«Zeit für Tempo 30»
15.10.2020 Bezirk Sissach, Verkehr, GelterkindenSP macht Druck auf den Gemeinderat
Im Dezember will der Gelterkinder Gemeinderat eine Tempo-30-Vorlage vors Volk bringen – drei Jahre nach Einreichung einer entsprechenden Petition der SP. Die Ortspartei rührt vorsorglich die Werbetrommel für das Anliegen.
Christian ...
SP macht Druck auf den Gemeinderat
Im Dezember will der Gelterkinder Gemeinderat eine Tempo-30-Vorlage vors Volk bringen – drei Jahre nach Einreichung einer entsprechenden Petition der SP. Die Ortspartei rührt vorsorglich die Werbetrommel für das Anliegen.
Christian Horisberger
«Gut Ding will Weile haben» oder «Steter Tropfen höhlt den Stein»? Welche Redewendung trifft auf «Tempo 30 in Gelterkinden» eher zu? Aus der Sicht des Gemeinderats sicherlich die erste, aus Sicht der lokalen SP-Sektion eher die zweite. Denn im Dezember 2017 haben die Sozialdemokraten dem Gemeinderat eine Petition übergeben, die fordert, die Einführung von Tempo 30 zu prüfen und entsprechende Schritte in die Wege zu leiten. Rund 1000 Personen hatten das Anliegen unterstützt.
Tempo-30-Schilder sucht man in Gelterkinden aber bis heute vergeblich – trotz mehrfacher Erinnerung: Jeweils um den Jahrestag der Einreichung, im Dezember, versandte die SP eine Medienmitteilung, in der sie das Anliegen bekräftigte und den Gemeinderat bat, endlich zu handeln. Das diesjährige Tempo-30-Communiqué der SP war überpünktlich. Es erreichte die «Volksstimme» bereits diese Woche – zwei Monate früher als üblich. Die Partei kündigt darin eine Plakat-Aktion an. Sie werde Kleinplakate an Interessierte verteilen, die diese an ihren Balkonen und Gartenzäunen befestigen sollen. Der Slogan lautet:«Langsam, aber sicher wird es auch in Gelterkinden Zeit für Tempo 30. Wir freuen uns darauf.» In ihrer Mitteilung attestiert die SP der Gemeinde zwar, nicht untätig gewesen zu sein. Doch sei «noch in keiner Strasse oder in keinem Quartier Tempo 30 eingeführt worden». Aus dem Schreiben geht nicht eindeutig hervor, ob mit der Aktion dem Gemeinderat Dampf gemacht oder bereits der Abstimmungskampf lanciert werden soll.
Man wolle mit den Plakaten darauf einwirken, dass «Tempo 30» an der nächsten Gemeindeversammlung vom 9. Dezember auf die Traktandenliste kommt, erklärt SP-Sprecher Adrian Meyer auf Anfrage. Aus der Sicht seiner Partei sei «alles bereit und spruchreif». «Ausserdem fühlen wir uns auch den 1000 Unterzeichnenden gegenüber verpflichtet, wieder einmal ein Zeichen zu setzen – ein Zeichen der Hoffnung und ein bisschen auch der Ungeduld.»
Initianten im Bild
Gemeinderat Stefan Ruesch zeigt sich erstaunt über die Mitteilung der SP. Es sei geplant, die Tempo-30-Vorlage an der Dezember-Gemeindeversammlung zu traktandieren, und der Gemeinderat sei mit den Urhebern der Petition darüber im Austausch: «Sie wissen, dass etwas kommt.» Ursprünglich sei vorgesehen gewesen, das Geschäft bereits im September vors Volk zu bringen, führt Ruesch weiter aus. Da es sich aber um das einzige Traktandum gehandelt hätte und eine «Gmäini» für ein Geschäft aufgrund der Corona-Bestimmungen unverhältnismässig gewesen wäre, habe man den Termin ausfallen lassen.
Das Tempo-30-Konzept, über das die Gelterkinderinnen und Gelterkinder – voraussichtlich – am 9. Dezember abstimmen können, wurde in Zusammenarbeit mit einem Planungsbüro erarbeitet und aufgrund der Wünsche, Erwartungen und Umsetzungsvorschläge aus einem Einwohner-Workshop im vergangenen Januar mit gegen 100 Teilnehmenden verfeinert. Zum Inhalt des Konzepts will sich Ruesch gegenüber der «Volksstimme» noch nicht äussern. Details und auch die Höhe des Kredits für die Umsetzung würden erst in der Einladung zur Gemeindeversammlung öffentlich gemacht. Auch die Frage, wann die ersten Tempo-30-Schilder aufgestellt werden könnten, lässt Ruesch offen, da bei einer Zustimmung weitere Planungsberichte sowie Bewilligungen vom Kanton erforderlich seien. Gut Ding will eben Weile haben.
Man darf also gespannt sein, ob sich die SP Gelterkinden im Dezember kommenden Jahres veranlasst sieht, eine weitere «Tempo 30»-Medienmitteilung abzusetzen. Steter Tropfen höhlt den Stein.
Begegnungszone als Auslöser
ch. Die Forderung nach einer Verkehrsberuhigung in Gelterkinden steht im Zusammenhang mit der Schaffung der Begegnungszone. Nach dem Eindruck der SP hat das Zentrum damit mehr Ruhe erhalten. Doch hätten die neue Verkehrsführung und die Kreisel Roseneck und Schwyzerhüsli die Verkehrsströme verändert. Verschiedene Strassen und auch ganze Quartiere würden häufiger befahren als früher. Das beeinträchtige die Wohnqualität und die Sicherheit aller – insbesondere im Umfeld von Kindergärten, Schulen, Sportanlagen und des Altersheims.