"Produktivität ist ein Schlüssel zum Glücklichsein"
16.10.2020 Bezirk Sissach, Wirtschaft, Porträt, SissachJohannes Rudolf Gunzenhauser – ein Rückblick auf 75 bewegte Jahre
Johannes Rudolf Gunzenhauser ist in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden. Der ehemalige Industrielle von altem Schrot und Korn, der in Sissach «JR» genannt wird, hält im Gespräch mit der «Volksstimme» Rückschau auf ...
Johannes Rudolf Gunzenhauser – ein Rückblick auf 75 bewegte Jahre
Johannes Rudolf Gunzenhauser ist in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden. Der ehemalige Industrielle von altem Schrot und Korn, der in Sissach «JR» genannt wird, hält im Gespräch mit der «Volksstimme» Rückschau auf sein bewegtes Leben.
Paul Aenishänslin
Herr Gunzenhauser, wie geht es Ihnen mit 75 Jahren? Johannes Rudolf Gunzenhauser: Eigentlich gut. Ich habe eine ansehnliche Kondition, ausser einer leichten Altersdiabetes, die ich mit Sport unter Kontrolle halte. Ich bin vor zwei Wochen vom Schloss Chillon zum Rocher de Nayes gelaufen: 1600 Höhenmeter in knapp 3 Stunden. Einzig den fehlenden Stress, den ich aus meiner Schulund Berufszeit gewohnt war, muss ich nun künstlich an der Börse erzeugen …
Sind Sie erfolgreich? Und wie häufig checken Sie die Kurse am Tag?
Mir macht es Spass, mehrmals täglich nicht nur die Kurse zu checken, sondern auch meiner Bank Aufträge zu erteilen. Zumeist bin ich recht erfolgreich damit, informiere ich mich doch zuvor auch gründlich.
Wie haben Sie die Covid-19-Zeit bisher erlebt und gemeistert?
Diese Covidkrise betrachte ich für Angestellte und Pensionäre bisher als «Luxuskrise». Der Staat nimmt – vorläufig noch – alle Probleme auf sich. Ich habe während Corona eine erlebnisreiche Zeit in unserer schönen Schweiz verbracht. Dank der lange Zeit geschlossenen Beizen – diese tun mir leid – habe ich etwa 6 Kilo abgenommen.
Mit 75 Jahren gehören Sie zur Risikogruppe. Angst haben Sie nicht?
Nein. Ich bin vorsichtig, aber nicht übervorsichtig. Ein gewisses Risiko gehört zum Leben.
Wenn Sie an Ihre Jugend denken, wie war Ihr Verhältnis zu Ihren Eltern und Grosseltern War es eine schöne Zeit?
Natürlich war es eine schöne Zeit! Als Sohn eines «besseren Herrn» standen mir alle Möglichkeiten offen – von Ferien am Meer bis zu Ferien auf dem Bauernhof oder Ferienarbeit ab dem 9. Lebensjahr in unserer Fabrik. Diese Erlebnisse, zusammen mit der starken Hand des «besseren Herrn», haben mich geprägt. Ich lernte da und dort, dass im Leben die Produktivität zählt und dies der Schlüssel zu den Freiräumen ist! Das einzig Negative an der Jugendzeit war die Schule: Wie später im Militär war ich ein «Hobby» meiner Lehrer!
Was meinen Sie damit? Wurden Sie geplagt?
Ja, von gewissen Altersgenossen oder Lehrern. Ich wollte eigentlich immer ein «Gewöhnlicher» sein, aber das Wohlstandsgefälle war offensichtlich. Nur in meinen Leistungen war ich «gewöhnlich»!
Sie waren in der «Lädere», der Technischen Fachschule in Bern, zur Ausbildung. Wie war das?
Da Bern industriell traditionell schwach war, hat man 1888 eine Lehrwerkstätte und später zwei Technika (später Fachhochschulen) gegründet. Der Andrang war zu meiner Zeit sehr gross. Für 40 Mechaniker-Ausbildungsplätze traten 250 Schüler zur Prüfung an! Die «Lädere-Giele» waren in Bern sehr angesehen und machten überall Karriere. Sie waren Teilnehmer an den Berufsweltmeisterschaften, pro Jahrgang machte etwa die Hälfte Karriere im Militär als Offiziere oder Militärpiloten, viele machten später Abschlüsse an der HTL oder an der Uni und stiegen in Firmenleitungen auf. Nicht wenige waren auch im Sport erfolgreich. Als ich seinerzeit den Entschluss fasste, «Mech» zu lernen – ich wollte Bordmechaniker bei der Swissair werden –, befand mein Vater, dass ich die «beste» Lehre mache müsse. Das war in seinen Augen nicht bei der Swissair, sondern eben in der «Lädere» – also schickte er mich dorthin. Es war für mich eine einschneidende Zeit: Mit 30 Franken Taschengeld pro Monat war fast kein Ausgang möglich, am Wochenende musste ich immer nach Sissach und hatte dadurch in der Freizeit wenig Kontakte mit meinen Kollegen. In den SAC durfte ich nicht. Mein Vater sagte: «Meinst du eigentlich, ich bezahle so viel für deine Ausbildung und du stirbst in einer Lawine?» Am Anfang wurde ich stark «gemobbt», denn mit meinem Dialekt war ich kein Berner! Im 2. Lehrjahr wurde ich dann fast schon als Einheimischer anerkannt, denn ein Zürcher stiess zu uns …
Also wurde alles etwas leichter?
Ich hatte in Bern eine super Zeit: Am 75-Jahre-Jubiläum der Schule war ich Organisator und Conférencier und wurde ganzseitig im Jahresbericht abgebildet. Bei einigen Ski- und Bergtouren und OL konnte ich meine Kondition beweisen und genoss die Berner Fröhlichkeit sowie Trank und Gesang. Im 4. Lehrjahr wurde es streng: An vier Abenden pro Woche gingen wir – neben der 45-Stunden-Woche – in den Tech-Vorbereitungskurs der Feusi-Schule, um die Aufnahmeprüfung für das Technikum zu bestehen.
Sie haben danach mehr als 35 Jahre Ihres Berufslebens – von 1972 bis 2008 – in der JRG verbracht, die Ihrer Familie gehörte. Was waren dort die beruflichen Stationen?
Nach dem Abschluss als Verfahrensingenieur «Giesserei» an der Uni Duisburg wurde ich Assistent meines Onkels Ernst; er war Betriebsleiter. Dann wurde ich selber Betriebsleiter und später Vorsitzender der Geschäftsleitung und im Jahr 2001 Geschäftsführer mit sehr vielen Vollmachten.
Auf welche Leistung in Ihrer Zeit bei der JRG sind Sie besonders stolz?
Zuerst, 1972, durfte ich Projektleiter für die Verdoppelung der Produktionsflächen der JRG sein. Dabei stach besonders unsere erste automatische Sandformanlage heraus – es war mit 1,7 Millionen Franken eine «gewaltige» Investition. Die JRG kam damals erst auf einen Jahresumsatz von etwa 14 Millionen Franken. Bei der Auswahl der Anlage setzte ich mich gegen meinen Götti durch, der etwas noch viel Grösseres und Besseres haben wollte! Mein Onkel war sehr fortschrittlich und ich sagte mehrmals: «Eigentlich sollte ja ich die ‹verrückten› Ideen haben dürfen und du müsstest mich auf den Boden holen …» Nachher kam die Rezession im Jahr 1975 und wir haben da die Sache gut gemacht, sowohl wirtschaftlich als auch sozial. Ich habe darüber in einem Beitrag in der «Volksstimme» vom 3. April dieses Jahres berichtet.
In den 35 Jahren Ihrer Tätigkeit bei der JRG wurden neue Produkte entwickelt, die massgeblich zum Erfolg der Firma beigetragen haben. Erzählen Sie!
Die Hauptinnovationen waren 1978 Sanipex, später Sanipex classic genannt, und das 2003 eingeführte Vollkunststoffsystem Sanipex MT. Aber da gab es noch anderes mehr: Wir entwickelten viele Produkte und Komponenten, welche die Produktion vereinfachten und Material und Energie sparten. So haben wir durch eine Optimierung bei der damals noch kleinen Produktion von Sanipex-Muttern im ersten Jahr gleich 11 Kilometer Messingstangen eingespart. Auch war es möglich, in den Maschinen und den umgebauten Steuerkästen so viel Wärme zu gewinnen, dass die ganze Firma mit Abwärme beheizt werden konnte. Die JRG hätte eigentlich jedes Jahr einen Umweltschutzpreis verdient gehabt!
Wie hat sich die JRG in diesen 35 Jahren entwickelt, punkto Grösse, Beschäftigte und Umsatz?
Wir steigerten von 1972 bis 2008 den Umsatz von knapp 15 Millionen auf 128 Millionen Franken. Die Zahl der Mitarbeitenden nahm von 210 auf 400 zu. Und den Exportanteil steigerten wir von 8 auf 58 Prozent. Es kamen Kunden in vielen Ländern hinzu, beispielsweise auch aus Japan.
Gab es in dieser Zeit auch Flops?
Ja, natürlich! Zuerst wollten wir in der Rezession von 1975 bis 1977 wie andere auch mit vielen neuen Produkten «diversifizieren», um so den eingebrochenen Umsatz zu kompensieren. Bald merkten wir jedoch, dass das Schlagwort «Diversifikation» eigentlich «Verzettelung» bedeutet. So konzentrierten wir uns wieder auf den eigenen Markt und die eigenen Fähigkeiten. So entstand Sanipex!
Sie haben sich auch als Präsident des Schweizer Giessereiverbands engagiert. Was war der Grund?
Weil ich damals als 29-Jähriger an der Generalversammlung aufmüpfig war, wurde ich angefragt, ob ich im Verband den «Säckelmeister» machen wolle. Ich lehnte dies ab und sagte, ich wolle lieber eine Fachgruppe leiten. Darauf bot mir der Vorstand gleich das Präsidium an! Ich baute dort sofort den Grossteil der angestauten Pendenzen ab und führte Reformen ein. Ich organisierte einen europäischen Giessereikongress im Hotel Viktoria-Jungfrau in Interlaken – und dies ohne Defizit, wie das vorher in anderen Ländern jeweils der Fall war! Man war mit mir sehr zufrieden. Auch andere europäische Giessereiverbände wurden so auf mich aufmerksam und wählten mich in europäische Fachausschüsse. 1991 wurde ich dann zum europäischen Präsidenten ernannt. Ich gewann so auch Erfahrung mit der EU.
Konnte die JRG von Ihrer Verbandsarbeit profitieren?
Wenn man als junger Mann solche Funktionen bekommt, gewinnt man Freunde und Förderer. Ein Teil der Innovation der JRG – Produktion oder Informatik – verdankte ich zum Beispiel meinen Freunden von BMW, VW und Daimler. Aber auch die Freundschaft zu einem französischen Professor brachte der JRG sehr viel Rationalisierung und höchste Energieeinsparungen.
Sie haben sich während Jahren stark in der Energiepolitik engagiert und sich insbesondere auch für den Bau von Atomkraftwerken eingesetzt. Was waren die Beweggründe?
Ich bin Patriot! Dazu gehört, dass ich eine intakte Umwelt und soziale Sicherheit für alle haben will. Umweltschutz und soziale Sicherheit bedingen Wohlstand sowie konkurrenzfähige Arbeitsplätze für alle Gesellschaftsschichten. Für mich war und ist weiterhin klar, dass die Menschheit, wenn sie allen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen will, mit der Atomkraft und der Produktivität leben lernen muss! Die derzeitigen energiepolitischen Spielereien wie in der Schweiz oder in Deutschland werden sich aussereuropäische Länder nur in Ausnahmefällen leisten können. Um den sozialen Frieden zu gewährleisten, müssen konkurrenzfähige Arbeitsplätze garantiert werden können. Nur wenn wir dank Ausbildung und dem Streben nach maximaler Produktivität Gewinne erzielen, werden wir auch anderen Ländern helfen können. Als Beispiel: Venezuela könnte ein sehr reiches Land sein – aber helfen kann es niemandem.
Im Jahr 2008 kam es zum Verkauf Ihrer Familienfirma an den Georg-Fischer-Konzern (GF). Was waren die Gründe?
Die kapitalmässige Führung war mit 25 Kleinaktionären schwierig geworden. Eine schweizerische Firma muss exportieren können, denn das «Gesetz der grossen Zahl» wiegt schwer. «Klein, aber fein» tönt gut, ist aber nur in speziellen Fällen erfolgreich. Auch ist es für eine kleine, international unbekannte Firma teuer, neue Absatzmärkte zu erschliessen. GF hat praktisch in jedem Land der Welt eine Verkaufsniederlassung. Die Synergien, gute Produkte und weltumspannende Organisation waren vorhanden.
Freut es Sie, dass sich die JRG unter dem Dach der GF seither weiter gut entwickelt?
Ja, sehr!
Seit 2008 sind Sie im Ruhestand, also seit 12 Jahren. Wie verbringen Sie Ihre Zeit?
Ich bilde mich historisch-kulturell weiter, reise viel, fahre Velo und Ski, unternehme Bergwanderungen, liebe gutes Essen und Trinken. Kurz: Ich kreiere viele positive Erlebnisse.
Im Jahr 2013 machten Sie einen – erfolglosen – Ausflug in die Sissacher Lokalpolitik. Was waren Ihre Beweggründe?
Eine Anfrage für eine Kandidatur zur Erneuerungswahl lehnte ich damals noch ab. Als aber das Debakel mit der Kunsteisbahn mit dem Rücktritt eines Gemeinderats virulent wurde, meinte ich, dies wäre etwas für mich: Als Patriot wollte ich der Gemeinschaft helfen; andererseits bin ich für «Katastrophensituationen» wie geschaffen! Dass ich nicht gewählt wurde, gilt es zu akzeptieren.
Sie wandern fürs Leben gern. Wie wichtig ist Bewegung für Sie?
Während meiner Berufszeit hatte ich wenig Zeit für viel Sport. Ich machte täglich Freiübungen und brachte es auf 120 Liegestützen. Ich war meistens am Samstag- und Sonntagmorgen im Büro, sodass ich die Nachmittage mit den Kindern verbringen konnte. Wandern, Velo- und Skifahren, aber auch Langlauf und ab und zu eine Skitour waren möglich. Doch nach der Pensionierung habe ich mich in sportlicher Hinsicht gesteigert!
Sie reisten viel vor der Covid-Krise. Wohin?
Nach meiner Pensionierung wollte ich das «Entdecken der Welt» nachholen. Dies geschieht hauptsächlich mit dem Velo – mit Baumeler oder individuell – und mit der «Gesellschaft für militärhistorische Studienreisen». Mich interessieren primär geschichtliche und kulturelle Hintergründe, also weniger die unberührte Natur.
Sie haben ein grosses Faible für Geschichte. Sie sind daher sehr gut in der Schweizer und europäischen Geschichte bewandert. Woher kommt das?
Ich war von klein auf an Geschichte interessiert! Mein erster Berufswunsch war Indianer (lacht). Ich habe am Ende der 1. Klasse bereits den «Lederstrumpf» gelesen, dann kam «Revolutionär»! Die griechischen Sagen von Gustav Schwab (700 Seiten) habe ich bereits in der Primarschule gelesen. Friedrich II., die alten Eidgenossen, Ben Hur, «General» Sutter und viele ausserordentliche Menschen bestärkten mich! Mit einem der wenigen pädagogischen Kunstgriffe lenkte mein Vater mich in die Fliegerei, also in die Technik, die ab dem 13. Lebensjahr meine Bestimmung wurde.
Mit 75 Jahren können Sie auf ein bewegtes und erfolgreiches Leben zurückblicken. Was möchten Sie jetzt noch erreichen?
Erreichen? Eigentlich nichts! Ich habe alles Interessante ausleben dürfen, habe vieles beeinflusst und habe mehr erreicht, als ich als Schüler erwarten durfte. Gerne will ich all den vielen Menschen, die mir dabei geholfen haben, «doch noch etwas zu werden», ganz herzlich danken!
Sind Sie mit dem Gang der Welt zufrieden? Oder was sollte sich Ihrer Meinung nach ändern?
Zufrieden?! Einerseits erleben wir grosse Fortschritte, die global das Leben insgesamt menschenwürdiger machen. Doch leiden wir im Westen, auch in der Schweiz, an grossem Realitätsverlust. Ich meine, dass die Bildung gemessen am Lebensstandard heute schlechter ist als früher. Überall gibt es immer mehr Zweiklassengesellschaften: Top-Leistungsfähige stehen vielen Mittelmässigen bis Ungenügenden gegenüber! Dies individuell, regional und national. Das bereitet mir Sorgen.
Sind Sie froh, dass das Schweizer Stimmvolk kürzlich Nein gesagt hat zur SVP-Begrenzungsinitiative und Ja zu den Kampfflugzeugen?
Ich habe aus verschiedenen Gründen Ja gestimmt zur Begrenzungsinitiative. Ich glaube auch, dass der Bundesrat mit dem überwältigenden Nein ein Eigengoal kassiert hat und das nun in Brüssel ausbaden muss. Beim Flieger bin ich sehr enttäuscht, dass es nicht zu einem deutlicheren Ja gekommen ist! Die Luftwaffe ist die einzige Waffengattung, in der die Schweiz das Prädikat «exzellent» verdient und damit von europäischer Bedeutung ist: Sie könnte im Krisenfall Bündnisfähigkeit erreichen! Dazu braucht es nur Geld, das wir haben, und ein paar Tausend gut ausgebildete Fachleute, die wir ebenfalls haben. Europa muss künftig vermehrt für die Verteidigungsfähigkeit sorgen. Eine exzellente schweizerische Luftwaffe würde helfen, viele politische Verhandlungen mit der EU zu vereinfachen.
Herr Gunzenhauser, was gibt es zum Schluss des Gesprächs noch zu sagen?
Ich habe mein Leben gelebt und bin Patriot! Deshalb hoffe ich, dass die Mehrheit des Schweizervolkes wieder begreift, dass zum «Glücklichsein» die Produktivität Voraussetzung ist. Denn arme Leute sind meist unglücklich – ganz entgegen der romantischen Thesen, die von idealistischen Kreisen verbreitet werden! Auch kann nur jemand aus Nächstenliebe solidarisch sein, der genügend von dem besitzt, was andere nötig haben.
Johannes Rudolf Gunzenhauser
1945–1961 Aufgewachsen und Schulen in Sissach.
1961–1965 Mechanikerlehre in den Lehrwerkstätten der Stadt Bern.
1965–1968 Studium Maschinenbau, HTL Burgdorf.
1969–1972 Studium Verfahrenstechnik, speziell Giesserei, GH Uni Duisburg. Abschluss als «Graduierter Ingenieur»/Infanterie-Ausbildung zum Leutnant, später zum Hauptmann.
1972 Anstellung bei der JRG Sissach als Assistent des Produktionsleiters.
1974 Heirat mit Elfriede Springmann (drei Kinder, geboren 1974, 1975 und 1981); Trennung/Scheidung ab 1998.
1977–2001 Produktionsleiter und 1981 Vorsitzender der GL, sowie ab 1995 VR der JRG.
2001 Ernennung zum Geschäftsführer (CEO) und Delegierten des VR.
2008 Verkauf der JRG an die GF, danach Delegierter des Verwaltungsrats der GF JRG . Seit 2010 Im «Ruhestand», wohnt in Sissach.
Die JRG-Geschichte
1887 Rotgiesser Jakob Mangold gründet eine Metallgiesserei und Mechanische Werkstätte im Haus neben dem Restaurant-Hotel Sonne in Sissach.
1899 J.R. Gunzenhauser (1873–1958) erwirbt als Allroundhandwerker diese Werkstätte. Er revidiert Wasserräder, Getriebe, flickt Autos und Maschinen, stellt Ersatzteile dazu her und ist Brunnmeister und Sanitärinstallateur.
1918 Erste serienmässige Produktion für Wasserarmaturen. Patent für den Wassermotor für Cleis-Waschmaschinen.
1935 Bau einer kleinen Fabrik am heutigen Standort.
1938 Hans und Rudolf gründen die J+R Gunzenhauser KG (Kommanditgesellschaft).
1941 Eintritt Ernst Gunzenhauser, er modernisiert die Fabrikation.
Ab 1946 stetige Erweiterungen: Bürogebäude und Fabrikationshalle (1946), Lagerhalle (1950), Mechanisierung der Giesserei (1956), neues Verwaltungsgebäude (1962), erste EDV-Anlage (1968).
1972 Eintritt der dritten Generation, Bau neuer Hallen und erste automatische Formanlage.
1975 Rezession, Suche nach Neuem.
1977 Erstes Sanipex noch mit Stützhülse, intensive Marktbearbeitung, grosser Aufschwung.
1978–1983 Mechanische Bearbeitung wird auf Weltniveau gehoben, Anfang der IT in der Produktion, 3. EDV-Anlage für PPS, die Schmelzerei wird elektrifiziert und die Giesserei weiss gestrichen.
1981–2001 Die 3. Generation bildet die Geschäftsleitung (Jacques, Peter, Jürg, Johannes Rudolf).
1982 Erste Auslandstochter in Deutschland.
1984 Erstes Info-Zentrum wird in Sissach eröffnet.
1983–1987 Die Giesserei wird automatisiert (Investition ca. 10 Millionen Franken).
1985 Automatisierungen in Bearbeitung und Montage.
1986 Brand in der Werkzeugmacherei, Produktionsstillstand dank grossen Einsatzes der Mitarbeitenden und der Versicherung abgewendet.
1987 100 Jahre JRG! Verbessertes Sanipex mit Bördelverbindung und freiem Querschnitt (1. Innovationspreis!). Erste CNC-Maschine mit 36 Achsen. Zentrale Programm- und Datenverwaltung für alle NC-Maschinen. In der Folge weitere komplexe CNC-Maschinen, sowie CAD und CAM durchgehend von der Entwicklung, AVOR, WZ-Bau-, Produktions- und Qualitätskontrolle.
1991 Spatenstich zur letzten grossen Erweiterung der JRG.
1994 Höchster Umsatz mit 106 Millionen Franken, in der Folge dramatischer Umsatzverlust.
2001 Umsatz nur noch 80 Millionen Franken! Es folgte eine Neuorganisation der JRG. Ziel bis 2007: 120 Millionen Franken mit entsprechendem Gewinn.
2003 Einführung des Vollkunststoffsystems Sanipex MT (2. Innovationspreis) und viele zusätzliche Neuheiten, ab 2005 Steigerung von Umsatz und Gewinn.
2007 Ziel erreicht: 120 Jahre JRG mit 120 Millionen Franken Umsatz. Es kann gefeiert werden!
2008 Verkauf der JRG an Georg Fischer AG. Umsatz im Verkaufsjahr 128 Millionen Franken (Gründe u. a.: Unterschiedliche Interessen der Aktionäre, Zukunftssicherung der JRG).
JRG Sanipex kurz erklärt
pae. JRG Sanipex ist das weltweit erste Kunststoff-Rohr-in-Rohr-Trinkwasser-Installationssystem. Seit 1978 wird es laufend dem aktuellen Stand der Technik und den Marktbedürfnissen angepasst. Dabei garantiert die einzigartige JRG-Sanipex-Bördelklemmverbindung eine sichere und totraumfreie Verbindung bei vollem Durchfluss. Sie ist jederzeit wieder lösbar und benötigt keine zusätzlichen Dichtmaterialien – Eigenschaften, die das System einzigartig machen.
Quelle: «GF Piping Systems»-Dokumentation