Die Holde mit den Rissen
28.05.2020 Bezirk Sissach, Kirche, Gelterkinden, KulturDie Madonnenfigur vor der katholischen Kirche muss saniert werden
Die von August Bläsi (1903–1979), einem renommierten Innerschweizer Bildhauer, geschaffene Statue links neben dem Aufgang zur katholischen Kirche in Gelterkinden ist laut einem Fachmann in einem desolaten Zustand. Sie wird ...
Die Madonnenfigur vor der katholischen Kirche muss saniert werden
Die von August Bläsi (1903–1979), einem renommierten Innerschweizer Bildhauer, geschaffene Statue links neben dem Aufgang zur katholischen Kirche in Gelterkinden ist laut einem Fachmann in einem desolaten Zustand. Sie wird restauriert.
Peter Stauffer
Die «Volksstimme» trifft Vitus Wey, Bildhauermeister und Stein-Restaurator, mit seinem Angestellten Micha Hiltensperger bei der Untersuchung der fast zweieinhalb Meter hohen Marienstatue neben dem Treppenaufgang zur katholischen Kirche in Gelterkinden. Die Madonna ist in die Jahre gekommen, steht sie doch seit 1956 auf ihrem Sockel. Zusammen mit der Kirche und dem markanten Treppenaufgang bildet sie ein Gesamtensemble von schlichter Schönheit. Die Kirche ist im «Bundesarchiv der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung» als A-Objekt erfasst.
Hand aufs Herz: Wer hat beim Besuch der Kirche oder des Begegnungsplatzes je einmal die Gestalt der Statue genauer ins Auge gefasst? Ein Autor der «Luzerner Neuen Nachrichten» beschrieb sie in einem Artikel vom 26. September 2019, der anlässlich der Einsegnung der «Maria Mittlerin», der Namensgeberin der Pfarrei, erschien, etwas gar prosaisch: «Ohne Pathos und ohne Süsslichkeit steht die holde Frau in schlichter Haltung, mit vorgestelltem Spielbein, über dem sich das Gewand kräftig fältelt, leicht erhobenen Armen und mit mildem Antlitz auf ihrem Sockel, mehr mütterliche Frau als Himmelskönigin, aber vom Zauber der Sanftmut und der Reinheit überhaucht.»
Von diesem Zauber ist rein äusserlich zurzeit nicht mehr allzu viel zu sehen. Eine Restaurierung ist dringend vonnöten. Die Madonnenstatue weist Risse und witterungsbedingte Schäden auf. «Mein optischer Eindruck ist, dass die Figur zerfällt», sagt Cordula Schneider, die Präsidentin des Kirchgemeinderats.
Dass dieser Eindruck nicht täuscht, bestätigt der Fachmann Vitus Wey: «Die Schäden sind progressiv, das heisst fortschreitend.» Er findet, dass diese wertvolle Madonnenstatue – ein Unikat und extra für diesen Standort geschaffen – unbedingt gerettet werden müsse. Drei Stichworte nennt Wey zum Wert der Gestalt: Sie ist vom Bildhauer August Bläsi, sie ist stilbildend für jene Zeit und sie ist sehr schön.
Für die Sanierung auf Reisen
Für die Sanierung wird die Madonna ins Atelier nach Sursee gebracht. Der betonähnliche Steinguss kann dort gut austrocknen. Mittels Sondierungen wird die Armierung festgestellt und geprüft, ob die Risse teilweise aufgrund rostender Eisenteile oder ausschliesslich durch Witterungseinflüsse entstanden sind. Nach der vertieften Untersuchung kann mit der Restaurierung begonnen werden, also unter anderem mit dem Aufbau der verwitterten Teile, einer im Fachjargon sogenannten Opferschicht. Wenn alles gut läuft, können diese Arbeiten an der geschätzt zweieinhalb Tonnen schweren Madonnenfigur im kommenden Winterhalbjahr vorgenommen und abgeschlossen werden.
Das Ganze ist nicht kostenlos: Über das veranschlagte Budget wollen die Beteiligten zwar keine Angaben machen, aus dem Swisslos-Fonds fliesst aber schon mal ein Beitrag von 11 000 Franken. Im Moment geht es darum festzustellen, wie die Statue auf dem Sockel befestigt ist und wie sie sicher nach Sursee transportiert werden kann.