Roland Buser lässt nichts anbrennen
12.11.2019 Bezirk Sissach, Gastronomie, Landwirtschaft, SissachDie General Sutter Distillery am nationalen Brennertag
Am vergangenen Samstag hat die General Sutter Distillery in Sissach im Rahmen der fünften nationalen Brennertage ihre Tore geöffnet. Eine Brennerei, in der schon seit über 80 Jahren Obstbrände hergestellt ...
Die General Sutter Distillery am nationalen Brennertag
Am vergangenen Samstag hat die General Sutter Distillery in Sissach im Rahmen der fünften nationalen Brennertage ihre Tore geöffnet. Eine Brennerei, in der schon seit über 80 Jahren Obstbrände hergestellt werden.
Heiner Oberer
«Nur mit einwandfreiem Grundmaterial ist es möglich, ein qualitativ hochstehendes Destillat zu erzeugen», sagt Roland Buser, der seit rund fünf Jahren bei der General Sutter Distillery in Sissach für die Brände verantwortlich ist. Bevor sich der 42-jährige Brennmeister an das Brenngeschirr wagte, war er 15 Jahre in der IT-Branche tätig. Vom Computermenschen zum Brennmeister – ein eigentlicher Quantensprung. «Ich wollte etwas mit den Händen machen. Die IT war eine ziemlich trockene Sache», sagt er.
Die General Sutter Distillery der Hans Nebiker AG, die sich im ehemaligen Stall aus dem Jahr 1854 befindet, hat am vergangenen Samstag zum Nationalen Brennertag geladen. Die Türen der Brennerei stehen weit offen. In der Luft liegt der Duft von «Chiirssiwasser». Majestätisch aufgereiht, präsentieren sich die fünf Kupfer-Brennhäfen. Das klare Destillat fliesst einem dünnen Faden gleich in die bereitgestellten Chromstahlkessel. Brennmeister Roland Buser empfängt die Gäste und erklärt den Vorgang des Destillierens.
Dabei wirft er immer wieder einen Blick auf den Spindel, der den Alkoholgehalt im Destillat anzeigt. «Das Trennen des Vorlaufs, Herzstücks und Nachlaufs des Destillats ist der wichtigste Vorgang und macht die Kunst des Destillierens aus», erklärt er.
Apfellikör mit Kaffee und Orange
Man könne den ersten Liter des Destillats getrost entsorgen. Das Herzstück erkenne man anschliessend daran, dass das Destillat nicht auf der Zunge brennt, sondern mild und fruchtig schmeckt. Verschwinde die Fruchtigkeit, ist der Nachlauf erreicht, der ebenfalls entsorgt werden könne. «Wir wollen Qualität, keinen Fusel. Wir verwenden dafür zu 100 Prozent Früchte aus der Region.»
Seit über 80 Jahren werden in der General Sutter Distillery Obstbrände hergestellt. Das Aushängeschild ist der General Sutter Kirsch, benannt nach Johann August Sutter, dem Baselbieter, der nach Amerika auswanderte, um Kalifornien zu kolonialisieren. «Wir setzen auf Tradition, sind aber auch offen für Neues», sagt Buser. Neben dem traditionellen Kirsch findet man im Sortiment den «Red Cherry», einen sortenreinen Lauber Kirsch, veredelt mit Dörrfrüchten, und einen Wildpflümli Likör. Als neuste Kreation gilt der Papua Mega. Ein Apfellikör, aromatisiert mit Kaffee und Orange.
Einen Sommer lang hat Buser seinem Vorgänger Ueli Gysin, der 48 Jahre für das Brennen verantwortlich war, über die Schultern geschaut. Zudem hat er sich in Kursen in der Schweiz und Deutschland weitergebildet. Als nächstes plant er, sich zum Edelbrand-Sommelier ausbilden zu lassen. «Die praktische Arbeit ist aber noch immer die beste Ausbildung», zeigt sich Buser überzeugt. Ohne Leidenschaft könne man aus einer Frucht kein perfektes Destillat herstellen. Fehle das Herzblut, entstehe nur Mittelmässiges.
Über 130 Tonnen Kirschen
Wegen der ausserordentlich guten Kirschenernte im Jahr 2018 war Roland Buser besonders gefordert. Es galt 106 500 Kilogramm Kirschen für den Eigenbedarf und über 26 000 Kilogramm Kirschen für Lohnbrand zu destillieren. Im Gegensatz zum Jahr davor, als nur rund 13 Tonnen Kirschen angeliefert wurden. «Ich habe bis August dieses Jahr beinahe jeden Tag gebrannt, um der grossen Menge Herr zu werden.»
Zum Abschluss der Führung zeigt der Brennmeister noch ein wahres Bijou. Etwas Abseits steht ein frisch herausgeputzter Brennhafen der ehemaligen Kupferschmiede und Spenglerei A. Cleis aus Sissach. Andreas Cleis-Völlmy betrieb seit 1885 im aus dem Jahr 1669 stammenden Haus im Dorfzentrum von Sissach eine Werkstatt. Neben Brennapparaten, Waschherden und Badewannen fertigte und verkaufte er zusätzlich Nähmaschinen, Hüte und Kappen.
Neue Gäste treffen ein. Roland Buser muss weiter. Wortreich erklärt er den Neuangekommenen seine Arbeit. Man spürt, hier ist ein Mann am Werk, der seine Arbeit liebt. Der das Gespür dafür besitzt, wie ein perfekter Kirsch zu schmecken hat.