Das lange Warten hat sich gelohnt
19.06.2020 Bezirk Sissach, Zunzgen, NaturAuf Edi Wagners Magerwiese wachsen Orchideen
Seit jeher ist es Edi Wagner, pensionierter Landwirt vom Hof Etzberg in Zunzgen, ein grosses Anliegen, Magerwiesen zu fördern. Als sich nach über 30 Jahren auch noch Orchideen zeigten, war die Freude gross.
Brigitt ...
Auf Edi Wagners Magerwiese wachsen Orchideen
Seit jeher ist es Edi Wagner, pensionierter Landwirt vom Hof Etzberg in Zunzgen, ein grosses Anliegen, Magerwiesen zu fördern. Als sich nach über 30 Jahren auch noch Orchideen zeigten, war die Freude gross.
Brigitt Buser
Dass einmal Orchideen auf einer seinen Wiesen gedeihen würden, damit hat Edi Wagner nicht gerechnet. «Bis es so weit war, dauerte es aber schon seine Zeit», erklärt der seit 20 Jahren pensionierte Landwirt. «Eigentlich habe ich einfach eine grosse Freude am Blütenreichtum von ungedüngten Wiesen», berichtet das ehemalige Vorstandsmitglied des Vogelschutzvereins Zunzgen weiter.
Magerwiesen verfügen nicht nur über einen reichen Pflanzenbestand – je nach Art sind es über 60 Pflanzenarten –, sie sind auch Lebensraum für viele Schmetterlingsarten und Insekten sowie für Vögel, Amphibien und Reptilien.
Also begann Wagner, eine ihm gehörende Wiese abzumagern, die über Jahre hinweg mit Gülle oder Mist gedüngt worden war. Natürlich dauerte es seine Zeit, bis die ersten Erfolge sichtbar wurden, und anders als bei mit Saatgut aus dem Handel eingesäten Wiesen bilden sich spezifische Pflanzengemeinschaften, wie sie auch in unmittelbarer Umgebung vorkommen. Daher sind so entstandene Biotope nicht unbedingt ein Highlight farbenprächtiger Wildstauden, jedoch können sie, was die Artenvielfalt anbelangt, problemlos mithalten, wenn nicht sogar artenreicher sein.
Bis eine gewachsene Magerwiese «fertig» ist, können je nach Düngung mehrere Jahrzehnte vergehen. Bei Wagners Wiese genau genommen drei. Das erste Jahrzehnt unter Edi Wagners Pflege, danach unter seinem Sohn Bruno, der den Hof vor 20 Jahren übernommen hat.
Kleinod als Überraschung
Die Krönung erfolgte dann im vergangenen Frühsommer, als Bruno Wagner neben dem Fuchs’ Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii), das im Baselbiet relativ häufig vorkommt und schon seit 10 Jahren hier gedeiht, eine weitere Orchideenart entdeckte. Nach dem Beiziehen von Werner Huber aus Zunzgen war bald klar, dass es sich dabei um die Pyramidenorchis (Anacamptis pyramidalis), auch Spitzorchis genannt, handelte, die bis zu 50 cm hoch werden kann. Aber auch auf anderen, teils von Bruno Wagner gepachteten Magerwiesen gedeihen Orchideen.
Natürlich kann ein Landwirt nur von der Freude und den Beiträgen für die Erhaltung artenreicher Biotope nicht leben. Daher wird die Wiese nach Vertrag mit dem Kanton zwei Mal pro Jahr geschnitten. Das erste Mal nach dem 15. Juni als Heu, damit sich die Pflanzenarten aussähen und somit vermehren können. Das zweite Mal im Herbst als Emd. Beides ist Futter für die Milchwirtschaft im Winter, einer der Haupterwerbszweige der Familie.
Der zweite Zweig besteht aus dem Ertrag im Obstanbau. Neben Niederund Halbstammobst sind es um die 150 Hochstammbäume, davon vorwiegend Kirschen. «Ein grosses Problem ist hier im Gegensatz zum Niederstammobst die Kirschessigfliege. Nicht, dass diese die Kirschen von Halb- und Hochstämmen mehr liebt. Da diese aber bis zu 8 Metern hoch werden, können sie nicht mit engmaschigen Netzen eingenetzt und somit schädlingsfrei gehalten werden. Zudem ist es schwierig, Helfer für die Ernte in luftiger Höhe zu finden, birgt diese doch Gefahren», so Edi Wagner weiter. Lohnend hingegen ist, dass Hochstammobst im Verbund als Streuwiese ein Lebensraum mit vielfältiger Fauna und Flora ist, was Wagners weiterhin unbedingt fördern möchten.
Orchideen, die in unserer Region gedeihen
Frauenschuh (Cypripedium calceolus)
Rotes Waldvögelein (Cephalanthera rubra)
Weisses Waldvögelein (Cephalanthera damasonium)
Langblättriges Waldvögelein (Cephalanthera longifolium)
Braunrote Stendelwurz (Epipactis atrorubens)
Violette Stendelwurz (Epipactis purpurata)
Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris)
Kleinblättrige Stendelwurz (Epipactis microphylla)
Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine)
Nestwurz (Neottia nidus-avis)
Korallenwurz (Corallohiza trifida)
Grosses Zweiblatt (Listera ovata)
Herbst-Wendelähre (Spiranthes spiralis)
Moosorchis (Goodyera repens)
Weisses Breitkölbchen oder Zweiblättrige Waldhyazinthe (Plantanthera bifolia)
Grünliches Breitkölbchen oder Grünliche Waldhyazinthe (Plantanthera chlorantha)
Langspornige oder Mücken-Handwurz (Gymnadenia conopsea)
Wohlriechende Handwurz (Gymnadenia odoratissima)
Spitz- oder Pyramidenorchis (Anacamptis pyramidalis)
Einorchis (Hermimium monorchis)
Ohnsporn (Aceras anthropophorum)
Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera)
Spinnen-Ragwurz (Ophrys sphegodes)
Gewöhnliche Spinnen-Ragwurz (Ophrys sphegodes)
Kleine Spinnen-Ragwurz (Ophrys araneola)
Hummel-Ragwurz (Ophrys holosericea)
Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera)
Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata)
Fuchs’ Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii)
Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza mayalis)
Kleines Knabenkraut (Orchis morio)
Schwärzliches Knabenkraut (Orchis ustulata)
Helm-Knabenkraut (Orchis militaris)
Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea)
Männliches Knabenkraut (Orchis mascula)
Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hiricinum)
Quelle: Flora Helvetica