Deutlich weniger Strassenverkehr
07.04.2020 Baselbiet, Verkehr, SissachAm meisten hat der Freizeitverkehr abgenommen
Seit dem Ausrufen der «ausserordentlichen Lage» durch den Bundesrat hat der Strassenverkehr im Oberbaselbiet an den Werktagen um gut ein Drittel, an den Wochenenden teilweise sogar um mehr als die Hälfte abgenommen.
Tobias ...
Am meisten hat der Freizeitverkehr abgenommen
Seit dem Ausrufen der «ausserordentlichen Lage» durch den Bundesrat hat der Strassenverkehr im Oberbaselbiet an den Werktagen um gut ein Drittel, an den Wochenenden teilweise sogar um mehr als die Hälfte abgenommen.
Tobias Gfeller
Das kantonale Tiefbauamt misst unter anderem in Bubendorf an der Hauensteinstrasse auf Höhe Bad Bubendorf, in Gelterkinden an der Sissacherstrasse auf Höhe Bahnwegli, in Sissach an der Hauptstrasse auf Höhe Liegenschaft 128 und beim Chienbergtunnel die Verkehrszahlen. Ein Vergleich der Zahlen der ersten beiden «Lockdown»-Wochen wegen Corona mit den Zahlen von Mitte Februar und vor allem im Vergleich zu den gleichen Zeiträumen im vorangegangenen Jahr ist beeindruckend: Während Mitte Februar die Verkehrszahlen im Vergleich zum Vorjahr sogar minim zugenommen haben, sind sie seit dem Ausrufen der «ausserordentlichen Lage» regelrecht eingebrochen.
In Bubendorf nahm der Verkehr in der Woche vom 18. bis zum 24. März werktags im Vergleich zu 2019 um 20 Prozent ab, eine Woche später sogar um 30 Prozent. In Gelterkinden betrug die Abnahme werktags in der ersten Woche des «Lockdowns» 17 Prozent, in der zweiten Woche 30 Prozent. In Sissach nahm der Verkehr im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2019 um 23 beziehungsweise in der zweiten Woche des Lockdowns um 37 Prozent ab. Beim Chienbergtunnel betrugen die Rückgänge 24 beziehungsweise 34 Prozent.
Das sind jeweils Durchschnittswerte der beiden Wochen von Montag bis Freitag. Die Werte sind in den Spitzenstunden morgens und abends ähnlich. Noch stärker ging der Verkehr an allen vier Zählstellen an den Wochenenden zurück, was mit der Abnahme des Freizeitverkehrs zu tun hat.
Weniger Stau und Unfälle
Auch die Baselbieter Polizei spürt den Verkehrsrückgang, betont Sprecher Roland Walter. «Dies bewirkt jedoch leider auch, dass sich einige Verkehrsteilnehmer nicht mehr an die vorgeschriebene Geschwindigkeit halten.»
Die Messungen des Baselbieter Tiefbauamts gleichen den Eindrücken beim Bundesamt für Strassen (Astra), das schweizweit für die Autobahnen verantwortlich ist. «Im Durchschnitt hat seit Ausbruch der Krise der Verkehr zwischen Augst und Eptingen auf der A2 um 25 bis 40 Prozent abgenommen», erklärt Astra-Mediensprecher Thomas Rohrbach. An den Werktagen seien es zwischen 25 und 33 Prozent.
Der Freizeitverkehr sei «komplett» weggebrochen, glaubt Rohrbach. «Staut es im Raum Egerkingen für normal fast täglich, hat man aktuell mehr oder minder freie Fahrt.» Das aktuelle Verkehrsaufkommen sei vergleichbar mit jenem Ende der 1990er-Jahre. Die Meldungen wegen Verkehrsüberlastungen gingen deshalb markant zurück. Auch Unfälle gebe es zurzeit weniger, berichtet Thomas Rohrbach. An einen Osterstau in diesem Jahr glaubt er nicht.
Noch keine Aussagen zur Luftqualität
Ob sich seit dem Lockdown die Luftqualität in der Region verbessert hat, wie dies Anfang Jahr aus China gemeldet wurde, kann das Lufthygieneamt beider Basel noch nicht sagen. Der Zeitraum sei noch zu kurz, um wesentliche Einflussparameter wie das Wetter im Vergleich zum Vorjahr zu berücksichtigen, gibt René Glanzmann, Leiter Luftqualität beim Lufthygieneamt, an.
Etwa gleichzeitig mit der Schliessung der meisten Geschäfte hat in vielen Teilen der Schweiz die Bise eingesetzt. So ein Wind verteilt die Schadstoffe schnell. Trotzdem glauben auch die Experten beim Bundesamt für Umwelt (Bafu), dass die Schweizer Luft insgesamt sauberer geworden ist – vor allem, weil weniger Autos unterwegs sind, berichtet SRF.
Insbesondere im Tessin sei dies spürbar. Denn die Luft im Südkanton profitiere nicht nur von den Tessiner Massnahmen, sondern auch von den Reduktionen in Norditalien. Einen Rückgang wie in China werde es aber in der Schweiz nicht geben, weil China wesentlich mehr Schwerindustrie habe, schreibt SRF.
61 Prozent weniger Menschen an Bahnhöfen
vs. Das kalifornische Technologie-Unternehmen Google hat am Freitag Einblick in eine Auswertung der Mobilität der Schweizerinnen und Schweizer gegeben. Um den Einfluss des Coronavirus und der Massnahmen des Bundesrats auf das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung aufzuzeigen, hat Google Ortungsdaten vom 3. Januar bis 6. Februar mit jenen aus den vergangenen Tagen verglichen. Wie auch in allen anderen Kantonen ist die Veränderung im Baselbiet beeindruckend:
– 77 Prozent (Basel-Stadt: 89 Prozent) weniger Zeit verbringen die Baselbieter in Restaurants, Einkaufszentren, Bibliotheken oder Kinos.
– 61 Prozent (76) weniger werden Bahnhöfe oder andere Stationen des öffentlichen Verkehrs frequentiert.
– 25 Prozent (65) weniger Aktivität macht Google in Baselbieter Parks aus.
– 40 Prozent (48) weniger Anwesenheit berechnet Google am Arbeitsplatz.
– Nur 21 Prozent (41) weniger hält sich die Bevölkerung in Lebensmittelläden oder Apotheken auf.
– Mehr Zeit verbringt die Bevölkerung derweil zu Hause. Im Durchschnitt sind es im Baselbiet 23 Prozent (25), während Google für die ganze Schweiz nur eine Zunahme von 15 Prozent errechnet.