Kunst mit einem menschlichen Antlitz
25.02.2020 Bezirk Sissach, Kultur, Porträt, SissachKünstlerin Heinke Torpus zeichnet und malt den Menschen interaktiv
Vor Kurzem hat die Gemeinde Sissach eine Bildserie der Künstlerin Heinke Torpus erworben. Die wirklichkeitsnahen interaktiven Porträts verbinden das zeichnerische und gestalterische Talent der ...
Künstlerin Heinke Torpus zeichnet und malt den Menschen interaktiv
Vor Kurzem hat die Gemeinde Sissach eine Bildserie der Künstlerin Heinke Torpus erworben. Die wirklichkeitsnahen interaktiven Porträts verbinden das zeichnerische und gestalterische Talent der Sissacherin.
Sander van Riemsdijk
Wer das Atelier von Heinke Torpus in Sissach betritt, sieht an der Wand und am Boden viele Bilder und Zeichnungen; ein Spiegelbild ihres langjährigen künstlerischen Schaffens als Malerin und als Zeichnerin. Zugleich versprüht der Raum etwas unverkennbar Familiäres, Warmes und viel Wohnliches einer durchschnittlichen Familienstube. Er ist eingerichtet mit einem älteren Tisch und vier Stühlen sowie zwei kleineren Sofas. Ausserdem befindet sich im Atelier mit Blick auf den kleinen Garten ein grosser Käfig für Meerschweinchen.
Interaktiv, wie der Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit, hat Heinke Torpus zusammen mit ihrem Partner und ihren zwei Kindern nicht nur das Atelier in die Wohnstube integriert und so die Stube «lebendig werden lassen», wie sie es formuliert. Gespickt mit Werken von befreundeten Kunstschaffenden gleicht das ganze Haus einer Kunstgalerie.
98 Porträts in der «Volksstimme»
Durch diese Lebensform, in der ihr künstlerisches Wirken mit dem Familienleben verschmilzt, dank der guten Zusammenarbeit mit ihrem Mann und dank der Mithilfe ihrer Eltern und anderer Mütter, gelang es Torpus, die familiären Aufgaben mit ihrer kreativen Arbeit unter einen Hut zu bringen. So auch ihre Arbeiten für die «Volksstimme». Von 2014 bis 2018 hat Heike Torpus in regelmässigen Abständen insgesamt 98 Zeichnungen von bekannten und weniger bekannten Persönlichkeiten publiziert.
Taucht man mit der Künstlerin in die Vergangenheit ab, entsteht das Bild einer talentierten Frau, die mit einer grossen Schaffenskraft den Menschen zum Mittelpunkt ihrer kreativen Arbeit gemacht hat. Unzählige Porträts und Karikaturen von Persönlichkeiten hat sie dargestellt, weil «der Mensch mich interessiert», wie sie erläutert.
Für Gesprächsstoff sorgte 2015 ihre Ausstellung von bekannten Persönlichkeiten in den Sissacher Läden unter dem Motto «Köpfe aus Sissach und Umgebung». Bei vielen Projekten lässt Torpus ganze Menschengruppen interaktiv am künstlerischen Prozess teilhaben, sie lockt ihre Gegenüber in die Welt der Kunst. Landschaften oder Blumen zu malen hat für sie wenig Bedeutung. Auch Cartoons zeichnen sei für sie nie infrage gekommen. «Dafür fehlt mir der Humor», sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Schon als kleines Kind hatte Heinke Torpus ein grosses Faible für das Zeichnen und das Malen entwickelt und dank der Unterstützung ihrer Eltern gelang es ihr, ihr Talent in eine künstlerische Laufbahn zu lenken, die sie an viele Ausstellungen und Kunstaktionen im In- und Ausland führte. Die Malerei und das Zeichnen von Menschen, die einen zentralen Platz in ihrem Leben einnehmen, helfen, persönliche Erfahrungen aus ihren sozialen Tätigkeiten auf Papier zu verarbeiten: «Es ist eine Form, Verbindung zu Menschen aufzunehmen. Nicht nur zu denjenigen, die sich porträtieren lassen, sondern auch zu Personen, welche die Bilder anschauen oder mir einen Auftrag erteilen», sagt sie.
Im Zentrum steht die Frau
Die wirklichkeitsnahen Porträts verbinden Torpus’ bemerkenswertes zeichnerisches und gestalterisches Talent. Früher malte sie mit Eitempera, einer altmeisterlichen Maltechnik mit Pigmenten. Heute verwendet sie Acrylfarben, die einfacher zu verarbeiten seien.
Zentral in den Kunstwerken von Heinke Torpus ist die Frau. Sie befasst sich mit ihrer eigenen Weiblichkeit oder auch mit Frauenrollen, wie zum Beispiel den Frauenfiguren in der Bibel. Durch ihre Teilzeitarbeit seit zwei Jahren im Zentrum für Pflege und Betreuung Mülimatt in Sissach stellt sie vermehrt Gesichter von Menschen in fortgeschrittenem Lebensalter dar. «So setze ich mich auch mit meinem Älterwerden auseinander», erklärt sie.
Vor zwei Jahren liess sie sich im Heimatmuseum Sissach von Selbstporträts regional bekannter Maler inspirieren und verwandelte diese in weibliche Persönlichkeiten. Als grosse Wertschätzung empfindet sie den Kauf einer neunteiligen Bilderserie durch die Kunstkommission der Gemeinde Sissach im Dezember des vergangenen Jahres, die in den Räumlichkeiten der früheren Bezirksschreiberei in Sissach ihren definitiven Platz bekommen wird.
An Visionen und Ideen für die Zukunft mangelt es Heinke Torpus nicht. So wird sie im Sommer dieses Jahres im langen Gang des ehemaligen Klinikgebäudes der «Holdenweid» in Hölstein Porträts der Arbeitsgruppe, die diesen Ort neu belebt, malerisch entwickeln. Und im Jahr 2021 ist eine umfassende Ausstellung im Industriemuseum Silo 12 in Läufelfingen geplant.
Zur Person
svr. Heinke Torpus (55), diplomierte Kunstmalerin, ist in Liestal geboren und in Ramlinsburg aufgewachsen. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann Andreas Bertram und ihren zwei Kindern seit 2002 in Sissach. Ihr Studium der Malerei absolvierte sie an der Kunsthochschule in Bonn (Deutschland). Als freischaffende Malerin mit regelmässigen Ausstellungen im In- und Ausland, mit vielen Publikationen, Illustrationen und Projektbeiträgen ist sie über die Kantonsgrenze hinaus eine gefragte Künstlerin.