Energiegeladen auf Wanderschaft
24.09.2020 Baselbiet, Energie/Umwelt, Gelterkinden, PorträtFelix Jehle hat im Energiebereich viel bewegt
Nach 30 Jahren in der Kantonsverwaltung – zuletzt als Leiter des Ressorts Energie im Amt für Umweltschutz und Energie – wurde der Gelterkinder alt Gemeinderat Felix Jehle kürzlich pensioniert. Er hat im Energiebereich Spuren hinterlassen ...
Felix Jehle hat im Energiebereich viel bewegt
Nach 30 Jahren in der Kantonsverwaltung – zuletzt als Leiter des Ressorts Energie im Amt für Umweltschutz und Energie – wurde der Gelterkinder alt Gemeinderat Felix Jehle kürzlich pensioniert. Er hat im Energiebereich Spuren hinterlassen und dabei divergierende Interessen zusammengeführt.
Tobias Gfeller
Felix Jehle steht auf dem Dach seiner Wohnung in Gelterkinden und blickt in die Ferne. Schon bald zieht es ihn wieder hinaus in die Natur. Wegen einer Generalversammlung der schweizerischen Energiefachstellenkonferenz hat er seine mehrwöchige Wanderung von der Quelle des Rheins am Tomasee nach Rotterdam zur Einmündung des längsten Flusses Europas ins Mittelmeer unterbrochen. Die Wanderung hatte er sich schon länger vorgenommen. Sie dient auch als Vorbereitung auf ein Grossprojekt im kommenden Jahr, bei dem er während Monaten 4000 Kilometer durch die amerikanischen Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington wandern will. Auf der Wanderung den Rhein entlang möchte er seinen extra dafür gebauten Materialwagen testen.
Felix Jehle zieht es immer wieder hinaus in die Natur. Mehrere Stunden und Tage alleine unterwegs zu sein, ist für ihn kein Problem. Sowohl die körperlichen wie auch die psychischen Anstrengungen machen ihm nichts aus, im Gegenteil. «Die Natur gibt mir Kraft», sagt er strahlend. Die Kräfte der Natur nutzt er auch auf seinem Dach, auf dem er mit zwei Kollektoren über Solarenergie Warmwasser erzeugt. Bereits 1993 installierte er eine der ersten Photovoltaikanlagen im Baselbiet.
Das Engagement für erneuerbare Energien und die Energiewende ganz allgemein trieb ihn auch als Leiter des Ressorts Energie der Bau- und Umweltschutzdirektion an. Dabei verlor er aber nie den Blick für das Ganze und schaffte es, zwar nicht alle, aber viele relevante Parteien an einen Tisch zu holen und in gemeinsamen Vorhaben zu einen.
Sowohl Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft wie auch von Parteien von den Grünen bis hin zur FDP konnte er mit seinem partizipativen Vorgehen miteinbeziehen. Bestes Beispiel dafür ist das Energiepaket, das zusammen mit der Wirtschaftskammer, dem Hauseigentümerverband, den wichtigsten Energieversorgern und Banken erarbeitet wurde. Trifft zum Beispiel ein Hauseigentümer Massnahmen zur Energieeinsparung oder für erneuerbare Energien, wird er vom Kanton finanziell unterstützt. «Etwas vom Besten, das es im Baselbiet im Energiebereich je gegeben hat», schwärmt Jehle. Für ihn ist klar: «Es braucht ein ausgewogenes Gesetz zwischen Anreizen und regulatorischen Vorgaben.»
Potenzial bei fossilen Heizungen
Als der Landrat 2017 am erneuerten Energiegesetz von 1989 leichte Abstriche machte, war dies für Jehle «nicht gravierend». Trotz bürgerlicher Dominanz sieht das Gelterkinder SP-Mitglied den Kanton Baselland im Energiebereich als sehr fortschrittlich. Grund dafür, dass das Baselbiet nicht mehr wie einst führend, sondern «nur» noch oberes Mittelmass ist, liege am Zeitpunkt der Erneuerung des Energiegesetzes, die kurz bevor neue Richtlinien der schweizerischen Energiedirektoren für die Kantone bekannt wurden, beschlossen wurde.
Jehle sieht vor allem im Bereich des Ersatzes von fossilen Heizungen, insbesondere bei bestehenden Bauten, noch grosses Potenzial. «Da muss noch einiges passieren.»
Felix Jehle wird dem Thema Energie eng verbunden bleiben. Zwar ist er jetzt pensioniert und tritt nach seinem Rückzug aus dem Gemeinderat auch politisch kürzer, doch er schliesst nicht aus, irgendwann mal wieder ein Amt in Gelterkinden zu übernehmen. Dabei sei es nicht wichtig, dass dies mit Prestige behaftet ist. Doch zuerst geht der Neurentner auf Wanderschaft – voller Energie und Vorfreude.