Vom Bölchen bis Anwil
28.04.2020 Baselbiet, Zunzgen, NaturDer Rotmilan mit Sender zieht seine Kreise wieder im Oberbaselbiet
Seit Februar zieht der mit einem Sender versehene Rotmilan – die «Volksstimme» berichtete darüber – übers Oberbaselbiet. Dabei machte er aber nur kurze Abstecher in die angrenzenden Kantone.
Brigitt ...
Der Rotmilan mit Sender zieht seine Kreise wieder im Oberbaselbiet
Seit Februar zieht der mit einem Sender versehene Rotmilan – die «Volksstimme» berichtete darüber – übers Oberbaselbiet. Dabei machte er aber nur kurze Abstecher in die angrenzenden Kantone.
Brigitt Buser
Am 1. April, und dies ist kein Scherz, haben Lorenz Hostettler und Tochter Denise Oetiker wieder einmal via Satellit und Computer «ihren» Rotmilan besucht. Dabei stellten sie fest, dass der Vogel vom zuletzt der «Volksstimme» gemeldeten Standort in Frankreich nicht weiter nach Süden gezogen ist, sondern wieder zurück ins wunderschöne Baselbiet.
Laut Karte geniesst er zwischen dem Bölchen und Anwil von oben ausgiebig die abwechslungsreiche Landschaft. Dabei verweilte er beispielsweise am 19. Februar um 14.19 Uhr auf der Diegterhöhe. Am 3. März hat er um 10.10 Uhr seinen Rettungsort Zunzgen überflogen und am 19. März segelte er unter anderem über Rünenberg, Läufelfingen, Buckten, Dietisberg, Diegten, Bennwil und Reigoldswil. Die am 1. April inspizierten Orte waren Läufelfingen, die Diegterhöhe sowie Bennwil. Gelegentlich machte er auch einen Abstecher in die benachbarten Kantone Solothurn und Aargau.
Ob es sich bei dem majestätischen Tier um ein Männchen oder ein Weibchen handelt, konnte Lorenz Hostettler bis heute nicht ermitteln. «Aufgrund der Flugroute gehe ich aber davon aus, dass er oder sie sich noch nicht gepaart hat», meint er. Wäre dies der Fall, würde sich das Paar jetzt um den Nestbau kümmern und falls sie damit fertig sind, wäre hauptsächlich das weibliche Tier mit dem Brüten beschäftigt, während es von seinem Partner mit Futter versorgt würde.
Ist die Brut geschlüpft, versorgen beide Altvögel die Nestlinge mit Nahrung, die vorwiegend aus Kleinsäugern und Vögeln besteht. Je nach Witterung und Nahrungsangebot sind die Jungvögel nach 48 bis 54 Tagen flügge.
Milan oder Bussard?
Laien fällt es schwer, Rotmilane von anderen Greifvögeln zu unterscheiden: Beim grossen, an der Brust rötlich gefärbten Vogel mit sehr hellem bis weissem Kopf-, Nacken- und Kehlgefieder sowie gegabeltem Schwanz handelt es sich um den Rotmilan. Schwarzmilane hingegen sind etwas kleiner als Gabelweihen, wie der «rote Bruder» auch genannt wird. Zudem ist ihr Brustgefieder dunkel, kontrastiert dennoch recht deutlich mit den fast schwarzen Arm- und Handschwingen, sein Schwanz ist weniger ausgeprägt gegabelt.
Das Schwanzende des noch etwas kleineren, bei uns am meisten anzutreffenden Bussards, dem weiss- bis schwarzbrauen Mäusebussard, ist abgerundet. Jungvögel weisen oft ein helles, dunkel längsgestreiftes Brustband auf, während dieses bei Altvögeln quergebändert ist.
Gemäss Lorenz Hostettler könnten die Folgen von Corona auch Auswirkungen auf die Bestände der Zugvögel haben. Es ist bekannt, dass jährlich Tausende Zugvögel durch Flugzeuge und deren Triebwerke auf ihren oft Tausenden von Kilometern langen Reisen umkommen. Das könnte in der Coronazeit ohne Flugzeuge am Himmel einmal anders ablaufen. Hostettler: «Vielleicht kann die Forschung diesbezüglich Feststellungen machen; ich bin gespannt.»