Wenn Geschichte ans Licht kommt
10.11.2020 Baselbiet, Rünenberg, Gastronomie, GemeindenMichèle Degen
Vor 16 Jahren haben Helena und André Beusch das alte Bauernhaus am Eggweg in Rünenberg gekauft und in ein Bed and Breakfast verwandelt. Auf dem Weg dahin haben sie zahlreiche Dokumente, Briefe, Fotos und Postkarten gefunden, die ihnen Aufschluss über die ...
Michèle Degen
Vor 16 Jahren haben Helena und André Beusch das alte Bauernhaus am Eggweg in Rünenberg gekauft und in ein Bed and Breakfast verwandelt. Auf dem Weg dahin haben sie zahlreiche Dokumente, Briefe, Fotos und Postkarten gefunden, die ihnen Aufschluss über die Personen gaben, die das Haus zuvor während vieler Jahrzehnte bewohnt hatten: Die Riggenbachs – in Rünenberg bekannt als «s’Reiners».
2015 meldete sich die damals 78-jährige Alice Marion-Riggenbach aus Amerika bei Beuschs. Auf einem Foto im Internet hatte sie im Bed and Breakfast den elterlichen Hof ihres Vaters Albert erkannt, der 1913 in die USA ausgewandert war. Dieser erste Kontakt war der Beginn einer Verbindung, die bis heute anhält. «Zahlreiche alte Dokumente und Fotos habe ich ihnen geschickt», sagt Helena Beusch. Sie ist inzwischen fast eine Expertin für die Geschichte der Familie, die einst in ihrem Haus gewohnt hat.
Und diese ist noch nicht zu Ende erzählt. «Im Frühling hat sich eine junge Amerikanerin als Gast angemeldet», sagt Beusch. Obwohl sie in Rünenberg Gäste aus aller Welt empfange, seien Personen aus den USA doch eher selten. Wie sich später herausstellen sollte, handelte es sich bei der jungen Frau um eine Verwandte von Alice, genauer um ihre Grossnichte. «Sie war zu einer Hochzeit in der Schweiz eingeladen und wollte während dieser Tage im Haus ihres Urgrossvaters wohnen», sagt Beusch. «Damit ist für mich diese Familiengeschichte in der Gegenwart angekommen», sagt Beusch. Aufgrund der Coronakrise musste die Urenkelin des Auswanderers ihren Besuch jedoch absagen. Trotzdem stehen sie und Helena Beusch seither in regem Kontakt.
«Private Albert Riggenbach Street»
Dabei hat Beusch noch mehr über die zahlreichen Nachfahren von Albert Riggenbach erfahren. Zum Beispiel, dass Alberts Sohn, der wie sein Vater hiess und liebevoll «Albertli» genannt wurde, Angehöriger der amerikanischen Armee war und 1944, erst 20 Jahre alt, im Zweiten Weltkrieg in Frankreich umkam. Ihm zu Ehren wurde 2017 in einer feierlichen Zeremonie ein Teil der Mountain Avenue in Hawthorne, an der die Familie bis heute lebt, nach ihm benannt. In der Stadt im Bundesstaat New Jersey findet man deshalb seit einigen Jahren offiziell die «Private Albert Riggenbach Street».
Ausserdem hat Helena Beusch in ihrem Haus ein dekoratives Erinnerungs-Bild gefunden. Es zeigt Namen und Hochzeitsdatum von Reinhard Riggenbach und seiner Frau Emilie. Reinhard Riggenbach war der Grossvater von Alice und demnach der Vater von Albert, der einst ausgewandert ist. Auch dieses Bild ist in der Zwischenzeit in den USA. Beusch kennt Details aus dem Leben einer ganzen Reihe weiterer Familienmitglieder, teilweise durch die zahlreichen Fundstücke in ihrem Haus, teilweise durch den Kontakt zu den Riggenbachs in den Vereinigten Staaten und zu jenen in Rünenberg. So erfährt Helena Beusch nach und nach die Geschichte ihres besonderen Hauses und seiner ehemaligen Bewohner.
Wieso sie die Geschichte dieser Familie so beeindruckt, kann sie nicht genau erklären: «Vielleicht, weil meine eigenen Vorfahren samt und sonders aus dem Umkreis von ein paar wenigen Luzerner Nachbardörfern stammen?» Beusch hofft, dass sie nach der Coronakrise Familienmitglieder der Riggenbachs aus den USA in Rünenberg begrüssen kann. «Vielleicht kommendes Jahr», sagt sie. Der Kontakt mit Hawthorne, New Jersey, bleibe auf jeden Fall bestehen.