AUSGEFRAGT | PIETRO PAPINI, GROSSHÄNDLER FÜR FASNACHTS-WURFARTIKEL
21.02.2020 Bezirk Sissach, Zunzgen, Fasnacht, Wirtschaft40 bis 50 Sattelschlepper voller Konfetti
Pietro Papini ist bei der Zunzger Fortura zuständig für alles, was an der Fasnacht geworfen wird. Die «Volksstimme» wollte von ihm unter anderem wissen, was Konfetti mit Mode zu tun haben.
Peter ...
40 bis 50 Sattelschlepper voller Konfetti
Pietro Papini ist bei der Zunzger Fortura zuständig für alles, was an der Fasnacht geworfen wird. Die «Volksstimme» wollte von ihm unter anderem wissen, was Konfetti mit Mode zu tun haben.
Peter Stauffer
Herr Papini, Ihr Geschäft sind unter anderem die «Wurfartikel» für die Fasnacht. Was alles gehört zum Sortiment?
Pietro Papini: Hauptprodukt sind natürlich Konfetti – Räppli, wie man in der Basler Fachsprache so schön sagt – in Säcken zu 10 Kilogramm, Orangen, Mimosen und sonstige Blumen wie Rosen, Nelken. Sträusse, Täfeli und die ganzen sonstigen Süsswaren wie Lollis, verpackte Kaugummis, Schleckstängel, und, und, und.
Gibt es für diese Artikel irgendwelche gesetzlichen Vorgaben in Bezug zum Beispiel auf Gewicht oder Form?
Bis jetzt hat es das noch nie gegeben, höchstens vielleicht, dass Esswaren eingepackt sein sollten. Das Übrige ist eigentlich der Vernunft, dem gesunden Menschenverstand überlassen. Auf Orangen trifft das Einpacken natürlich nicht zu.
Haben sich in den vergangenen Jahren die «Rituale», die «Bräuche», das Verhalten in Bezug aufs Werfen verändert?
Vor der Zeit der Konfetti hat man oft Getreidespreu geworfen. Das war nicht so angenehm, besonders wenn man damit von den Waggis gestopft wurde. Eher neu ist auch der Trend, dass Gemüse oder Früchte wie Bananen geworfen werden. Das gehört nicht zu unserem Sortiment und ich finde es auch nicht zeitgemäss.
Machen Sie in Bezug auf die Fasnacht Ihren grössten Umsatz? Wann trudeln die Bestellungen ein?
Wir haben mehrere Hochsaisons. Aber ich würde schon sagen, dass die Fasnacht die umsatzstärkste Zeit ist. Wir verkaufen ja in unseren Läden und im Online-Shop nicht nur Wurfartikel, sondern auch alle anderen Fasnachtsutensilien. Daneben haben unsere Süsswaren auch während der Monate Juni, Juli und August mit den Lieferungen in die Schwimmbäder und während der «Chilbis» im Herbst bis in den November Saison. Dort sind an den Ständen und Buden auch die Plüschtiere und das «Chilbi»- Spielzeug aus unserem Sortiment gefragt. Wir sind in der Schweiz der einzige Anbieter für Wiederverkäufer mit diesem Sortiment. März und April sind die ruhigsten Monate.
Verkaufen Sie hier auch an Privatkunden?
In unseren schweizweit fünf «World of Party»- Shops ja, aber als Fortura bedienen wir nur Cliquen direkt. Wir sind ein Gosshandelsgeschäft.
Sind Ihre Verkaufszahlen stabil?
Ich würde sagen ja, sogar leicht steigend. Schweizweit stagniert der Markt in Bezug auf Wurfartikel, denke ich. Für Konfetti gibt es übrigens nur zwei Anbieter in der Schweiz. Wir verkaufen pro Jahr circa 40 bis 50 Sattelschlepperladungen oder rund tausend Paletten voller Räpplisäcke, das entspricht ungefähr einem Gewicht von 500 Tonnen.
Wo und woraus werden Konfetti produziert?
Unsere Lieferanten produzieren in Italien. In der Regel werden die Konfetti aus Papierresten von Rollen oder Verpackungsmaterial hergestellt, also eine Art Resteverwertung. Eine andere Variante ist, dass man Papier aus Papierfabriken effektiv färbt. Farblich gemischte Konfetti werden hauptsächlich aus Zeitschriften- oder Zeitungspapier hergestellt. Verpönt ist heute, dass für die Produktion aluminiumbeschichtetes Papier verwendet wird.
Gibt es in Bezug auf Räppli irgendwelche Vorgaben? Gibt es ein Verfalldatum?
In Basel gibt es eine Vereinbarung – eine Art Ehrenkodex – unter den Fasnächtlern. Es werden nur einfarbige Konfetti verwendet. Das ist eine der Möglichkeiten, um zu verhindern, dass zusammengefegte und verschmutzte Räppli geworfen werden. Verfalldatum gibt es keines, nur verblasst mit der Zeit die Farbe etwas.
Haben Sie auch schon kuriose Spezialwünsche erhalten?
Konfetti kaufen wir ja zum Voraus ein, nicht erst nach Bestellungseingang. Deshalb können wir Spezialwünsche gar nicht erfüllen. Hie und da kommen allerdings Cliquen und schauen sich in unserem Riesenlager alle eingelagerten Säcke genau an, bis sie die zum Kostüm am besten passende Farbe gefunden haben.
Sind Sie als Grosshändler in irgendeiner Form in Bezug auf Konfettifarbe Trendsetter?
Nein, ich denke nicht. In diesem Jahr sind auffallend häufig und in grossen Mengen schwarze Konfetti verlangt worden, was ganz unüblich ist. Ob das mit der allgemeinen Stimmung, den gewählten Sujets oder den Kostümfarben zusammenhängt, kann ich nicht beurteilen. Helle Farben sind auch eher gefragt. Aus welchem Grund die grünen Konfetti am wenigsten gut laufen, trotz «grüner Welle», ist für mich ebenfalls nicht erklärbar.
Apropos «grüne Welle»: Spürt Ihr Geschäft etwas davon?
Plastik ist ein Problem. Kunden und Wiederverkäufer reklamieren und beschweren sich wegen der Plastikverpackungen. Ursprünglich hatten wir Kartonverpackungen aus recyclierten Kartonschachteln. Aus hygienischen Gründen wurde umgestellt auf Plastik. Wir wissen im Moment nicht, wohin der Trend geht und was wir umweltgerecht als Verpackungsmaterial verwenden sollen, wir sind am Überlegen und Suchen.
Was bei den «Dääfeli»? Woher stammen die? Müssen die zuckerfrei oder vegan sein?
Wir haben in unserem Sortiment weiche und harte «Dääfeli», beide nicht zuckerfrei. Bei den übrigen Süsswaren gibt es zuckerfreie, glutenfreie und sogar halal Artikel. Alle Süsswaren werden aus europäischen Ländern importiert.
Erinnern Sie sich an Engpässe oder haben Sie es beim Einkaufen einmal zu gut gemeint?
Orangen bestellen wir nur wenig mehr als die georderten Mengen, da die Gefahr des Schimmelns sehr gross ist. Gerade heute ist eine grosse Lieferung aus Sizilien eingetroffen Es sind mittelgrosse Blutorangen. Auch bei den Rosen handhaben wir die Bestellung nach der gewünschten Anzahl. Einen Engpass hatten wir dieses Jahr bei den schwarzen Konfetti, konnten aber zum Glück die Lücke schliessen.