AUSGEFRAGT | LEA STRICKLER, PROJEKTLEITERIN BEI DER 72-STUNDEN-AKTION
17.01.2020 Bezirk Sissach, Kirche, Energie/Umwelt, Gesellschaft, Sissach«Nachhaltigkeit im Alltag muss nicht schwierig sein»
Vom 16. bis 19. Januar finden in Sissach diverse Anlässe der «72h-Aktion» statt. Lea Strickler von «Kind Jugend Familie» hat mit zwei Jugendlichen diese Projekte organisiert. Sie erzählt, warum sie das tun und was ...
«Nachhaltigkeit im Alltag muss nicht schwierig sein»
Vom 16. bis 19. Januar finden in Sissach diverse Anlässe der «72h-Aktion» statt. Lea Strickler von «Kind Jugend Familie» hat mit zwei Jugendlichen diese Projekte organisiert. Sie erzählt, warum sie das tun und was wir für die Umwelt tun können.
Lara Uebelhart
Frau Strickler, Sie haben gemeinsam mit zwei Jugendlichen ein Projekt im Rahmen der «72h-Aktion» organisiert. Worum geht es bei dieser Aktion?
Lea Strickler: Bei der «72h-Aktion» geht es darum, dass sich Jugendliche in der ganzen Schweiz dafür einsetzen, dass die 17 Nachhaltigkeitsziele der «Agenda 2030» mit Projekten umgesetzt werden. Die Aktion findet alle fünf Jahre zu einem neuen Thema statt.
Was passiert in der Region während dieser 72 Stunden?
Am Freitag und Samstag machen wir Workshops zum Thema «Nachhaltigkeit und Konsum». Am Freitag starten wir mit einem kleinen Kleidertausch, wo wir Secondhand-Outfits zusammenstellen und fotografieren. Dort gibt es dann auch noch einen Input zum Thema «Nachhaltigkeit und Konsum». Dazu werden wir dann auch recherchieren. Am Samstag machen wir ein kreatives Atelier: Wir gestalten aus Recyclingmaterial neue Sachen, die man dann wiederverwenden kann. Dann dreht sich alles auch um die Vorbereitung für das nachhaltige Nachtessen am Abend. Wir erhalten dafür Lebensmittel von den Detailhändlern und schauen, was wir damit kochen können.
Das Menü ist also noch gar nicht festgelegt?
Wir können nicht sagen, wie viel und welche Lebensmittel an diesem Tag nicht verkauft werden können. Darum müssen wir flexibel sein. Wir haben schon einige Rezepte herausgeschrieben, die vielleicht möglich wären. Und wir werden sicher noch ein paar Dinge dazukaufen müssen, um etwas Schlaues daraus kochen zu können.
Welche Nachhaltigkeitsziele haben Sie sich zur Aufgabe gemacht und wie setzen Sie das um?
Wir haben uns für zwei Ziele entschieden. Das eine ist Klimaschutz und das andere geht um Gesundheit und Wohlergehen. Dann werden wir eine Yoga-Lektion durchführen und meditieren. Diese Veranstaltung ist neben dem Znacht übrigens auch öffentlich. Wir machen auch einen Input zu den Themen Selfcare, Bodypositivity und auch diesbezüglich Umgang mit Social Media: Welchen Leuten folge ich und welche Auswirkungen kann das haben? Was poste ich eigentlich? Was kann das bei anderen auslösen? Am Schluss stellen wir ein Körperpflegeprodukt selbst her, auch, um zu zeigen, dass man solche Sachen selber machen und so Plastik einsparen kann.
Das Nachtessen im Jugendraum Club Underground in Sissach ist öffentlich. Was erwartet die Besucher?
Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr. Zu Beginn erklären wir, was wir gemacht haben. Dazu werden wir die Sachen, die wir gemacht haben, auf den Tischen ausstellen. Jede Person ist frei, sich das anzusehen und sich damit zu beschäftigen. So können wir die Ergebnisse aufzeigen und die Leute sensibilisieren. Dann geht es auch schon los mit Essen. Das Ziel ist ein gemütliches Zusammensitzen und gegenseitiger Austausch. Das Thema wird natürlich auch die Nachhaltigkeit sein.
Was wollen Sie den Besuchern mitgeben?
Ich erlebe es so, dass es beim Thema Nachhaltigkeit häufig darum geht, sich gegenseitig die Schuld zuzuweisen. Unser Ziel ist, dass das an diesem Abend nicht passiert, sondern eine gegenseitige Inspiration stattfindet und Aha-Momente erlebt werden können. Wir möchten aufzeigen, dass Nachhaltigkeit im Alltag nicht schwierig sein muss. Es braucht natürlich eine Phase der Umstellung, aber wenn man offen für Veränderung ist, muss es nicht unangenehm sein.
Wie kann man ein Znacht denn möglichst nachhaltig gestalten?
Wir erhalten Lebensmittel von den Detailhändlern, die sonst im Abfall landen würden. Dazu muss man aber sagen, dass diese sonst unter der Woche mit der Schweizer Tafel zusammenarbeiten, aber am Samstag holt sie die Esswaren nicht ab, deswegen können wir sie haben. Das ist der eine Punkt. Die Sachen, die wir dazukaufen, werden möglichst regional und saisonal sein. Und natürlich ein weiterer Punkt beim Klimaschutz sind tierische Produkte, die relativ viele Ressourcen verbrauchen, sei das Wasser oder Boden. Deswegen werden wir bei den zugekauften Sachen auf tierische Produkte verzichten. Wenn wir aber tierische Produkte von den Detailhändlern bekommen, nehmen wir diese auch an, da diese Ressourcen eh schon verbraucht sind.
Sie haben diese Anlässe nicht alleine organisiert, sondern mit zwei Jugendlichen. Wer sind sie und wie kam es zur Zusammenarbeit?
Ich kenne die beiden von der Jugendarbeit. Ich wusste, dass sie sich für Nachhaltigkeit interessieren. Alyssa d’Addario ist 16 Jahre alt und geht an eine berufsvorbereitende Schule und Lena Schwärzler ist 14 Jahre alt und ist jetzt im zweiten Jahr der Sekundarschule. Beide waren von Anfang an motiviert. Zu Beginn haben wir uns entschieden, auf welche Nachhaltigkeitsziele wir uns konzentrieren wollen, was wir spannend finden. Gemeinsam haben wir dann wild Ideen gesammelt und uns nach dieser Phase auf konkrete Projekte geeinigt. Mir war wichtig, dass sie Verantwortung übernehmen und es unser Projekt ist und nicht meins.
Das Thema Nachhaltigkeit ist auch nach den 72 Stunden relevant. Wie handhabt das die Jugendarbeit in der Region Sissach?
Wir haben noch nichts Konkretes geplant, da unsere zeitlichen Ressourcen begrenzt sind. Ausserdem gehen wir auf die Bedürfnisse und Themen der Jugendlichen ein. Wir hoffen, dass wir die Beteiligten der Aktion aber dazu inspirieren, sich im Alltag selbst zu reflektieren und Veränderungen vorzunehmen. Auch versuchen wir als Jugendarbeit den Betrieb möglichst nachhaltig zu gestalten und uns da zu verbessern.