«Der Andrang ist dieses Jahr sehr gross, weil viele Angst vor einer Doppelinfektion haben
06.11.2020 Baselbiet, Gesundheit, SissachSissach Ausgefragt mit Apotheker Alexander Steenhof
Heute ist der nationale Grippeimpftag. Die Central Apotheke beteiligt sich jedes Jahr daran. Sie habe aber bereits jetzt keine einzige Dosis mehr, weil der Ansturm in diesem Jahr extrem grosse sei, sagt Alexander ...
Sissach Ausgefragt mit Apotheker Alexander Steenhof
Heute ist der nationale Grippeimpftag. Die Central Apotheke beteiligt sich jedes Jahr daran. Sie habe aber bereits jetzt keine einzige Dosis mehr, weil der Ansturm in diesem Jahr extrem grosse sei, sagt Alexander Steenhof.
Anouk Jordi
Herr Steenhof, weshalb macht die Central Apotheke Sissach jedes Jahr am nationalen Grippeimpftag mit?
Alexander Steenhof: Dieser Tag ist ein Statement, an dem wir auf die Grippeimpfung aufmerksam machen wollen. Impfungen sind die kosteneffizienteste Methode, um schwere Krankheiten zu verhindern. Das soll unterstützt werden. Gerade für Risikopatienten ist es gut, wenn sie sich impfen lassen können.
Wie gut ist der diesjährige Impfstoff?
Aufgrund der Massnahmen gegen das Coronavirus haben sich in diesem Jahr auf der Südhalbkugel der Erde viel weniger Leute mit der Grippe angesteckt als in anderen Jahren. Deshalb war es schwieriger, den richtigen Impfstoff herzustellen.
Ich denke aber nicht, dass dieser besser oder schlechter sein wird als in den anderen Jahren. Die Firmen stellen den Impfstoff teilweise schon seit Jahrzehnten her und haben sehr viel Erfahrung. Daher werden sie trotzdem einen qualitativ hochwertigen Impfstoff auf den Markt bringen. Etwas anderes können sie sich imagemässig auch gar nicht erlauben.
Welche Grippeviren werden in dieser Saison aktiv sein?
Bevor die Experten geschaut haben, wie die Grippe sich auf der Südhalbkugel entwickelt, wissen sie das nie zu 100 Prozent. Deshalb gibt es auch den drei- und den vierfachen Impfstoff. Im vierfachen sind die vier verschiedenen Stämme drin. Der dreifache deckt eben nur drei von vier Stämmen ab, also die, die es höchstwahrscheinlich sein werden. Beim vierfachen kriegt man alles ab.
Ist die Grippeimpfung dieses Jahr besonders gefragt?
Ja, definitiv. Der Andrang in diesem Jahr ist sehr gross, weil viele Angst haben vor einer Doppelinfektion mit Covid-19 und der Grippe.
Haben Sie ausreichend Dosen für die kommende Grippewelle zur Verfügung?
Nein. Vergangene Woche haben wir unsere Dosen bekommen, doch schon vorher waren alle reserviert. Wir hatten keine einzige Impfdosis übrig. Auch die Warteliste wird immer länger. Zudem haben wir sehr viele Anfragen von Arztpraxen, ob wir noch Dosen hätten. Es ist überall das Gleiche. Es sind zu wenige Impfdosen vorhanden.
Wann haben Sie wieder welche zur Verfügung?
Es sieht so aus, als würden wir irgendwann im Dezember noch einmal bekommen. Da ist jedoch ein grosses Fragezeichen zu setzen, weil es im Moment keine Garantie dafür gibt. Normalerweise bekommen wir die Impfdosen Mitte Oktober, in diesem Jahr wurde es Ende Oktober.
Wird es mit dem Nachschub reichen?
Für gewöhnlich ist es in unserer und in den meisten anderen Apotheken so, dass Sie keine Anmeldung brauchen und sich spontan impfen lassen können. In diesem Jahr wird das nicht der Fall sein. Der Grippeimpftag findet statt, weil er halt jedes Jahr stattfindet. Leute ohne Vorreservierung haben derzeit keine Möglichkeit auf eine Grippeimpfung.
Was ist mit Leuten in der Risikogruppe?
Ich glaube nicht, dass Spezialisten, also Immunologen oder Neurologen, spezielle Impfdosen übrig haben für Risikopatienten. Ich weiss es aber nicht. Wir bevorzugen sie auf jeden Fall nicht. Wer sich zuerst anmeldet, bekommt seine Impfdosis. Wenn eine Person der Risikogruppe angehört, weiss sie das. Es liegt dann in ihrer Verantwortung, sich früh genug einen Impfstoff zu reservieren. Es ist uns nicht möglich, die Übersicht zu behalten, wer Risikopatient ist und wer nicht.
Wie sieht es bei anderen Apotheken aus ?
Ich kann nicht für jede Apotheke sprechen. Die meisten haben ihre Impfstoffe bekommen, und die sind bereits alle oder fast alle weg. Auch bei ihnen ist die Nachfrage viel grösser als das Angebot. So wie ich das mitbekommen habe, gibt es überall zu wenige Impfdosen.
Der nationale Grippeimpftag
ajo. Der nationale Grippeimpftag wird jährlich vom Kollegium für Hausarztmedizin in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Gesundheit, der Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte und dem Schweizerischen Apothekerverband organisiert. In den teilnehmenden Arztpraxen und Apotheken können sich Personen, die an einer Grippeimpfung interessiert sind, an diesem Tag ohne Voranmeldung impfen lassen. Dieser Service kostet den Patienten einen empfohlenen Pauschalpreis von 30 Franken. Laut Alexander Steenhof, Apotheker in der Central Apotheke in Sissach, wird das in diesem Jahr aber nicht wie gewohnt funktionieren. Wegen des neuen Corona-Virus lassen sich viel mehr Leute als in anderen Jahren gegen die Grippe impfen. Allerdings wird es aber auch anders als in den vergangenen Jahren einen Nachschub von Grippeimpfstoffen geben und nicht nur eine Lieferung. Da die Grippesaison in der Schweiz erst Anfang Januar beginnt, bleibt also noch genug Zeit, sich impfen zu lassen.