauen. Denn dies könnte das Testresultat verfälschen.
Logistische Unterstützung
Matthias Glaser, Filialleiter der Koppelmann Optik und Akustik in Gelterkinden, und seine drei Mitarbeitenden haben bereits in den vergangenen vier Wochen jeweils am Mittwochmorgen einen Test vorgenommen und dabei den Speichel in je ein Röhrchen gefüllt. Diese werden dann in die Apotheke gebracht, die als Sammelstelle fungiert.
Von dort gelangen die Proben ins zentrale Labor in Muttenz und werden als sogenannte Poolproben untersucht. Von Poolproben ist deshalb die Rede, weil mehrere Proben aus einem Betrieb zusammengefügt und getestet werden.
Bereits am selben Abend wird den Teilnehmenden per SMS mitgeteilt, ob ihr Resultat positiv oder negativ ist. Bei einem positiven Befund müssen die betroffenen Personen möglichst noch am gleichen Tag oder spätestens am nächsten Tag zum Einzeltest, wie Katherine Gessler erklärt.
Laut Andrea Bürki vom Informationsdienst des Kantonalen Krisenstabs Baselland bleiben die Tests dank des Poolingverfahrens anonym. Denn das Labor kenne nur die Registrierungsnummern der Teilnehmenden. Nur das EDV-System, das im Hintergrund mitlaufe, könne die Registrierungsnummer einer Handynummer zuordnen und auf diese Weise die betroffenen Personen benachrichtigen.
Rund 370 Betriebe im Baselbiet mit mehr als 29 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben sich bisher für die Durchführung breiter Corona-Tests angemeldet. Bereits mit den Testreihen gestartet haben aktuell rund 60 Unternehmen. Es handelt sich um Betriebe, KMU, Alters- und Pflegeheime sowie Spitäler. Dabei wird eine Differenzierung vorgenommen: Bei Firmen mit weniger als 50 Angestellten wird von KMU gesprochen, bei grösseren Firmen mit mehr Mitarbeitenden von Betrieben.
Wie der Kanton Basel-Landschaft mitteilt, wird diese Unterscheidung in KMU und Betriebe deshalb vorgenommen, weil die logistischen Abläufe unterschiedlich sind: Während die Betriebe ihre Speichelprobe selber zum Labor nach Muttenz bringen müssen, können dies die KMU über eine zugewiesene Apotheke in ihrer Region vornehmen, wie im Falle von Koppelmann Optik. Die rund zehn beteiligten Apotheken im Kanton nehmen nicht nur die Speichelproben in Empfang und lassen diese durch eine Logistikfirma abholen und nach Muttenz ins Labor bringen. Sie übergeben den Beteiligten auch neues Testmaterial, also zum Beispiel die Probenröhrchen.
«Grosse Solidaritätswelle»
In den KMU und Betrieben besteht laut Andrea Bürki ein «sehr grosses Interesse, dass alle Mitarbeitenden am breiten Testen teilnehmen können». Spürbar sei eine «sehr grosse Solidaritätswelle und damit eine hohe Bereitschaft, beim ‹breiten Testen› dabei zu sein». Die Geschäftsleitungen der teilnehmenden Unternehmen entwickelten jeweils zusammen mit den zuständigen kantonalen Stellen einen Ablauf für das Prozedere mit den Röhrchen, der «spezifisch auf die einzelne Firma zugeschnitten ist und alle Fragen zur lückenlosen Teilnahme und der regelmässigen Probenabgabe abdeckt».
Was aber unternimmt das Baselbiet konkret, um das breite Testen in Firmen zu pushen? Die Projektorganisation beinhalte ein «eigenes Akquiseteam, das aus Personen besteht, die aus den Wirtschaftsverbänden kommen und auf ein sehr gutes Netzwerk in den verschiedenen Branchen zurückgreifen können», unterstreicht Andrea Bürki. Eine zentrale Rolle spiele dabei der direkte Informationsfluss der Projektorganisation im Krisenstab zu den Verantwortlichen in den Unternehmen. Zudem sei das Informationsmaterial adressatengerecht zusammengestellt.
Gutes Betriebsklima
Die grosse Beteiligung von Firmen bestätige die Wirksamkeit dieses Vorgehens. Es sollen nun noch mehr Unternehmen für das «breite Testen» gewonnen werden. Katherine Gessler und Matthias Glaser sind sich einig: Die Teilnahme an den Tests sei auch dem eigenen guten Betriebsklima förderlich.