1281 Personen getestet – 6 positiv
23.03.2021 Baselbiet, Gesundheit, Bezirk Sissach, SissachMassentest fürs Umfeld der Sissacher Schulen
Infolge einer starken Zunahme von Corona-Fällen an den Sissacher Schulen hat der Kantonale Krisenstab am Wochenende einen Massentest fürs Umfeld der Schülerinnen und Schüler angeordnet. Nur 6 von 1281 Tests ergaben ein positives ...
Massentest fürs Umfeld der Sissacher Schulen
Infolge einer starken Zunahme von Corona-Fällen an den Sissacher Schulen hat der Kantonale Krisenstab am Wochenende einen Massentest fürs Umfeld der Schülerinnen und Schüler angeordnet. Nur 6 von 1281 Tests ergaben ein positives Ergebnis.
Christian Horisberger
Sissach ist gegenwärtig der Corona-Hotspot des Kantons. Gemäss der neuesten Übersicht des Kantons weist der Bezirkshauptort mit 51 die höchste Fallzahl in den vergangenen 14 Tagen auf. An zweiter Stelle liegt Allschwil mit 47 Fällen, an dritter Aesch mit 44.
Am Samstag und am Sonntag liess der Kantonale Krisenstab in Sissach einen gross angelegten Corona-Massentest durchführen. Der Kantonsärztliche Dienst hatte sämtliche Personen aus dem Umfeld der Schülerinnen und Schüler, die den Kindergarten, die Primar- oder die Sekundarschule Sissach besuchen, zur Teilnahme aufgefordert. Dies, nachdem innert zweier Wochen im Rahmen von «Breites Testen» 33 Kinder und Jugendliche in Primar, Kindergarten und Sekundarschule positiv getestet worden waren. In der Vorwoche waren gemäss Krisenstab 27 Schüler betroffen, 16 in der Sek und 11 in der Primar, die meisten von ihnen sind Träger eines mutierten Virus. Die positiven Fälle verteilen sich auf mehrere Klassen mehrerer Schulstandorte und eventuell auch ausserschulische Kontakte und Aktivitäten.
Mithilfe des Massentestes solle die Infektionskette unterbrochen und verhindert werden, dass ganze Schulen geschlossen werden müssen – «aus medizinischen, pädagogischen, familiären und volkswirtschaftlichen Gründen», wie Thomas Götz, ärztlicher Leiter des kantonalen Abklärungs- und Testzentrums Feldreben in Muttenz und Verantwortlicher des Sissacher Massentestes, gegenüber der «Volksstimme» ausführt.
Kurzfristige Aktion
Über die Schulleitungen und die Verantwortlichen schulnaher Institutionen wie Bibliothek, Jugendmusikschule, Mittagstisch oder Logopädie hat der Krisenstab die möglichen Virenträger am Freitag aufgefordert, am Samstag oder am Sonntag einen PCR-Test vornehmen zu lassen und ihnen ein Zeitfenster zugewiesen. Ebenfalls zum freiwilligen Test aufgefordert wurden Leiterinnen und Leiter eines Sportvereins, die engen Kontakt zu Schülern der Sekundar- oder Primarschule Sissach hatten. Wie Krisenstab-Sprecher Rolf Wirz auf Anfrage präzisierte, deute einiges auf den Turnverein Itingen hin. «Es gibt einige Fälle, die eine Verbindung dorthin haben.» Nun stelle sich die Frage, ob es sich um einen Ansteckungsherd handelt.
Für den Massentest hat die Abklärungs- und Teststation Feldreben (Muttenz) in der Primarturnhalle Dorf gemeinsam mit dem Regionalen Führungsstab Ebenrain innert 48 Stunden ein provisorisches Testzentrum aus dem Boden gestampft. Das Personal für die Registrierung sowie die Abnahme einer Speichelprobe oder eines Nasen-Rachen-Abstrichs, insgesamt 20 Personen, stellte die Teststation Feldreben. Mit einer Tageskapazität von 1500 Tests hatte das provisorische Testzentrum eine annähernd so hohe Kapazität wie die permanente Einrichtung in Muttenz. Damit habe man für kurze Wartezeiten sorgen und die Hürde für das Absolvieren des Corona-Tests senken wollen, erklärt Thomas Götz.
Mit 1500 bis 3000 Personen hatte der Krisenstab gemäss einer Mitteilung vom Freitag gerechnet. Gestern wurde Bilanz gezogen: Exakt 1281 Frauen und Männer haben am freiwilligen Test teilgenommen. Den Wert unter den Erwartungen führt Rolf Wirz vom Krisenstab einerseits auf die kurzfristige Ankündigung zurück, andererseits sei ihm zu Ohren gekommen, dass es Leute gibt, die auch dem Testen gegenüber kritisch eingestellt sind und man sich von einem positiven Befund und der damit verbundenen Isolation die geplanten Osterferien nicht habe verderben lassen wollen.
Befürchtungen nicht bestätigt
Nur sechs Tests fielen positiv aus, wie der Krisenstab gestern mitteilte. «Damit hat sich die Befürchtung, dass sich im Umfeld der Schülerinnen und Schüler viele positive unentdeckte Fälle befinden, glücklicherweise nicht bestätigt», schreibt der Krisenstab. Alle positiv getesteten Personen befinden sich in Isolation. Wer mit ihnen kürzlich Kontakt hatte, sitzt für zehn Tage in Quarantäne. So auch die Klassenkameraden der infizierten Schüler. Sie erhalten Fernunterricht.
Massentests wie in Sissach hatte der Krisenstab bereits in Allschwil, Oberwil und an der International School in Reinach angeordnet. Die dortige Teilnahme in der Grössenordnung von 70 bis 80 Prozent der möglicherweise Betroffenen wertet Wirz als gut. Mit der Massnahme habe die weitere rasante Ausbreitung des Virus verhindert werden können.
Monitoring mit 303 Freiwilligen
Um die weitere Entwicklung der Infektionszahlen in Sissach im Blick zu haben, wurden die am Wochenende getesteten Personen gebeten, während der kommenden vier Wochen wöchentlich selbstständig eine Speichelprobe bei einer Apotheke abzugeben. 303 Personen haben sich im Rahmen von «Breites Testen Baselland» für weitere Speicheltests zur Verfügung gestellt. Mit den Daten aus dem anonymen Monitoring könne man gegebenenfalls weitere Massnahmen ergreifen, so Teststation-Chef Thomas Götz.
Während sich am Samstag in Sissach viele Mütter, Väter, Grosseltern und Geschwister von Schulkindern mit Gesichtsmasken einreihten, um das Testprozedere zur Eindämmung der Pandemie hinter sich zu bringen, demonstrierten in Liestal je nach Quelle 6000 bis 10 000 Personen gegen die Corona-Massnahmenpolitik. Kaum jemand trug dort eine Maske, Redner sprachen sich für mehr Freiheit und gegen Impfungen und Tests aus (siehe Seite 5).
Der Reinacher Hausarzt Thomas Götz hütet sich davor, die Kundgebung oder die Demonstrantinnen und Demonstranten zu verurteilen. Die freie Rede sei das höchste Gut in einer Demokratie, sagt er, durch Kritik könne ein Dialog entstehen. Ihm sei bewusst, dass die Corona-Massnahmen, auch der Massentest in Sissach, für alle Betroffenen eine Einschränkung bedeuteten. Aber – er spreche nicht für den Kanton, sondern für sich – «hier geht es um Solidarität»: «Wir können das Problem nur als Gesellschaft als Ganzes lösen.» Er ist überzeugt: Mit einer guten Teststrategie werde die Bevölkerung die von den Demonstranten geforderten Freiheiten wieder erlangen.